laut.de-Kritik

Dreckskerle mit sauberer Musik.

Review von

Ihr Bandname Dirty Heads sorgt erst einmal für Verwirrung. Doch das Image der Dreckskerle haben die Kalifornier längst hinter sich gelassen. Spotify sieht das anders und bezeichnet einige Songs weiterhin als explicit. Ihr Name geht auf eine Jugendsünde zurück, die sie vor über 20 Jahren begangen. Da stahlen sie Alkohol aus einem Geschäft, und der Besitzer rief ihnen nach: "Come here you little dirty heads!" Die Straftat hatte also Folgen: eine nette Anekdote und einen Namen für eine beachtliche Karriere.

Für den Erfolg dürfte auch ihr experimentell-facettenreicher Mix aus Reggae-Rock mit Hip Hop Elementen gesorgt haben. Der Sound versprüht diese gewisse Leichtigkeit, die es wohl nur in Kalifornien geben kann. Mit ihrer Liste von prominenten Feature-Gästen wie Train, Travis Barker und Sublime With Rome unterstreichen die Dirty Heads zudem ihre musikalische Offenheit.

Die ist gerade bei ihrem titelgebenden "Midnight Control" zu hören. Aber was ist da genau zu hören? Ein sehr spezieller Mix diverser Genres und Klangwelten: Etwas SloMo-Trap, viel Reggae, wieso-auch-immer BTS und ganz viel Undefinierbares. Ganz so deutlich wird das nicht.

Spielt auch keine Rolle. Schließlich wissen die Dirty Heads nach 20-jähriger Banderfahrung, "was wir tun, wie wir klingen möchten und wie wir nicht in bestimmte Richtungen gedrückt werden". Daher bezeichnet Sänger Jared im Interview (bald hier zu lesen) "Midnight Control" auch als ihr bisher "bestes Album".

"Picture this drunk as shit / On a pirate ship / In some shackles in the brig / With a couple cracked ribs thinking" - "Island Glow" liefert direkt zu Beginn die ungewöhnlichsten Lines und zudem lässigste Gitarrenhook des Albums. Die Piratennummer entwickelt sich allmählich zum Fanliebling und könnte durchaus der nächste virale Hit der Kalifornier werden. Mit "Vacation" schafften sie das bereits im vergangenen Jahr, obwohl der Song da schon über vier Jahre alt war.

"Life's Been Good" - auch ohne Vacation, "black impala" oder "beach house". Mit macht das Leben natürlich noch mehr Spaß, was ihr dazugehöriges Video beweist. Die Stimmen von Jared Watson und Dustin Bushnell erinnern hier sehr an die des Country-Duos Florida Georgia Line, das eingängige "Make Me" könnte statt Jared Watson auch Adam Levine singen.

Stattdessen holten sich die Dirty Heads bei der Vorabsingle "Heavy Water" die Grammy-nominierten Common Kings an Bord. "Wir wollten einfach einen Banger machen", hieß das Vorhaben im Voraus. Und wie soll es auch anders sein, wenn zwei erfolgreiche Reggaebands aus der gleichen Gegend einen gemeinsamen Reggaesong aufnehmen? Das Vorhaben geht auf.

Gegen Ende fallen vereinzelte Gitarrensongs wie "Little Things", ein etwas langweiliges "Shade" und ein kitschig-verträumtes "Live Your Life" auf, das von Peter Pan höchstpersönlich stammen könnte: "Here's a little story about a dude that died one day / He said, 'The only thing that matters is your family and your friends'". Zuckersüße Worte und saubere Musik - beides kann eben auch von Dreckskerlen stammen.

Trackliste

  1. 1. Island Glow
  2. 2. Heavy Water
  3. 3. Life's Been Good
  4. 4. Make Me
  5. 5. Midnight Control
  6. 6. Little Things
  7. 7. Indigo
  8. 8. El Dorado
  9. 9. Shade
  10. 10. Live Your Life

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1 Kommentar

  • Vor einem Jahr

    Ich erinnere mich daran, wie ich vor vielen Jahren auch mal solche Artikel schrieb. Ist überhaupt nicht böse gemeint! Ich finde es nur herzerwärmend, und es spricht für laut.de, was für unterschiedliche Voraussetzungen die Autoren haben dürfen. Bitte unbedingt weitermachen, und nicht zwanghaft etwas verändern, Frau Bayer!!!! :)