laut.de-Kritik
So mancher Song könnte auf gängigen Rock-Radios laufen.
Review von Rodney Fuchs"I'm back from the dead" - Mit diesen Worten eröffnen Halestorm ihr fünftes Studioalbum auf eine unmissverständliche Art und Weise. Dabei überrascht das Quartett aus Pennsylvania nicht mit einem neuen Sound, sondern knüpft da an, wo es aufgehört hat. Mit dreckigem Gitarrensound, der zuerst an Metal denken lässt, findet sich das musikalische Narrativ schnell in härterer Rockmusik und poppigen Refrains, die von der Stimme Lzzys getragen werden.
Wüsste man es nicht besser, so könnte man beim Beginn von "Wicked Ways" erwarten, dass es sich um eine Power Metal Ballade handelt. Stattdessen entpuppt sich "Wicked Ways" als düsterer Song mit einem hauchzarten Melodic Metal Unterton, der gegen Ende auch von einem kurzen Breakdown betont wird.
Es gibt nuanciert die Momente, in denen man das Gefühl hat, dass Halestorm sich ganz subtil als böser Zwilling Paramores offenbaren. "Bombshell" oder "The Steeple" beispielsweise überzeugen mit modernem Grunge Vibe und Rhythmus-orientiertem Songwriting, das eine gewisse Coolness mit sich bringt, wie man sie eben auch von Paramore kennt. Dabei sind Halestorm jedoch wesentlich weniger verspielt und setzen auf eine direkte musikalische Ansprache, die sich auch genretechnisch stark unterscheidet. Man würde beide Bands am Ende nicht zwingend in einen Pott werfen, doch Halestorm funktionieren eben auch in diesem Kosmos und bilden eine Brücke mit ihrem Gitarren-lastigen Sound.
"Terrible Things" sticht hingegen mit Akkustikgitarren und leichten Streichern heraus und sorgt für einen Ruhepol auf dem Album. Dezent folkig und sinfonisch in der Untermalung gibt "Terrible Things" der Stimme von Lzzy erstmals das volle Spektrum zur Entfaltung. Tatsächlich steht dieser ungezwungene, sanfte Ansatz ebenfalls bestens zu Gesicht und bleibt in positiver Art und Weise hängen.
Während sich ein Track wie "I Come First" als unspektakulärer Alternative Metal Song herausstellt, folgt das folgende "Psycho Crazy" einer besseren inneren Dynamik, die dem Song eine klare Spannungskurve beschert. So richtig knallt es dann aber doch nicht am Ende, da sich der Sound von Halestorm zwar Metal-lastig zeigt, aber niemals gänzlich aus dem Alternative-Käfig herausbricht und auf diese Weise beschränkt wirkt.
Ähnlich wie "Terrible Things" zeigt sich "Raise Your Horns" als balladeskes Stück, das minimalistisch gestaltet ist und trotz des Titels aufgrund der klanglichen Auslegung eher Assoziationen mit Adele erlaubt als mit Amon Amarth - auch wenn der Titel förmlich danach schreit. Eine simple Pianobegleitung trifft auf den Gesang und zeigt Halestorm mit einer Pop-Hymne, die sich glücklicherweise nicht in einem verstärkten Ende aufbäumt, sondern so endet, wie sie beginnt – minimalistisch.
Halestorm sind eine Band, die problemlos auf einschlägigen Rock Radios laufen können und dabei niemandem auf den Fuß treten. Genau das ist aber das, was man an "Back From The Dead" vermissen könnte. Es fehlt eine Kante, die den Sound von Halestorm zu etwas wirklich Besonderem macht und das fünfte Album der Band letztendlich verkauft. Das besondere an der Musik der Band aus Pennsylvania ist die einzigartige Stimme von Sängerin Lzzy. Darüber hinaus halten sich Halestorm in einer musikalischen Klangsprache, die nur wenig aus der Masse sticht.
Im Grunde ist "Back From The Dead" ein grundsolides Album, das von den Trademarks der Band Gebrauch macht und mit diesen überzeugt. Fans werden mit diesem Halestorm-Album viel Spaß haben, während andere, die sich mit der Band nur wenig befasst haben, vielleicht die letzten zehn bis 15 Prozent vermissen werden. Denn am Ende ist es nur wenig, was von "Back From The Dead" wirklich hängen bleibt. Und das, was hängen bleibt, sind vor allem die Stücke, in denen sich die Band am weitesten vom eigentlichen Halestorm-Sound entfernt.
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