laut.de-Kritik
Producer Puff Daddy kopiert schamlos bei Drake und Future.
Review von Stefan JohannesbergPop goes the Frenchie, the Montana goes Pop. Beim CD-Wechsel von Benjamin Blümchen zu Bibi Blocksberg rutschte die Auto-Audiotechnik kurz ungeplant ins regionale Retortenradio. Der Schock stand selbst der Tochter ins Gesicht geschrieben, als da eine 08/15-Variante eines späten The Weeknd-Werks erklang, das einem aus anderen Playlists seltsam bekannt vorkam: "Unforgettable", die erste Single aus French Montanas zweitem Studioalbum, – ja, es ist erst sein zweites offizielles Album, dem über 20 oft legendäre Mixtapes gegenüber stehen – schielte anscheinend zu Recht nach Airplay im Mainstream, wenn der Tune selbst für Dosenbier-trinkende Dorfbewohner aus Dusenbüttel angenehm funktioniert.
Tatsächlich tut der Track auch nicht weh wie beim Schlammbad. Ohne Ecken und Kanten tanzt die Jaegen-Produktion mit karibisch-modernem Rhythmus durch die Clubs, während The Weeknd-Clone Swae Lee (Rae Sremmurd) den Song dominiert. "She Workin", "Formula" und "Famous" shaken ähnlich poppig und aalglatt die Ärsche in engen Jeans. Executive Producer Puff Daddy kopiert offensichtlich die 2017er Erfolgsformel von Drake und Future schamlos. Auch er holt Travis Scott für Hook und Adlibs von "Jump" ins Studio und schickt French zum wiederholten Mal in den Hintergrund. French in the back / don't come in the track. Selbst verfremdete Flöten dürfen hier nicht fehlen.
Im Gegensatz zu Montana drücken die beiden Superstars jedoch auch mit wenig Raum ihren Liedern ihren Stempel auf. French verliert aber selbst bei den beiden Harry Fraud-Beats ("A Lie" und "Bring Dem Things"), dem kongenialen Homie from Day 1, seine Stärken und sein Alleinstellungsmerkmal: melancholische New Yorker Straßenstimmungen mit Großmaultum und modernen Trapsetter-Styles zu verbinden.
Natürlich ist das alles nicht schlecht, im Gegenteil. Klassische Trap-Banger wie "Migo Montana", "Push Up" und "Black Out" gehen ordentlich nach vorne, allein vom Coke Boy erwartet man mehr. Wie zum Beispiel bei "Stop It". Scott Storch steigt aus dem Grab und haut wunderbar luftig in die Tasten, während French mit T.I. unnachahmlich über den Song hüpft. Oder im Opener "Whiskey Eyes".
Plastische Hustler-Lyrics ("Ayy, hit the game, put the wave in it / Go, go on tap your veins, put the needle in it / I-I snatch you by your head like an eagle did it / Shootout with the police like Sigel did it / Middle of the streets like The Beatles did it") treffen auf melancholische Synthies, eine verträumte Hook von Sängerin Fe und brummende Bässe von Ben Billions. Auch ein Feature seines verstorbenen Co-Kapitäns Chinx darf nicht fehlen. Sollte French mit solchen Tracks den Feldtest der Formatradioredaktionen bestehen, ist Rap im Mainstream angekommen. Haaah! Törööö!
3 Kommentare mit 2 Antworten
Whiskey Eyes geht steil. Ansonsten wirklich sehr poplastig. Die 3 Sterne gehen okay. 2017 hat schon besseres, aber auch schlechteres gehört.
"Unforgettable" mit Abstand der Sommerhit des Jahres, ob ich den Rest wirklich hören will - Puffy, kotzwürg - lasse ich noch offen.
Hör dir zumindest den Opener an, der ist sehr stark. Viel weiter bin ich aber noch nicht, also mal sehen, wie viel Poppiges und Füllmaterial er einem noch zumutet.
Da gebe ich Randy und dir recht, finde es nur etwas seltsam abgemischt. Die Stimme im Hintergrund ist irgendwie zu präsent im Vergleich zu der Rapspur. Dennoch nice - das Ding mit Weeknd im Gegensatz fast schon ein Totalausfall für mich. Weiter bin ich auch noch nicht. Letzterer hat die letzten 6 Monate eh auch unsäglich viel Scheiße gedroppt...
"Don't worry if I write rhymes, I write checks, ha!"