laut.de-Kritik
Der Coke Boy wird zum Choke Boy.
Review von Stefan JohannesbergFrench, denke ich, du bist doch ein falscher Fuffziger wie Curtis. Du Fraud, schießt nach überragenden "Mac & Cheese"-Mixtapes dein Debüt ohne la Musica of Harry auf den Markt. So ein Schuss, so ein Schüsschen verhungert doch auf halbem Wege. Meine Trainer in der Kreisliga haben immer gesagt: Dem Pass kannste ja ne Scheibe Brot – für dich, French, ne Scheibe Coke - hinterher werfen.
Wir merken uns: Keine verquer-boom-bappenden 80er-Sample-Synthie-Beat-Cocktails auf "Excuse My French". Wir merken uns: Die zweite, große Enttäuschung des Jahres nach dem Nichtabstieg von Dynamo Dresden hört auf den Namen Karim Kharbouch und wohnt in der Bronx. Dabei fing im "Once In A While"-Opener noch alles gut und gebührend cool an.
Mentor Max B winkt aus dem Knast mit der Wavy-Fackel: "It's your boy Max Biggavel / We wavy, wavy baby, on the wave". Der Beat pumpt passend pathetische Pitch-Vocals und Piano-Loops, während French-Feind Fifty foppt, dessen berühmt-berüchtigten Murder Inc-Dissvers aus "Life's On The Line" in der eigenen Hook verbal verballhornt ("Murder, cold blooded murder / Cold blooded murder / My money on the line / Murder was the case that they gave me") und am Ende Snoop Dogg Tribut zollt.
Montana macht also die erwartete Welle. So muss das sein, der zweite Song kündigt sich an, all eyez auf French, die Anlage im Auto steht auf Anschlag wie Al-Qaida – und dann das! Zwei Augen starren das connectete iPhone an: Stinklangweiliger Trap Rap kriecht aus den Boxen. Mit jeder Sekunde steigt die eigene Stinkigkeit auf Rekordmief. Da hätte ich auch das neue Album aus Atlanta vom achten Gucci Mane-Clone saugen können. Trotz oder wegen Birdman und Rick Ross presst bereits dieser Track die Luft aus der Lust an "Excuse My French" wie dem Surfer in einer zu früh brechenden Monsterwelle. Dabei gibt French beim Epilog noch neunmalkluge Tipps wie "the hardest part of the business is mind your own".
Wasser predigen, Wein saufen: Von "mind your own" kann hier keine Rede sein. French investiert die Labelkohle von Boss P. Diddy lieber in unzählige Featuregäste aus der ersten Liga, statt zumindest für drei Harry Fraud-Tracks die Sample-Rechte zu säubern. Kosten diese wirklich so viel mehr als Lil Wayne, Rick Ross, Drake und Co.? Ich mag es kaum glauben. Vielleicht hätte Diddy dem Frenchie mal zugeraunt, dass er zwar mit Swagger jedoch nicht mit Skills eines Kendrick Lamar oder mit der Stimme eines Drake gesegnet ist – und daher auf den richtigen Sound bauen und vertrauen muss. Muss! Sein Debüt ist jedoch größtenteils großer Stuss.
"Ain't Worried Bout Nothin" und "Bust It Open" trap-floppen wie das "Trap House", Young Chops guter Beat verliert auf "Paranoid" gegen Frenchs lahme Future-Kopie, "When I Want" came and went, ohne irgendetwas zu hinterlassen und "Fuck What Happens Tonight" hatte DJ Khaled wohl noch von seinem 2012er Album übrig. Die Trübsal im Toyota vertreiben nur das schön spacig-wavige "Gifted" – jedoch eher wegen The Weeknd - die Wutang-Ice-Cream-Reminiszenz mit Raekwon und Ne-Yo auf "We Go Where Ever We Want" sowie das wütende "I Told Em" (plus das bei den Mixtapes genug abgefeierte Young Chop-Monster "Ocho Cinco" auf der Deluxe Edition). Zu wenig.
Hip Hop heutzutage ist so leicht. "Keep it real" oder "couple your own heart with this shit" gelten mehr denn je – und French hat mit Mixtape-Mördereien den richtigen Berg erklommen - bis er jetzt von selbigem fiel. Vielleicht war es die Angst vor der eigenen Courage, vielleicht ist auch 50 Cent in sein Köpfchen gekrochen wie Rodman früher beim Mailman. Was bleibt: Aus dem Coke Boy wurde über Nacht ein Choke Boy. Naaahhhhhhh!
2 Kommentare
Gehts noch berechnender bei den Features? Mann, wie mich sowas anödet...fehlt eigentlich nur noch T-Pain.
Leider ein sehr schwaches Album, wäre wesentlich mehr drin gewesen.
Hätte Diddy ihn doch nur mal sein eigenes Ding machen lassen...