laut.de-Kritik
Fantastisches Gebräu aus Groove, Melodie und Witz.
Review von Alexander CordasWer im weltweiten Netz etwas über Franz Ferdinand sucht, stolpert irgendwann vielleicht über diesen Satz: "This sounds like all the other garage rock acts about at the moment rehashing the same formula over and over." Was für ein blödes Arschloch.
Wenn jemand nicht verstanden hat, worum es hier geht, dann obiger Schwachmat, denn Franz Ferdinand stanzen mit ihrem Debüt ein dermaßen oberscharfes, tanzbares und sexy Debüt in die Annalen der Rockgeschichte, dass es schon fast weh tut. Nach nur knapp 39 Minuten ist zwar alles vorbei, wer aber dann nicht die Repeat-Taste drückt, hat entweder noch nie getanzt, oder läuft momentan mit einem Kreuzband-, Achillessehnen- oder Hirnriss durch die Gegend. Dieses fantastische Gebräu aus Groove, Melodie und Witz schreit geradezu nach Ausdruckstanz.
Und so begibt sich die komplette Redaktion - oder zumindest der Teil mit Musikverstand - auf die Suche nach dem hübschesten Tanzschritt. Ein Blick nach rechts offenbart dabei Kollege Schuh in permanent verkrampfter Glückseligkeit. Es stimmt also doch, was die Schotten singen: "beautiful boys on a beautiful dance-floor, Michael you're dancing like a beautiful dance whore." Michael, das sind Momente, da liebe ich dich wirklich sehr.
Kopie? Selbstverständlich strotzen die Songs nur so vor Plagiaten und Zitaten. Aber wen schert's? Hier herrscht einfach der richtigere Ton, die schickere Melodie und der bumsendere Rhythmus. Dem kann keiner widerstehen. Resistance is futile! Die Franzl'sche Assimilation ist in Wirklichkeit denn auch gar keine richtige und vollzieht sich mit Einvernehmen des Umzupolenden.
Es gehört schon Einiges dazu, elf Hitsingles mit Mitschunkelpotential auf ein Debüt zu packen. Die Tanzbarkeit sprengt beinahe die nach oben offene Travolta-Skala. Shake your butt, baby! "Jacqueline" läuft ziemlich genau 40 Sekunden, und dann geht's ab, aber wie. Gitarren gniedeln geradezu gnadenlos groovy. Daneben dengeln Drums dem Debüt den dynamischen Drive. Weise Worte. Behende begleiten bollernde Bässe begnadete Bierzelthymnen. Ganz genau!
Die Catchyness, die Franz Ferdinand an den Tag legt, bedarf keiner Vergleiche, sie steht für sich selbst. Die beiden Vorab-Singles "Darts Of Pleasure" und "Take Me Out" sollten ihre Ohrwurmqualitäten bereits zur Genüge unter Beweis gestellt haben. Aber es kommt noch besser: "Tell Her Tonght" federt mit angeofften Gitarren-Akkorden. Das Schlagzeug peitscht in "Dark Side Of The Matinee" den Polka-Rhythmus des Refrains ganz weit nach vorne. Dort bleiben sämtliche Tracks, was die Güte betrifft. "This Fire" glänzt durch ebensolche und 40' beschließt ein atemberaubendes Album.
Jungs und Mädels. Kaufen, aber sofort!
3 Kommentare
wie recht du hast!
und deine alliterationen sind ästhetisch einfach schön, tolle kritik!
es lebe franz ferdinand!
...und wann kommt eigentlich das nächste album raus...?
greetz, david
genau!
mal was ganz neues. und scheren sich nicht um den scheiß kommerz.
Zusammen mit The Killers und The Strokes die Band der Jahrtausendwende. Tolle, sehr gut gealterte Rockmusik mit sehr groovy Melodiebögen. Immer wieder sehr gerne gehört.