laut.de-Kritik
Erst mal auf's Maul, und dann ein bisschen einschmeicheln ...
Review von Michael EdeleEs gibt Zeiten, da bin ich sehr dankbar, dass ich mich bei Reviews nur schriftlich artikulieren muss. Verbal wäre das zur Zeit ein Ding der Unmöglichkeit, denn mir hängt jedesmal wieder der Unterkiefer zwischen den Knien, wenn ich mir dieses Hammeralbum reinziehe.
Ich war schon auf den ersten drei Alben ziemlich begeistert von dem, was das Trio Waldemar Sorchyta, Dave Lombardo und Gus Chambers mit ein paar Gastmusikern da auftischten. Das elf Gänge-Menü, das sie jetzt mit "Incorporated" präsentieren, stellt aber alles in den Schatten.
Wie oft hab ich über den Satz: "Das ist unser bis dato stärkstes Album" gegähnt, aber was will man dazu anderes sagen? Nicht nur, dass Waldemar an der Gitarre in abgefahrenes Riff, ein zunächst schief klingendes, dann umso genialeres Solo oder ein wirklich unerwartetes Riff nach dem anderen zusammen brutzelt. Dazu kommt noch die beinahe unglaubliche Variabilität von Sänger Gus Chambers und natürlich der Soundloch-Terminator Dave Lombardo.
Erst mal auf's Maul, und dann ein bisschen einschmeicheln, heißt die Devise beim Opener "Curse (Of The Cloth)". Nach zwei, drei Sekunden Gewitter erklingt ein kurzer orientalisch angehauchter Sonnenschein, ehe sich schon wieder ein Wolkenbruch zusammenbraut, der dann in einer wahren Sintflut hernieder geht. Wo ist Noah mit seiner Arche, wenn man sie mal braucht? Darauf gibt "The Answer" auch keine direkt Antwort, dafür dürfte man sich aber die Nackenmuskeln mächtig belasten, denn der Song groovt wie die Hölle. "Prophecy" bohrt sich durch seine eingängige Strophe direkt ins Kleinhirn und gönnt dem Nacken ebenfalls keine Sekunde Pause.
Die gibt es erst, wenn auch nur kurz, bei "Enemy Mind", wenn man die Hüfte zu Flamenco-Klängen aus dem Gelenk springen lassen kann. Die von Sami Yli-Sirniö (Kreator, Waltari) eingespielte Sitar läutet "Skin Trade" zwar besinnlich ein, jedoch gehen die Pferde mit Lombardo recht schnell durch, und es gibt kein Halten mehr. Dass der Drummer und Eicca Toppinen von Apocalyptica hervorragend zusammen harmonieren, haben sie ja schon auf dem letzten Album der Finnen bewiesen, das hymnenhafte "Built To Resist" lässt daran keinen Zweifel aufkommen. Das sowohl musikalisch als auch lyrisch sehr abgefahrene "The Man With No Insides" beschließt das Album und lässt mich mit dem Kopf wieder und wieder auf die Repeat-Taste knallen.
Von den ersten beiden Tracks gibt es zwei nette Studio-Videos zu sehen, und ein Making Of Video ist auch noch dabei. Wer ganz schnell ist und sich die DigiPack-Version abgreift, kommt noch zusätzlich in den Genuss eines "Hidden Links", mit dem man sich die "Uncut Version" des Albums herunter laden kann. Was immer das auch sein mag ...
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