laut.de-Kritik
Schlägt nur im Die Hard-Lager Wellen.
Review von Kai ButterweckSeit nunmehr 30 Jahren stolziert Doro Pesch in stilechter Lack- und Leder-Garderobe über die Heavy Metal-Bühnen dieser Welt. Grund genug, quasi doppelt zu feiern: So 'dürfen' sich Fans der gebürtigen Rheinländerin über den Re-Release ihres bis dato erfolgreichsten Chartsstürmers "Raise Your Fist" freuen. Um diesen aufgewärmten Braten noch etwas schmackhafter zu machen, gibts aber noch ein kunterbuntes Sammelsurium ausgewählter Coversongs obendrauf.
Das bereits vor knapp zwei Jahren mit dem Prädikat 'solide' verarztete Hauptwerk wandert verständlicherweise sogleich in die Schublade. Das eigentlich Interessante verbirgt sich hinter dem pompösen Titel "Powerful Passionate Favorites". Hier adelt die Pommesgabel-Queen eine Vielzahl der Helden ihrer Vergangenheit.
Bevor die Reise in die Antike allerdings losgeht, wärmen erst mal ein neuer Edelstahl-Mix des Lemmy-Duetts "It Still Hurts" sowie der französische Ableger des Songs "Raise Your Fist" die Muskeln auf.
Richtig spannend wirds dann ab Minute acht, wenn die Sängerin vor einem Led Zeppelin-Starschnitt kniend haufenweise Abschiedstränen vergießt ("Babe I'm Gonna Leave You"). Natürlich kommt weder Doros Organ noch der metallische Background auch nur annähernd an die Tiefe der Bausteine des Originals heran, aber 'vernichtet' wird der Song auch nicht.
Weiter gehts mit Tina Turners Klassiker "Nutbush City Limits". Hier greifen schon wesentlich mehr Rädchen ineinander. Auch an der bereits bekannten – für diesen Anlass aber etwas überarbeiteten - Kiss-Nummer "Only You" gibts nur wenig auszusetzen.
Anders verhält es sichmit der Neuinterpretation des Dio-Klassikers "Egypt (The Chains Are One)". Ähnlich wie beim Zeppelin-Kniefall, scheitert die Düsseldorferin an den Vorgaben des Originals. Da hilft auch keine Extraportion Hall auf den Gesangsspuren. Wie zu erwarten bleibt die Markanz des Diablo-Maestros unerreicht.
Wieder unten im Tal hat die Sängerin merklich Schwierigkeiten wieder Fuß zu fassen. Der "Nothing Else Matters"-Gipfel thront gleichwohl in viel zu weiter Ferne. Hier gelingt weder der Anstieg, noch findet die Belegschaft einen angemessenen Unterschlupf fürs Basis-Lager. Schwamm drüber.
Zum Abschluss werden die Wunden geleckt. Mit dem brandneuen Track "Warfare" schmückt sich Doro mit eigenen Federn. Hier trifft altbewährte Hardrock-Kost auf neuzeitlichen Metal – eine Mixtur, die die Sängerin im Schlaf beherrscht.
Das abschließende "NYC Blues"-Demo dürfte hingegen nur im Die Hard-Lager der Blondine Wellen schlagen. Mit emotionalen Mississippi-Vibes haben Doros Griffe in die musikalische Trickkiste genau so viel zu tun, wie RTL 2 mit seriöser Fernsehunterhaltung. Letztlich schnürt die Metal-Queen ein Jubi-Paket, das in erster Linie quantitativ punktet.
2 Kommentare
Doro? Ernsthaft?
Doro !!!
Deine Stimme im Song " Raise Your Fist in The Air ".
Ich dachte : Super, endlich wieder eine Hardrock Lady
vom Feinsten.