laut.de-Kritik
Zum Aufwärmen auf dem Weg zur nächsten Party.
Review von David HilzendegenUm eventueller Euphorie vorzubeugen: Streng genommen bleibt auch 2009 von einem neuen Diplo-Album unbehelligt - bislang zumindest. Daran ändert auch "Decent Work For Decent Pay" nichts. Der Titel lässt bereits erahnen, dass es sich bei der neusten Veröffentlichung aus dem Hause Big Dada lediglich um eine Zusammenstellung von Auftragsarbeiten handelt.
Die hat es von den Namen her allerdings in Sich, Diplo nimmt es mit der versammelten Indie-Armada auf. Dazwischen vier eigene Titel, die angesichts solch unterschiedlicher Gäste wie M.I.A., Bloc Party, Spank Rock oder Peter, Bjorn and John jedoch schnell in den Hintergrund treten. Scheuklappen waren schließlich noch nie ein Problem, mit dem Herr Pentz zu kämpfen hatte.
Eingefleischte Diplo-Fans erwartet naturgemäß nichts aufregend Neues, zumal es der Remix von Daft Punks "Harder Better Faster Stronger", der auf der Promokopie noch enthalten ist, aus lizenztechnischen Gründen nicht auf das finale Produkt geschafft hat.
Alle anderen jedoch dürfen sich an Diplos Versuch ergötzen, aus ohnehin schon über alles erhabenen Titeln noch eine Spur mehr rauszukitzeln. Das frischt selbst das mittlerweile arg ausgelutschte "Young Folks" wieder auf, wobei sich Diplo nicht soweit aus dem Fenster lehnt wie der Phones-Remix, der sich seinerzeit auf der gleichen 12 Inch befand. Er belässt es bei verzerrten Synthies und einem aufgemotzen Drum-Kit.
Deutlich mehr Bums als das Original hat hingegen "Where Is Home?", wodurch Kele Okerekes Gesang noch flehender wirkt. Charakterbildung à la Diplo. Und wenn die Vorlage auch ohne Bearbeitung schon knallt wie eine Ohrfeige, kommt sie einfach unbearbeitet auf die Scheibe: Kanos "Reload It", das Diplo für dessen Debüt "Home Sweet Home" produzierte, sprengt auch heute noch jede Tanzfläche.
"Double-Time-Action von Kano, D Double E und Demon auf einem Galeerentreiber-Drum'n'Bass-Beat. Hell yeah, und spätestens jetzt steht kein Mensch mehr still", hieß es damals schon.
Der Globetrotter wäre nicht er selbst, wenn nicht Einflüsse aus aller Welt ihren Platz finden würden. "Solta o frango" und ein Remix von "Heater" bedienen dieses Verlangen, wohingegen der M.I.A.-Remix enttäuscht.
Lediglich Bun B und Rich Boy über den bekannten Beat rappen zu lassen ist etwas schwach, reiht sich jedoch nahtlos ins Fazit ein: Zum Einstieg und zum Aufwärmen auf dem Weg zur nächsten Party taugt es dicke. Ein neues eigenständiges Album muss trotzdem langsam her.
Noch keine Kommentare