laut.de-Kritik

Diese Frucht hätte noch ein wenig reifen sollen.

Review von

Mit Früchten ist das so eine Sache. Sie sehen oft lecker aus - doch ob sie reif sind, erkennt man meist eher an anderen Dingen. Anhand eines Drucktests beispielsweise. Oder ob sich die Blätter problemlos abziehen lassen. Auch der Geruch kann helfen.

Bei Elijahs "Eat Ripe Fruit" verhält es sich ähnlich: schickes Artwork, übersichtliche Tracklist. Eine 'reife Frucht' wird versprochen. Ein Album, an dem der Schweizer Reggaemusiker die vergangenen fünf Jahre arbeitete, gemeinsam mit dem Who is Who der Szene: Produziert in Bob Marleys legendären Tuff Gong Studios in Kingston, unterstützt von den jamaikanischen Urgesteinen Raging Fyah. Nach Elijahs gefeiertem Debüt "Beweg Di" im Jahr 2007 könnte man angesichts dieser Tatsachen haufenweise Offbeat-Sachverstand hinter, vor und auf der Platte erwarten. Aber gut neun Jahre nach dem Erstlingswerk gelingt es dem gebürtigen Zürcher nicht, an die Qualität von "Beweg Di" anzuknüpfen.

"Fünf Jahre vor Fertigstellung des Albums haben wir einen Mangobaum gepflanzt in Gambia. Und da hatten wir mit dem Album angefangen. Später als das Album dann fertig wurde, bekam ich die ersten Früchte von dem Baum", erzählt Elijah in einem Interview mit dem Westdeutschen Rundfunk.

Und tatsächlich ist "Eat Ripe Fruit" wie eine frische Mango: Sieht gut aus, präsentiert sich auf den ersten Blick gemäß der Rastafari-Farbenlehre in Rot, Gelb, Grün. Dementsprechend wird auch der Opener "Power To The People" den Erwartungen gerecht. Der Riddim geht dank treibender Bassline und erfrischender Melodie ins Ohr. Elijah thematisiert Machtverhältnisse, Korruption, sozialen Aufstieg und den Aufstand der unteren Klassen: "Now is the hour fi we / So give the power to we / The power to the people". Ein Reggae-Song wie er im Buche steht. Bravo. Weiter so.

Auch das halbakustische "Gun Cry" gemeinsam mit der jamaikanischen Sängerin Terry Lynn spricht noch für die Platte. Minimalistischer Instrumenteneinsatz gepaart mit einem kraftvoll vorgetragenen Refrain - die gepflückte Mango scheint tatsächlich nicht nur reif, sondern auch genießbar zu sein.

Doch leider ist es mit der Konstanz auf "Eat Ripe Fruit" nicht so weit her. Ja, Elijah hat viel zu erzählen. Die Themen sind variantenreicher als auf so manch anderer Reggae-Platte. Der 29-Jährige singt in Mundart, Englisch, Spanisch und Französisch. Er rappt, spielt Gitarre und produziert Dub-Versionen seiner Songs. Aber irgendwie scheint die LP bunt zusammengewürfelt, ohne richtiges Konzept. Einen roten Faden sucht man vergeblich.

Auf den Offbeat-Opener folgt die poppig-klebrige "Senegal-Suisse-Connection" "Love Is In Danger". Weshalb die Verantwortlichen den Song nicht an anderer, besser geeigneter Stelle (zum Beispiel auf dem Ausschuss-Stapel) platziert haben, bleibt ihr Geheimnis. Big Zay und Baye Bass heißen hierbei die senegalesichen Gastmusiker, denen es allerdings nicht gelingt, den mit voller Wucht neben dem Takt platzierten Refrain in irgendeiner Weise auszugleichen.

Ist die Mango erst mal aufgeschnitten, findet man noch weitere unreife Stellen: "Deeper" läuft dem eben genannten "Love Is In Danger" fast noch den Rang ab. Auch das südamerikanisch anmutende "Aellei" oder der Ganja-Tune "S Gras Muess Cho" hätten durchaus noch einer Überarbeitung bedürft.

Dazwischen findet sich viel fades Fruchtfleisch. Der Schweizer greift hier zu oft auf akustische Elemente zurück. Was bei "Gun Cry" noch irgendwie gut geht, besiegelt schlussendlich das Schicksal des Langspielers: Die Platte tröpfelt vor sich hin. "Do Good In Life" oder "Granit" (inklusive der Dub-Version "Granit Dub") schaffen zwar gerade noch so den Sprung auf die 'Hörenswert-Liste', ansonsten bleibt "Eat Ripe Fruit" aber wirkungslos.

Elijahs Zweitling kommt insofern der besagten Mango gleich: Sie schien reif, man griff voller Vorfreude zu. Doch zu Hause stellt man fest, dass ihr noch etwas Zeit am Baum gut getan hätte. Auch wenn fünf Jahre doch eigentlich genug Zeit sind ...

Trackliste

  1. 1. Power To The People
  2. 2. Love Is In Danger
  3. 3. Do Good In Life
  4. 4. Love Season
  5. 5. Eui Liste
  6. 6. Gun Cry
  7. 7. Zeig Dis Gsicht
  8. 8. Deeper
  9. 9. Granit
  10. 10. S Gras Muess Cho
  11. 11. Wänd Ois Nüm
  12. 12. Granit Dub
  13. 13. Aellei

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Elia Gunnar Salomon macht Reggae. Und Dub. Und Blues. Und Rap. Und er ist als Singer/Songwriter aktiv. Das alles auf Deutsch, Spanisch, Französisch, …

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