laut.de-Kritik
Wilder Mix aus unkonventionellen Melodien und provokanten Texten.
Review von Robin Kirker"Ich find's bad, ich hasse es, meinen Namen zu sagen" – ziemlich große Worte für jemanden, der sein Album nach sich selbst benannt hat! So beginnt Dominik Hartz sein Werk, und was folgt, sind 16 Tracks voller musikalischem Können. Jeder einzelne Song unterhält auf seine ganz eigene Weise. Hartz beweist, dass er nicht nur mit Worten, sondern auch mit Melodien ordentlich austeilen kann.
Der Titeltrack "Dominik Hartz" lädt zur großen Vorstellung. Vorhang auf, Bühne frei! Mit dem Refrain "Der Vorhang geht auf" eröffnet er nicht nur den Song, sondern gleich das gesamte Album, als stünde man im Theater und das Spektakel beginne. Was auch immer der mysteriöse Titel des zweiten Songs "Dede Don Don Dede Don Dede Don" zu bedeuten hat, die Geschichte wird damit auf charmant kryptische Weise weitererzählt. Hartz imitiert dabei gekonnt den Beat des Refrains. Mal was anderes, aber genau das ist es, was man von ihm erwartet: unkonventionell und ein wenig schräg, aber immer spannend.
Das Album vermittelt das Gefühl, als würde man direkt beim Entstehungsprozess dabei sein und als säße man mit Dominik Hartz im Studio. Besonders in "Ficken3000" wird das spürbar: Ein kurzer Einspieler, in dem Hartz sagt "Ey, das ist, das ist...", gefolgt von einem fast schon beschämten Seufzen. Es ist fast, als wüsste er selbst nicht so recht, was er davon halten soll. Hartz hat einmal gesagt, seine Songs seien beim ersten Hören 'nice' und spätestens nach dem dritten Mal nicht mehr peinlich. Aber bei einem Titel wie "Ficken3000" – ja, schon wieder so ein bizarrer Name – fragt man sich doch, ob da nicht ein wenig Schamesröte im Spiel ist. Aber nicht nötig, auch wenn das Liebeslied durch seinen anstößigen Text an Ernsthaftigkeit verliert.
Zugegeben, trotz all der Gute-Laune-Lieder lief ein Tränchen bei "Farbe Ins Grau". Hartz, der eigentlich für mitreißende Songs wie "Klimpa Klimpa" bekannt ist, zeigt hier, dass er auch Balladen beherrscht. Wenn er eine Ballade macht, dann richtig. Die Jahre des Stimmtrainings zahlen sich hier voll aus: Jeder Ton sitzt perfekt und verleiht diesem musikalischen Liebesgeständnis eine ganz besondere Tiefe. Hartz beweist, dass er nicht nur fetzig kann, sondern auch gefühlvoll, und das mit Bravour.
Aber genug von den Schnulzen! Hartz liefert ein Album voller experimenteller Tracks, in denen scheinbar wahllos Töne und Sounds zusammengewürfelt werden, und genau das macht den Reiz aus. "Regen" ist ein Paradebeispiel dafür: Oldschool-Beats treffen auf Streicher und ein mysteriöses Geräusch, das sich einfach nicht zuordnen lässt. Irgendwie klingt es, als würde jemand mit dem Finger über eine einzige Saite einer E-Gitarre rauf und runter gleiten. Verrückt, oder? Und dann, am Ende, schleicht sich sogar ein Hauch Jazz in den Track, mit einem eingespielten Bass.
Falls es bisher immer noch niemandem aufgefallen ist: Jetzt bitte aufpassen! "Goofy" startet mit Hartz' lässigem "Ok, mal kucken", als würde man direkt in einer ungeschnittenen Live-Studioaufnahme sitzen. Und lyrisch? Da gibt er wirklich alles, was er drauf hat. Der Track ist eine einzige Parade an Wie-Vergleichen und Anspielungen, als hätte Hartz beschlossen, seine gesamte lyrische Spielkiste auf einmal auf den Tisch zu packen. "Denn auch ich will auf die eins wie dieser Aggu auf Skiern." und genau diesen Vibe bekommt man auch. Der Beat und die Stimmlage erinnern stark an den Deutschrapper und damit fährt er eine ziemlich erfolgreiche Schiene.
Auch "Gästeliste" schließt an dieses Erfolgsrezept an. Mittlerweile fällt auf, dass einige deutsche SängerInnen auf den Trend aufspringen auf Techno zu singen oder rappen. Auch Hartz landet mit diesem Track einen absoluten Hit, bei dem man sich kaum ruhig auf dem Stuhl halten kann. Der Refrain beginnt mit "Aperol Spritz", gut durchdacht. Das Sommergetränk 2024 schlechthin verspricht Erfolg.
Insgesamt spiegelt das Album die Erfolgsgeschichte von Dominik Hartz wider. Jeder Track erzählt ein Kapitel aus seinem Leben im Musikbusiness und seinen Weg nach oben. Besonders im "Outro" wird das noch einmal deutlich, wenn er erwähnt, dass er es als singendes Kind nicht immer leicht hatte. Er spricht offen ein Problem an, das viele KünstlerInnen kennen: Fame macht plötzlich beliebt. Während man früher für seine Kreativität belächelt oder sogar fertiggemacht wurde, wollen nach dem Erfolg plötzlich alle mit einem befreundet sein. Auch bei Hartz war das scheinbar nicht anders.
Doch bevor er Gefahr läuft, als abgehobener Star abgestempelt zu werden, zieht er im "Outro" noch einmal die Notbremse. In der letzten Minute spricht er ehrlich über seine Fehler und die Tatsache, dass er sich ihrer bewusst ist. Er lässt keinen Zweifel daran: Es gibt immer etwas, das man besser machen kann. So endet das Album und hinterlässt einen nachdenklichen, aber auch bodenständigen Schlussakkord als sein Vermächtnis.
1 Kommentar
Geht gut rein. Macht das, was Cro zwanghaft gerne machen würde, mit gefühlter Leichtigkeit.