laut.de-Kritik
Das (vielleicht) letzte Album des irischen Folk-Sängers.
Review von Giuliano BenassiEr habe vor, sich nach einer Tour und einem instrumentalen Album zur Ruhe zu setzen, erklärte der Ire 2011 bei der Veröffentlichung seiner Platte "Colours". Ein durchaus verständliches Ansinnen, wenn man bedenkt, dass Furey seit den 1960er Jahren musikalisch aktiv ist und damals schon 65 Lenze zählte.
Doch kam es anders. 2013 nahm er als Juror bei einer Castingshow des irischen Senders RTE teil, bei dem bekannte und unbekannte Songwriter eigene Lieder vorstellten. Furey sang auch ein Stück ein, "The Last Great Love Song", und landete damit auf Platz 1 der nationalen Charts.
Ein guter Anlass, den Rentenantritt noch einmal zu verschieben. Ein neues Album hat er dazu nicht aufgenommen, denn bei der vorliegenden Scheibe handelt es sich um "Colours" in einer anderen Reihenfolge der Lieder und mit ein paar Bonusaufnahmen.
Der Titeltrack hört sich genauso an, wie man es von einer Castingshow erwartet – schnulzig und poppig. Zum Glück zeigt Furey in den anderen Stücken, was in ihm steckt. Schon als Kind hatte er nationale Wettbewerbe der Uilleann Pipe, dem irischen Dudelsack, gewonnen. Später kamen Banjo, Akustikgitarre und Gesang dazu. Ab Ende der 1960er Jahre verzeichnete er mit seinen Geschwistern Erfolge im Heimatland und in Großbritannien. Wie auch bei seiner späteren Solokarriere mischte er irische Traditionals und Stücke anderer Sänger mit eigenen Kompositionen.
Da es sich bei "Colours/The Last Great Love Song" um ein letztes Singer/Songwriter-Album handeln soll, greift Furey noch einmal tief in Kiste. Wehmütig erinnert es sich in "Once When I Was" an eine verletzte Krähe, die er als Kind entdeckte und die er vergeblich versuchte aufzupeppeln. In "Walking With My Love" beschreibt Furey, wie sich seine Eltern kennen lernten. "The Old Man" widmet er seinem Vater, "The Ballad For George Best" dem genialen Fußballspieler aus Belfast, der sich nach dem Ende seiner Karriere zu Tode soff.
Alkohol als Zuflucht kommt auch in "Whiskey Come To Me On Sunday" zur Sprache, "After Sunday Mass" befasst sich mit dem klassischen irischen Thema des freigewählten Exils. Dazu gesellen sich einige Covers wie Donovans "Colours", George Harrisons "Something" und Bob Dylans "Blowin' In The Wind". Letztere sind so abgedroschen, dass man sie nicht vermisst hätte, ansonsten lauscht man Finbar Furey gerne, auch wenn er mal seine Stimme ruhen lässt und seine Uillean Pipe zum Zuge kommt ("Joy Of My Heart").
Dass es sich um keine aufwändige Produktion handelt, zeigt sich daran, dass außer Furey und zwei Gästen (Mary Black in "Walking With My Love" und Shayne Ward in "Rivers Of Steel") nur noch Produzent Bill Shanley beteiligt war, der auch Gitarren, Bass, Keyboards und Schlagzeug beisteuerte. Die Abmischung ist gut, wenn auch etwas zu gefällig und mit einer Prise Kitsch zuviel versehen. So hätte wohl Johnny Cash geklungen, wenn er nicht auf Rick Rubin gestoßen wäre.
Live dürften die Stücke um einiges besser rüber kommen, Ende Januar auch in Deutschland. Vielleicht die letzte Chance, Finbar Furey live zu erleben.
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