laut.de-Kritik
Der eiserne Heinrich ist mal wieder richtig wütend.
Review von Michael EdeleAlso Leute, aufgepasst. Hier gibt es wieder mächtig was auf die Ohren. Wer dabei aber sein Hirn nicht einschaltet, kann die Scheibe auch im Regal stehen lassen. Zwar knallt uns der eiserne Heinrich hier auch jede Menge gute und interessante Mucke um die Ohren, aber der Anlass ist nicht einfach nur ein etwas anderer Re-Release alter Black Flag-Songs.
"Rise Above" ist eine Initiative, die der Muskelmann gestartet hat, um genügend Kohle für einen guten Zweck zusammen zu bekommen. Mit dem Geld sollen die Anwälte gegen die Verurteilung von Damien Echols, Kessie Misskelly und Jason Baldwin in Revision gehen. Die drei Jugendlichen sind als "The West Memphis Three" bekannt, seitdem sie 1993 unter recht dubiosen Umständen des Mordes an drei anderen Kindern schuldig gesprochen wurden. Nachdem der Fernsehsender HBO zwei Dokumentationen (Paradise Lost Pt I und II) über diese Farce gesendet hatte, wurde die Ungereimtheiten auch Meister Rollins zu viel, und er entschloss sich, mit Hilfe befreundeter Musiker diese CD einzuspielen, deren Erlös der Wiederaufnahme des Verfahrens zu Gute kommt. Wer sich zu diesem Thema informieren will, kann dies unter www.wm3.org ausführlich tun.
"Ich weiß, dass ihr das Teil umsonst bekommt, also nehmt euch gefälligst die Zeit und hört euch an, was ich zu sagen habe!" Mit diesen Worten leitet Henry seine Fünf-Track-Promo CD ein, die noch vor dem eigentlichen Album bei mir im Briefkasten lag. Wenige Minuten später bin ich einigermaßen im Bilde und nach einiger Recherche beinahe genau so angepisst wie Henry. Die Umstände, unter denen die Verurteilung zu Stande kam, sind empörend, Hilfe und Solidarität dringend geboten. Die 24 Songs auf diesem Album sind nicht nur legendär und textlich einzigartig, sondern natürlich explizit für den Fall ausgewählt und mit einer hochwertigen Mannschaft an Sangeskünstlern ausgestattet. Die Tatsache, dass keine der Berühmtheiten sich lange bitten ließ, spricht für sich.
An den Instrumenten werkeln Marcus Blacke (b), Jim Wilson (g) und Jason Mackenroth (dr), welche den Songs den moderneren, aber immer noch authentischen Anstrich verpassen. Da Rollins noch nie etwas von sich gegeben hat, wenn er nicht über irgendwas sauer war, ist auch klar, dass die Scheibe genauso wütend und roh rüber kommt, wie man es erwartet. Wer also wie ich die glorreiche Zeit von Black Flag verpasst hat und sich deswegen in den Hintern beißen könnte, der greift hier zu. Wer auch nur einen Hauch von sozialem Interesse aufbietet und sich mal ein Bild vom ach so tollen Amerika machen will, der schlägt ebenfalls zu, checkt die preisgekrönte Website an, oder kauft sich das Buch "Devil's Knot" von Mara Leveritt. Diese Scheibe ist wichtig!
Noch keine Kommentare