laut.de-Kritik

Unplugged und dennoch metallisch? Geht das? Ja!

Review von

Deep Trip rocken! Deep Trip sind Heavy Metal! Diese zwei Ausrufe kommen einem spontan in den Sinn, sobald man ihre Musik hört. Nun mag sich der Leser denken, was denn wohl so besonderes an dieser Feststellung sei. Ganz einfach: Die Schweizer Combo ist ein reines Akustiktrio mit Wandergitarre, Kontrabass und Violine plus dem charismatischen Gesang Claudio Mosers.

Wer jetzt an einen Apocalyptica-Klon! denkt, der irrt beträchtlich. Die Eidgenossen klingen absolut eigenständig und erinnern keine Sekunde an die Finnen. Unplugged und dennoch metallisch? Geht das? Ja! Die Gitarre des Sängers bildet ein teppichartiges Fundament gezupfter Noten und Akkorde. Der Bass von Sofus Gleditsch groovt eindringlich, aber nie poserartig. Die Violine von Khin Hong Yip jedoch schießt den Vogel komplett vom Himmel. Wie ein wild rockender Yehudi Menuhin geigt sich der klassisch ausgebildete Virtuose beeindruckend durch die Tracks. Mal ruhig und klassiknah; dann folkig mit leicht sephardisch-orientalischem Touch oder auch sehr schroff bratzend! Alle songdienlichen Nuancen werden perfekt stimmungsvoll umgesetzt. Das verleiht dem Debütalbum einen Abwechslungsreichtum im Arrangement mit dermaßen vielen Klangfarben, dass einem das Herz höher schlägt.

Der Gesang Mosers ist ebenso Aushängeschild wie Achillesferse. Knödelnd aber kraftvoll singt und schreit sich der Vokalist die Rockseele aus dem Leib. In Atttitüde und Phrasierung lehnt er sich allerdings allzu stark an Kollegen wie Pearl Jams Eddie Vedder und Soundgardens Chris Cornell an, was den Spaß etwas mindert. Das pusht die phantasievollen verschiedenartigen Lieder fast allesamt in eine leicht leidende Grunge-Ecke. Schade! Denn die große Bandbreite der Arrangements geht auf diese Weise ein wenig unter und mündet in der immer gleichen weltschmerzenden Grundstimmung.

Was die beeindruckende instrumentale Umsetzung verspricht, vermögen die Kompositionen nicht immer zu halten. Zwar sind krachende Ohrwürmer vorhanden, so zum Beispiel das kritische "Soldier" oder auch das sanfte "My Son". Unter den 15 Tracks befindet sich aber auch so manches Lied eher schlichterer melodischer Herkunft ("Teardrops"). Die Lyrics decken die ganze Bandbreite zwischen persönlicher Emotion und Sozialkritik ab.

Der Erstling von Deep Trip ist aber ein überwiegend kurzweiliges Songpaket. Die instrumentale Vielschichtigkeit setzt ein dickes Ausrufezeichen in die hart rockende Landschaft. Wenn die Band sich auf diesem Wege weiterentwickelt, wird man in nicht allzu ferner Zukunft sicherlich noch deutlich stärkere Alben zu Ohren bekommen.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Help Me
  3. 3. Carry On
  4. 4. Dreamer
  5. 5. Soldier
  6. 6. Intro 2
  7. 7. Hate
  8. 8. Venom
  9. 9. Masters Of The Earth
  10. 10. My Son
  11. 11. Still Beautiful
  12. 12. Empty Gun
  13. 13. Teardrops
  14. 14. Nevermind
  15. 15. Fuck Yourself

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2 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    mich würde mal interessieren, ob die in der schweiz schon bekannter sind.

    generell dürfte die richtung/umsetzung ja vielen rockfans gefallen.

  • Vor 15 Jahren

    So weit ich das beurteilen kann, sind die in die der Schweiz (noch?) nicht wirklich gross. Aber wenn ich sehe, wie Eluveitie gerade abgefeiert werden, dürften auch Deep Trip früher oder später durchstarten...

    Meine Begeisterung für die Band hält sich allerdings in Grenzen - denn mit Grunge konnte ich noch nie was anfangen. Die Instrumentierung macht das ganze zwar interessant und der eine oder andere Song kann man sich durchaus anhören, insgesamt ist mir die Musik aber zu seicht. Und im Gegensatz zu Dornenreich fehlt es denen einfach an Authentizität.