laut.de-Kritik
Das kühle Finnland versendet wieder heiße Hitraketen
Review von Florian SchadeDas kühle Finnland ist schon für manch heiße Überraschung gut gewesen. Zu Exportschlagern wie den Leningrad Cowboys oder 22 Pistepirkko gesellt sich mit Giant Robot ein quirliger Newcomer, der uns den Sommer erheblich verschönern könnte.
Als Aphrodisiakum dient den sieben Finnen dabei ein explosives Gemisch aus sattem Dub, saftigen Elektronikbeilagen und unglaublichen funky Gitarren. Um den Effekt zu vervollständigen, haben die Skandinavier auf ihr zurecht "Crushing You With Style" betiteltes Album noch die eine oder andere Hitrakete geladen.
Die erste Singleauskopplung "Jennifer Kissed Me" besticht durch tiefe Bässe, lässigen Gesang von Tuomas und eine Melodie mit Ohrwurmcharakter. Sicherlich ein Kandidat für die Tanzfläche der Sommerparty ihrer Wahl. Doch während zu "Jenny" gepflegt und relaxed geswingt werden kann, bieten Stücke wie die kultige Heimatverehrung "Helsinki Rock City" und "S, M, L, XL" die Möglichkeit, alle Extremitäten nach Belieben kräftig durch zu schütteln. Ein kühler Drink empfiehlt sich danach allemal.
Mit "Mrs. Blacks Husband" wird deutlich, dass den Finnen auch der Schalk im Nacken steckt. Sprachfetzen einer Lernkassette für Englisch bilden den Gesangsteil. Wir erfahren darin alles über Familie Black und ihre Kinder. Eine stark verzerrte Vocoder-Stimme kommentiert das Gelernte süffisant. "Dire Straits" nimmt dagegen die Ansprüche von Mark Knopfler und Co. aufs Korn. "Money for nothing and the chicks for free" - wer wollte das nicht?
Giant Robot wird durch Tuomas Stimme per Gesangseinlage oder Sprechgesang unterstützt. Genauso abwechslungsreich ist die Rhythmussektion mit Zarkus an den oft jazzigen Drums und Aleksi, der sich auf Dub bestens versteht, am Bass. Zwei funkende Gitarren, ein Synthie und ein DJ komplettieren dieses ungewöhnliche skandinavische Septett.
Zu den zehn Titeln auf "Crushing You With Style" gesellen sich sieben unterschiedlich lange Interludes, die einen Einblick in die experimentelle Vielfalt der Musiker geben. Jedes Bandmitglied durfte ein Zwischenstück beisteuern und so kommt es, daß mit dem vorletzten Zwischenspiel auch ein wenig Finnisch auf die Platte durfte. Die künstlerische Ader der Musiker wird auch dadurch zum Ausdruck gebracht, dass sie es sich nicht nehmen ließen, der CD den Videoclip eines Freundes zu "Helsinki Rock City" beizufügen, der durch die Musik beeinflusst wurde und einen kleinen Einblick in das nächtliche Treiben in der finnischen Hauptstadt gibt. Nicht nur durch diesen CD-Rom-Bonus hat "Crushing You With Style" ein insgesamt sehr hohes Niveau.
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