laut.de-Biographie
Fuzzman
"Ich bin immer ein Schlagersänger", sagt Fuzzman - und führt seine Sicht auf sich und das Genre im Interview bei Musicaustria.at 2023 weiter aus: "Der Schlager, den ich liebe, singt nicht nur von der schönen Welt und von der großen Liebe, sondern auch vom Unglück oder der unerfüllten Liebe."
Fuzzman ist die Kunstfigur von Herwig Zamernik. Der gebürtige Kärntener frönt - vor seinem Schlager-Aufbruch - in den 90ern dem Grindcore (Disharmonic Ochestra) und wandelt danach mit Naked Lunch auf Indie Rock-Geheimtipp-Spuren. Seit 2005 und dem gleichnamigen Album dringt Zamernik als Fuzzman jedoch immer tiefer in poppigere und eingängigere Gefilde vor. In den ersten Jahren lehnt er seinen catchigen Lo-Fi-Sound noch dicht an bekannte Sounds:
"Da ist oft vom 'österreichischen Beck' die Rede, beim Hören offenbart sich mir zudem die atmosphärische Nähe zu Bands wie den Eels, Sparklehorse und deutschen Kombos wie Slut oder Miles. Ob mit Gitarren, Hammondorgel, elektronischen Klangflächen oder Bläsersätzen und Chören, Fuzzman kleidet seine eingängig-melodischen Songs so vielseitig wie charmant ein", analysiert Martin Leute im laut.de-Review.
Fuzzman ist damals auch noch genregetreu auf englisch unterwegs. Ab 2012 und dem Album "Trust Me Fuckers" arbeitet er sich jedoch konsequent in Richtung alternativer Heimatschlager vor und wechselt mehr und mehr ins deutsche Terrain. "Für mich war das Englische damals kein Dogma. Es war halt so. Und dann wurde es irgendwann aus Langeweile Deutsch", so Fuzzman.
Nach dem Ende von Disharmonic Ochestra 2008 und Naked Lunch 2013 wird Fuzzman zum bestimmenden, künstlerischen Projekt von Zamernik, da er in Fuzzman nach eigenen Aussagen zu Folge auch viele seiner Eigenschaften ausleben kann. Er gründet das Lotterlabel, holt 2015 Wanda-Entdecker Stefan Redelsteiner als 50-Prozent-Labeleigentümer mit an Bord und veröffentlicht - neben Theaterstücken, Produktionen für andere Künstler im eigenen Fuzzroom-Studio und der Organisation des Fuzzstock-Festivals zweijährlich neue Fuzzman-Alben.
Zwei seiner größten Hits "Hände weg von Allem" (2019) und "Weil ein Schlager vergeht" vom 2021 Werk "Endlich Vernunft" legen seine Interpretation des Schlagers offen: Melancholischer Folk-Pop auf Deutsch mit dem Hang zur großen Geste. Zamernik liebt das Leben in den Bergen als Ort von Wahrhaftigkeit und Bodenständigkeit, gleichzeitig aber nerven ihn die nationalistische Einfältigkeit und Beschränktheit seiner Nachbarn dort. So pendelt er stets zwischen Klagenfurt, Wien und den Dörfern seines Kärntener Südlands.
Im Oktober 2023 erscheint das superbe "Willkommen Im Nichts", das bissig und gefühlvoll, empathisch und zynisch dem Genre eine wundervolle Schattierung hinzufügt. Man genieße diesen Sound, so lange man kann, denn wie sagt Zamernik selbst: "Vielleicht mache ich nächstes Mal eine Grindcore-Platte, weil es mich nervt, ein Schlagersänger zu sein."
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