laut.de-Kritik
20 Jahre Die Sterne - Klasse statt Masse.
Review von Kai ButterweckEin Mini-Album mit fünf neu eingespielten Altbekannten und zwei Coverversionen zum 20-jährigen Bandjubiläum: Was auf den ersten Blick wie eine kalkulierte Mogelpackung aussieht, ist allerdings im Falle von "Für Anfänger" immer noch um Einiges gehaltvoller, als so manch vergleichbarer Jubi-Output von Kollegen, die meinen, man könnte Masse mit Klasse gleichsetzen.
Natürlich hätten sich Freunde des Hamburger Quartetts auch über ein glitzerndes Box-Set mit Neuem, Altem und Unerwartetem gefreut, aber das wäre dann eher auf unauthentischem Mist gewachsen. Die Hamburger Schule stand noch nie für exzessiven Brimborium, und die Sterne als Co-Founder der Branche schon mal gar nicht.
Spartanisch, um die Ecke denkend und musikalisch fern ab von Breitwandproduktionen jagen die Mannen um Mastermind Frank Spilker ihre parolefreien Polit- und Gesellschaftsspitzen durch den Äther. Und das nun schon seit zwei Jahrzehnten.
Mit "Big In Berlin", "Inseln", "Universal Tellerwäscher", "Was Hat Dich Bloss So Ruiniert" und "Fickt Das System" fiel die Wahl letztlich auf Songs der Prä-Disco-Phase, als die Band sich noch primär in den Bereichen Indie, Pop und Rock austobte. Für die in den letzten Jahren neu hinzu gewonnene Tanz-Gefolgschaft dürfte sich die Freude dementsprechend in Grenzen halten.
Nimmt man jedoch den Titel des Albums etwas genauer unter die Lupe, ergibt die Songauswahl sehr wohl Sinn, denn all diejenigen, die sich nach dem Kauf dieser Scheibe zum ersten Mal mit dem Schaffen des Vierers beschäftigen, werden aufgrund oben genannter Songs mit dem Fundament der Band konfrontiert.
Eine Basis, ohne die die vergangenen Nebenspur-Ausflüge keinen richtigen Sinn ergeben würden. Demzufolge hütet sich die Band auch davor, ihre Gassenhauer in ein allzu neues Gewand zu stecken, und präsentiert stattdessen die perfekte Verbindung zwischen altem Spirit und akzentuierten Spielereien der Neuzeit.
Zwar bekommt die inhaltliche Tristesse von "Inseln" einen musikalisch etwas positiveren Touch aufgrund von schnelleren Abfolgen im Vergleich zum Original, und auch "Fickt Das System" zieht sich einen luftigen Elektro-Mantel über das schrammelige Shirt. Aber alles in allem bleiben die Wurzeln der Songs fest verankert.
Letztlich genießt man ein kurzweiliges Live-Programm der Band in seinen eigenen vier Wänden, denn wer die Hamburger schon einmal auf der Bühne gesehen und gehört hat, wird schnell Parallelen entdecken zwischen Aufbau und Ablauf der neu eingespielten Klassiker und der Live-Darbietung eben jener Songs.
Mit den beiden Coverversionen befreundeter Bands (Superpunk, Die Regierung) schaufeln die Jungs von der Alster noch etwas Ska ("Ich Weigere Mich Aufzugeben") sowie Bass- und Riff-lastiges ("Ich Halt Es Nicht Aus") in die Runde: Unspektakulär, aber eindringlich. So wie fast alles, was die Band in den letzten zwanzig Jahren zu Tage förderte.
2 Kommentare
Natürlich ist das Album nichts aufregendes, aber ich hör' die neuen Versionen und vor allem "Ich weigere mich aufzugeben" sehr gern.
Naja, auch wenns nur nen 10er kostet: eine Gesamtspieldauer von nur 24 Minuten ist doch schon arg wenig. Ja, die Songs sind gut ausgewählt, aber selbst bei einer freiweilligen Selbstbeschränkung auf die frühen Jahre hätte man noch ohne Bruch den ein oder anderen Song dazupacken können.