laut.de-Kritik
Schottischer Indierock: Frisch und völlig losgelöst.
Review von Kai ButterweckIm rauen Glasgow gibt's nicht nur haufenweise tolle Pubs, sondern auch richtig gute Musik. Wer auf markante Indie-Sounds steht, der sollte sich die drei Deutschland-Shows von Declan Welsh And The Decadent West im November ganz fett in seinen Kalender eintragen. Die Schotten haben dann garantiert auch ein paar Perlen aus ihrem neuen Studioalbum "2" mit im Gepäck. Eigentlich könnte die Band aber auch das komplette Album live präsentieren, denn im Grunde hat jeder Track auf "2" Setlist-Potential.
Das Ganze geht schon richtig stark los mit dem quirligen Opener "Mercy" - ein Song, der mit noisigen Gitarren und krachenden Beckenschlägen im Refrain um die Ecke kommt. Kurz darauf taucht man ein in die wilde Gedankenwelt des namengebenden Frontmanns ("King Of My Head"). Hier übernehmen warme Synthies und ein Oasis-Gedenkbeat das Kommando. Weiter geht's mit "Come Outside". Hier fühlt man sich an die richtig großen Combos der Branche erinnert. Etwas düsterer und mit einer Prise Spoken Words verfeinert schiebt sich der Song ganz nach oben auf die Highlights-Liste.
In der zweiten Hälfte sind es vor allem die emotional sehr aufwühlende, sphärisch treibende Nummer "First To Know" und der Yard Act-Gruß "100 To 1 (Saturday Night)", die den heimischen Boxentest bestehen. Vor allem Letztgenannter hat das Zeug zum Hit. Von einem übersteuert scheppernden Beat und hochtönigen Echo-Einsätzen im Refrain befeuert, gräbt sich der Song mit zuckersüßen Melodien in den Strophen ganz tief in die Gehörgänge ein.
Declan Welsh And The Decadent West klingen auf ihrem Zweitwerk ungezwungen, frisch und völlig losgelöst von einengenden Genre-Grenzen. Die Schotten machen einfach, was sie wollen - und das machen sie auch noch sehr gut. So steht der simple Titel des großen Ganzen im krassen Gegensatz zum facettenreichen Inhalt. Vielfalt wird im Hause Welsh nämlich großgeschrieben. Hier gehen Pop, Rock und knarzige Garage-Klänge ganz eng umschlungen ihren gemeinsamen Weg – ein Pfad, dem man als Freund von erfrischenden Indierock-Klängen nur allzu gerne folgt.
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