laut.de-Kritik
Elf Dancefloor-Knaller, die richtig Launge machen.
Review von Björn JansenReady for take off? Funker Vogt widmen sich mit "Aviator" diesmal der Kriegsmaschinerie aus der Luft. War es mit "Navigator" die Bootsfahrt, so wird es niemanden wundern, wenn auf dem Cover des nächsten Albums ein Panzer zu sehen ist. Inhaltlich fährt die Band ihre bekannte raue, melodiöse Schiene, und das ist auch gut so.
Denn "Aviator" ist vollgepackt mit Ohrwürmern, die nur schwer zu verjagen sind. So rotiert die Single "City of Darkness" zwischen Platz vier und fünf der Deutschen Alternative Charts. Was nicht verwunderlich ist, da der Track eher nach VNV Nation oder dem Nebenprojekt Z.E.T.A. X von Frontmann Jens Kästel klingt als nach Funker Vogt selbst.
Warum "City of Darkness" ausgekoppelt und als Free Download auf der offiziellen Website promotet wurde, ist mir in Anbetracht der vielen hochkarätigen Stücke auf "Aviator" ein Rätsel. "Paralyzed", um mal gleich den Opener zu nennen: Ein großartiger Track mit Uptempo und Downtempo Passagen, ein Paradies für Facettenliebhaber. Die Synthies gehen zwar etwas in Richtung VNV Nation, werden aber zwischenzeitlich von Maschinengeschrebbel überlagert. Eine sehr interessante, abwechslungsreiche Beatmischung zieht sich durch das gesamte Album.
"Child Soldier" startet ziemlich aggressiv und mit klassisch maschinellem Gestampfe. Der Refrain wird hier als Hymne inszeniert. Der Gesang wechselt von verzweifelt aggressiv zu melancholisch melodiös. Bei den instrumentellen Parts des Stückes hat man sich wohl Inspiration bei And One geholt.
Mit "My Fortune" gibts das erste Mal richtig auf die Mütze. Zwar wirkt der Song bei gleichbleibenden bpm fast schon zu gradlinig, doch die kleinen Synthieeinlagen und das kurze Break am Ende lassen den Track aufleben. Hochkarätig gehts mit "Hostile Waters" weiter. Ein Synthie-Gewitter bei dem einfach alles passt. Jens Kästel in gesanglicher Höchstform, Beatvariationen aus besten Apoptygma Berzerk-Zeiten, eine Spannungskurve, die scheinbar nicht zu stoppen ist. Doch leider ist nach 6:10 Minuten "Hostile Water" am Ende.
Die Trauer überdauert aber lediglich den Übergang zu "Thanatophobia". "Aviator" ist zu diesem Zeitpunkt schon ein sehr gutes Album, doch ab hier nimmt die Platte extatische Züge an. "Thanatophobia" ist für mich der beste Funker Track seit langem. In Grundzügen sind Verwandtschaften zu New Orders "Confusion" zu erkennen, doch mit deutlich mehr Aggressivität und bpm. Der Track lässt genau 26 Sekunden auf sich warten, kommt dann aber gewaltig. Mit einer zu selten gehörten Konsequenz setzen Funker Vogt hier auf Spannung und Variation bei hohem Tempo. So werden in regelmäßigen Abständen neue Sound-Elemente mit noch höherer bpm hinzugemischt. Die kurzen Downtempos werden schnellstmöglichst von "Hau den Lukas"-Parts abgelöst. Grandios.
Mit "Frozen in Time" und "One" wird es dann verhältnismäßig ruhig. "One" scheint das experimentelle Stück der Platte zu sein. Grundsätzlich geht es im mittleren Tempo ziemlich melodiös zu. Zwischendrin werden undefinierbare Soundschnipsel eingespielt, die etwas an die Blechtrommelei von Stomp erinnern. "Darin's Nightmare", der langsamste Track von "Aviator", soll wahrscheinlich den Part der Quotenballade übernehmen. Eine Ballade ist es nicht wirklich, aber zum Runterkommen sicherlich gut geeignet. Der typisch melancholisch raue Funker Gesang ist hier sehr dominant.
Mit "Aviator" ist Funker Vogt ein Werk gelungen bei dem ein DJ nun wirklich nichts falsch machen kann. Jeder der elf Tracks ist ein Dancefloor Knaller, der richtig Laune macht.