laut.de-Kritik

Entspannte Ruhe auf hoher See.

Review von

Es gibt nur wenige Flecken auf der Erde, denen ein dermaßen mythenbehangener Ruf vorauseilt, wie dem legendären Bermuda-Dreieck. Doch es gibt nicht wenige, die das sonnige Leben auf den Inselgruppen der Bermudas zu schätzen wissen. Heather Nova ist eine davon.

Die Songwriterin mit der Elfen-Stimme wurde auf den Bermudas geboren und kehrte erst jüngst, nach jahrelangem Pendeln zwischen L.A., London und New York, in ihre Heimat zurück. Überwältigt von verschollenen Kindheitserinnerungen und einschneidenden "Welcome-Back-Erlebnissen", festigte sich ein Konzept für das Studio-Album Nummer acht in der mittlerweile fast zwanzigjährigen Karriere von Heather Nova.

Mit "300 Days At Sea" schließt sie inhaltlich den Kreis zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Sie blickt zurück auf ihr von Pragmatismus und Intuition geprägtes Heranwachsen auf dem elterlichen Segelboot und unzähligen Rundfahrten quer durch die Karibik.
Da bleibt natürlich kein Auge trocken, und wer Heather Nova kennt, der weiß, dass ein solches Konzept wie maßgeschneidert ist für jemanden wie sie.

Die 41-Jährige bewegt sich seit jeher gerne am Rande zum Kitsch ohne aber den Bogen zu überspannen. Auch auf "300 Days At Sea" wandelt die Blondine abermals auf sehr seichtem und intimen Terrain. Während der Beginn mit "Beautiful Ride" recht rockig nach vorne geht und im Refrain mit einer schönen Melodielinie glänzt, wird das Gros der restlichen elf Songs doch eher mit spartanischer Instrumentierung begleitet.

Das Hauptaugenmerk richtet sich auf ihre außergewöhnliche Stimmfarbe, die auch nach zwei Jahrzehnten im Business kaum etwas an Präganz verloren hat. Lediglich auf "Stop The Fire", "Save A Little Piece Of Tomorrow" und "I'd Rather Be" plustern sich die Segel etwas auf. Ansonsten herrscht eher Ruhe auf hoher See.

Das Gespür für eingängige Melodien ist Heather Nova im Laufe der Jahre genauso wenig abhandengekommen, wie die Kunst, dieses Talent auch an den richtigen Stellen einzusetzen, auch wenn Stücke wie "Everythings Changes", das abschließende "Stay" oder auch die musikalische Ode an ihr Mutterschiff "The Good Ship Moon" förmlich überquellen vor liebreizenden Tonfolgen. Die zerbrechliche Lyrik auf "300 Days At Sea" tut ihr Übriges und so schippert Heather Nova auf einem ihrer persönlichsten Alben anmutend und melancholisch gen Sonnenuntergang.

Trackliste

  1. 1. Beautiful Ride
  2. 2. Higher Ground
  3. 3. Stop The Fire
  4. 4. Save A Little Piece Of Tomorrow
  5. 5. Everything Changes
  6. 6. Do Something That Scares You
  7. 7. The Good Ship Moon
  8. 8. Turn The Compass Round
  9. 9. Burning To Love
  10. 10. I'd Rather Be
  11. 11. Until The Race Is Run
  12. 12. Stay

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