laut.de-Kritik
Ultimativer Hitmix für eine knallende Dorfparty.
Review von Julius StabenowDie Sauftour in die Dorfdisko ist erfolgreich beendet. Nun kehrt Finch Asozial glücklich und zufrieden zurück an den Fliesentisch und widmet sich auf "Finchi's Love Tape" dem einzig wichtigen Thema im Leben: Der Liebe.
Wenn man es genau nimmt, ist der Titel jedoch lediglich ein Anlass, um das Image weiter auszudefinieren und die erste Single "Finchiboy" gebührend zu zelebrieren. Inhaltlich bleibt ansonsten erstmal alles beim Alten. Finch personifiziert das Ostler-Klischee zwischen Suff, Drogen, Sex und Eskalation. Die musikalische Untermalung muss vor allem ballern. Und so präsentiert der gebürtige Frankfurter (Oder) den ultimativen Hitmix für eine knallende Dorfparty. Egal ob Rave, Eurodance, Jumpstyle, Trance, Happy Hardcore, Hardstyle oder Schlager: Finch wühlt auch für sein neues Album wieder ganz tief in der Trash-Kiste.
Wer gedacht hat, das Image des Vokuhila-Proleten sei nach einem Album bereits auserzählt, der hat sich gewaltig getäuscht. Im Gegenteil, auf "Finchi's Love Tape" fällt die stumpfe inhaltliche Provokation zum größten Teil weg und ordnet sich komplett der Kunstfigur unter. Und eines muss man ihm lassen: Er zieht sein Konzept konsequent durch. Sowas hat es in Deutschland noch nie gegeben und wird es wohl auch nie wieder, denn Finch ist ein absolutes Unikat. Wo die vermeintlich coolen Kids in den westdeutschen Großstädten die Modus Mio Playlist anschmeißen, ist Finch der maximal mögliche Gegenentwurf und eine Identifikationsfigur für die Dorfjugend dieses Landes.
Zwischen viel Bass und Eskalation sorgt Finchi dabei immer wieder für Überraschungen. "Team Storch" ist der einzige Song auf sowas wie einem klassischen Hip Hop-Beat und dreht sich eigentlich um große Menschen und untrainierte Beine. Fast schon beiläufig bekommt aber auch Beatrix von Storch einen Seitenhieb, die trotz ihres Namens natürlich nicht zu Team Storch gehört.
Und wer sonst könnte eine Chipmunk-Hook und einen Blümchen-Gedächtnis-Beat so unpeinlich mit Kritik am Egoismus und der Ignoranz unserer verschwenderischen Gesellschaft am Beispiel von Klimawandel, Massentierhaltung, Waffenexporten und generellem Konsumwahn verbinden, wie Finch auf "Wonderland"? Natürlich trotzdem nicht ohne eine positive Botschaft zu verbreiten: Liebe ist die Lösung. Das unterscheidet Finch als Künstler dann doch vom reinen Klischee: Der studierte Elektrotechniker verpasst seiner eigentlich völlig überzeichneten Kunstfigur eine zweite Ebene, und das völlig ohne pathetischen Beat und parolengeschwängerte Texte.
Der Gipfel der Eskalation ist auf dem Song "Rave Religion" mit der Band Little Big aus St. Petersburg erreicht. Die sind quasi das russische Hardstyle Pendant zu Finch selbst, aber mit einem offensichtlicher satirischen Anspruch, der nochmal verdeutlicht, wo die Reise für Finch in Zukunft hingehen könnte. Zum Abschluss reiht sich Finch dann auch noch in den aktuell so beliebten Trend von an deutschen und internationalen Popklassikern angelehnten Hooks ein. Doch wo z.B. Bausa und Rin das absolut ernst meinen, wird auf "L.M.W.I.M." der 80er Jahre Hit "Listen To Your Heat" von Roxette auf unnachahmliche Weise einmal komplett auf links gedreht.
Trotz alledem gilt natürlich weiterhin: Wer eine Vorliebe für Trash hat und/oder mit ordentlich Promille auf dem Kessel und mahlendem Kiefer ein wenig die Kontrolle verlieren will, der ist hier genau richtig. Alle anderen werden wohl nie die Faszination dieser Rave Abfahrt verstehen. Finch Asozial spaltet die Nation. Lieb' es oder hass' es, irgendwas zwischendrin gibt's nicht.
Und genau das macht den Künstler Finch so interessant. Wo andere ins Dschungelcamp gehen, ist bei Finch zwischen all der Ostalgie ein klarer Kunstanspruch zu erkennen, der sich selbst nicht zu ernst nimmt. Da hat sich jemand konkrete Gedanken über seine Außenwahrnehmung gemacht. Spannend wird zu beobachten sein, wie weit er sein Image auf die Spitze treiben kann. Dort sind wir nach dem zweiten Album aber noch längst nicht angekommen.
8 Kommentare mit 7 Antworten
Denzel, Stormzy und Ssio auf einem Level mit Künstlern wie Finch?
Bitte löscht euch!
Ist wirklich unfassabr.
Das ist eine unglaubliche Serie von unnötigen Reviews. Da kann Dani auch noch so viel von Klicks faseln, Khalil, Finch und Jamule bringen sicher keine.
Da hätte man locker auch das Madlib/OH No, Stretch & Bobbito oder J His rezensieren können, anstatt krampfhaft zu versuchen, noch armseliger als hiprap.de rüberzukommen.
*J Hus
Bist schon bisschen butthurt unterwegs dieser Tage.
1/5 für diesen Kernschrott.
"Alle anderen werden wohl nie die Faszination dieser Rave Abfahrt verstehen."
Klar, das is ja auch Kunst!!! Danke, kann weg.
alleine für die obergeilen eurodance-beats 3,5/5
textlich auch stabil, aber ich mag seine ostdeutscher-hasselhoff texte natürlich mehr, aber herrlich viel selbstironie und abgedrehter humor.
Dieses subtile Ossi-Bashing in der Review geht mir schon wieder hart gegen den Strich.
Aber Album ist echt unerwartet geil. Man darf halt kein Rap-Album erwarten. Sondern guten 90er Disko Trash.
Sehe ich aus so, mega Geil der shit.
ich denke oft ossi is die bessere almanz
Selten so gelacht. 4/5
Alles andere überlasse ich Fans und Hatern.