laut.de-Kritik

Das Debüt des Stuttgarters droht in Schönheit zu ertrinken.

Review von

Fetsum hat Zeit, viel Zeit. Tiefenentspannt ist er scheinbar auch. Ganze sieben Jahre liegt seine Debüt-EP "Meine Musik" zurück. In diesen Jahren hat er es weiterhin auf eine doch recht überschaubare Anzahl an Singles gebracht. Von deutschen Texten ist er in der Zwischenzeit abgekommen. Nun wird englisch gesungen. Seine Musik nennt er nun Urban-Folk.

Immerhin hat es mit "Emotional Android" eine dieser Singles auch auf "The Colors Of Hope" gebracht. Ganze drei Jahre hat die Nummer auf dem Buckel. Das macht dem fluffigen Reggae-Stück aber nichts aus. Es bleibt leider das einzige Mal, dass Fetsum der jamaikanische Volksmusik fröhnt.

Doch viel markanter ist der Beginn des Albums. Altbekannte Akkorde nehmen den Hörer an der Hand, bis der Gesang einsetzt: "So / so you think you can tell / heaven from hell / blue skies from pain." Huch! Nein, doch nicht. Kann es sein, dass jemand 2012 den Text von "Wish You Were Here" von Pink Floyd nicht kennt? Nach einem Blick auf das Cover stelle ich fest, dass der Song dann doch "Say Who You Are" heißt. Dahinter verbirgt sich eine angenehmer Titel, der mir wahrscheinlich sogar noch besser gefallen würde, könnte ich mich von der Allgegenwärtigkeit des Pink Floyd-Gassenhauers befreien. Kann ich aber leider nicht, da er im Refrain schon wieder durchklingt. Schade.

Neil Young scheint Fetsum auch oft gehört zu haben. Immerhin erinnern die ersten Noten von "One People" doch stark an den Refrain von "Old Man". Das war es dann aber zum Glück auch mit den Echos aus den Tiefen der Musikgeschichte. "Trials Of Time" überzeugt für sich allein.

Mit "Divided By Thoughts", "Homeless & Free" oder "Egypt" folgt ein Mittelteil, der von Harmonie zunehmend Richtung Monotonie kippt. Eine eigentümliche Dynamik macht sich breit. Durch die spärlichen und oft sehr ähnlichen Arrangements beginnen die Tracks in ihrem Zusammenhalt mehr und mehr zu langweilen. Schade, denn für sich allein betrachtet, stellt jeder von ihnen eine kleine Perle dar. Erst mit "Waitin' For You" endet diese Trockenzeit, Fetsum bekommt noch einmal die Kurve.

"The Colors Of Hope" ist ein trotziges Album. Jede Sekunde ist warm, entspannt und sonnendurchflutet. Mögliche lebensbejahende Singles reihen sich aneinander, doch in seiner Gesamtheit droht das Debüt-Album von Fetsum an Schönheit zu verkümmern.

Trackliste

  1. 1. Say Who You Are
  2. 2. One People
  3. 3. Trials Of Time
  4. 4. Emotional Android
  5. 5. Divided By Thoughts
  6. 6. Egypt
  7. 7. Homeless & Free
  8. 8. Letters From Damascus
  9. 9. Waitin' For You
  10. 10. Queen Of My Heart
  11. 11. Birth Of A River

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