laut.de-Kritik
Opulent arrangierte Elfen-Klänge von der ESC-Gewinnerin.
Review von Kai ButterweckOpulent arrangierte Elfen-Klänge sind dieser Tage ziemlich angesagt. Egal ob poppige Drama-Landschaften (Florence And The Machine), oder kantige Lothlórien-Soundtracks (Kyla La Grange): Die Massen liegen den Damen mit Hang zur Theatralik zu Füßen.
Mit der dänischen ESC-Siegerin Emmelie De Forest steht nun die nächste Tissue-Queen in den Startlöchern. Nachdem der Indie-Pop- und der Alternativ-Bereich bereits abgedeckt sind, versucht die Tochter einer Dänin und eines Schweden, der glitzernden Dancefloor-Welt ein paar Tränen abzugewinnen. Und siehe da, auch im rosaroten Reich der Beats und Synthies verläuft das Einbinden von emotional Hochprozentigem weitgehend ohne Probleme.
Mitunter erreicht die ungewohnte Mischung aus flehendem Engelsgesang und hibbeligem Good-mood-Background gar ungeahnte Qualitätslevel ("Hunter & Prey", "Change", "Only Teardrops"). Zwar wecken eingestreute 80s-Effekte Erinnerungen an indizierte Bohlen/Anders-Verbrechen der Vergangenheit, doch sorgen gehaltvolle Melodie-Themen und Emmelies außergewöhnliches Timbre dafür, dass die Hintergrund-Fauxpas keine Narben hinterlassen.
Auch die ruhigen Momente lassen aufhorchen, die Florence Welch-Hommage "What Are You Waiting For", die aufwühlende Piano-Ballade "Force Of Nature" oder das nicht minder berührende "Running In My Sleep". Hier verzichten die Verantwortlichen auch auf altbackene Background-Begleitung. Stattdessen verneigt man sich vor der eigentlichen Hauptperson des Albums, die das Stolzieren auf den ausgerollten roten Teppichen hörbar genießt. Ebenso beeindruckt der Rest des Materials mit immer wieder neu formierten Harmonie-Strängen, die sich spielend leicht ihren Weg in die Gehörgänge bahnen.
Wer den glibberigen ESC-Schatten beiseite schiebt und "Only Teardrops" vorbehaltlos mit der heimischen Audio-Anlage bekannt macht, der wird – eine gewisse Leidenschaft für ausufernde Klang-Dramatik vorausgesetzt – keinerlei Abstoßreaktionen verspüren. Ganz im Gegenteil. Es kann sogar durchaus passieren, dass nach dem einen oder anderen Song die Repeat-Taste winkt.
2 Kommentare
3 Punkte? Vergleiche mit Florence und Kyla La Grange??? Hm... Weiß nicht. Ich habs zwar nur auf iTunes Snippets durchgehört, aber find ich irgendwie langweilig und 08/15.
Passt schon, ist ein wirklich schönes Pop-Album. Zwar nichts Besonderes, aber eben schön. Insbesondere "Change" und "What Are You Waiting For" können sich hören lassen. Stimmlich erinnert sie mich ein klein wenig an Marina.