laut.de-Kritik
Der lyrische Wolf im musikalischen Schafspelz.
Review von Yan VogelAmerika, Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten in Sachen Imperialismus, maßlosem Gewinnstreben und Rassismus. Zeit, was daran zu ändern, denkt sich Jason Aalon Butler und löst kurzerhand seine bis dato erfolgreiche Formation Letlive auf und begibt sich auf die Pfade großer kultureller Umstürzler wie Public Enemy, N.W.A., Body Count oder Rage Against The Machine.
Mit einem einnehmenden Sendungs- und Selbstbewusstsein gesegnet ("I'm a god on the run"), schmettert Butler seine politischen Messages. "I got a mouth like Malcolm and hands like Ali", singt er in der Single "Burn It". In der nächsten Zeile nimmt er auf seine Abstammung als selbsternannter gemischtethnischer Doppelagent Bezug, was seinen Äußerungen Authentizität verleiht ("black panther, white mother").
Die oben genannten Bands sind eher als geistige Väter zu bezeichnen. Die musikalischen Meister, die dem Trio als Inispiration dienen, heißen in erster Linie Linkin Park und die Nuller-Hüpfburgfraktion um Limp Bizkit, Papa Roach oder Korn. Streitbar und Stereotyp möchte man meinen, aber gerade Hymnen wie "Coup D' Etalk", "Animal" oder "One Of Us", mit seinen unverschämt eingängigen Pop-Ausflügen, besitzen das Potential, der juvenilen Politikverdrossenheit entgegenzuwirken. Es gibt tatsächlich mehr als YOLO und der Einsatz für Empathie, Toleranz und soziales Engagement hat mehr Zukunft als der digitale Ego-Tunnel je bieten kann.
Die Besetzung neben Butler sorgt für einige Ausrufezeichen. Night Verses-Drummer Aric Improta und Ex-The Chariot-Gitarrist Stephen Harrison verstehen ihr Handwerk und bringen dieses songdienlich, aber mit einem Händchen für Feinheiten in die Lieder ein. Die Produktion hingegen nimmt Longtracks wie "Inglewood", "Prey For Me" oder "Out Of Control" mit seinen Hip Hop-Parts und Breakdowns viel Dynamik, da sie sehr komprimiert daherkommt und mit vielen Effekten unterlegt ist.
Dennoch: Die Rapcore-Renaissance im Zuge der Prophets Of Rage bekommt namhaften Zuwachs. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Aktionen der Band sowie dem Aufruf, diskursive Zirkel zu bilden. Musikalisch agieren Butler und Co. auf "Strength In Numb333rs" häufig zu vorhersehbar und setzen auf emotionale Überrumpelung. 333 ergibt halt nur die Hälfte von 666. Entsprechend kommt das Trio als lyrischer Wolf im musikalischen Schafspelz daher.
3 Kommentare
Album ist ganz geil geworden. Kann man schon hören. Aber gab letzten (3-4) Jahre hinweg eigentlich eine recht virile "rapcore"/Crossover szene, die sehr gute Alben produziert hat. Völlig losgelöst und unabhängig von (den overhypten) prophets of rage
Finds schon ganz nice, aber politische Rapcore-Anleihen hat Butler auch schon bei .letlive gehabt (vor allem auf The Blackest Beautiful), keine Ahnung, warum er das nicht einfahc damit gemacht hat.
schöne review, wird angehört!!