laut.de-Kritik
Hier verkommt die Kunst zur Künstlichkeit.
Review von Ulf KubankeMit dem Album verfolgt Isgaard (Eisgarten, Eishof) hörbar das Ziel, herzerwärmenden Wohlklang zu verströmen. Das funktioniert leider nur bedingt. Stilistisch bewegt sich Isgaard auf der gesamten Palette zwischen opulentem Fantasy-Trance, Ethnopop und gängigen Keltizismen, garniert mit einer Prise Pseudoklassik und einer gehörigen Portion Heavenly Voices-Gesang.
Wer jetzt den Eindruck bekommt, das hört sich ein wenig nach Patchwork an, der täuscht sich nicht. Nach einem wabernden und sehr dramatischen klingenden Intro voller feenartiger Uuhuuhh-vocals empfängt den Hörer das Titelstück "Wooden Houses" mit gesampelten bzw. eins zu eins kopierten Peter Gabriel Xylophonsounds der frühen 80er. Es folgen Ethnorhythmen typischer Einkaufspassagen-Indios inklusive einem Heya-heya-Indianergesang Isgaards. Für die folgende Strophe fährt sie schnell alles wieder auf den himmlische Feenklänge zurück, der von ein paar Synthie-Akkorden und einem konventionellen Drumloop begleitet wird. Im Refrain tauchen alle Elemente dann wieder gleichzeitig und überfrachtend auf.
"Gone With The Ice Wind" bietet anschließend heulende Sturm-Effekte sowie Gitarre und ein getupftes Piano mit Unmengen von Hall. Über alle dies ergießt sich wieder der Sakropop-Gesang mit dem schon bekannten Konfektionsbeat. Sobald man das tolle Cello am Ende hört, wünscht man sich sofort eine nacktere Version dieses Tracks, nur auf dem Instrument und der Stimme basierend. In ähnlicher Tendenz setzen sich die Songs auf dem Album fort.
Eine angenehme Ausnahme bildet das für Isgaard-Verhältnisse fast schon kammermusikalische "Living On Mars". Ein einsam perlendes Piano umschmeichelt die ausdruckstarke Stimme der Wahlhamburgerin. Ihr Gesang kommt hier weitgehend ohne die sonst allgegenwärtigen Effektmanierismen aus. Die gewählte Schlichtheit zeigt die Schönheit dieses melodischen Liedes.
Leider bleibt es bei dieser Ausnahme. "Refugees" liefert den Hörer dem typischen Hollywood-Braveheart-Abenteuerfilm-Klischee aus. Hier klingt alles, als wenn sich eine Loreena McKennitt-Imitatorin dem beckenlosen Drumsound von Phil Collins "In The Air Tonight" bediente, um ihre klagende Elfenstimme zu umrahmen.
Zur akustischen Krönung serviert Isgaard fast am Ende "The Queen". Eine Übersetzung des wunderschönen 150 Jahre alten Gedichts "Spraengisandur" ( zu Schande reiten) von Grímur Thomsen wird mit jedem akustischen Fantasypop-Klischee überzogen, das griffbereit lag. Zunächst schwillt und wabert der Sound wie zu besten Popol Vuh-Zeiten. Beschwörerisch wie eine Tempelpriesterin erhebt Isgaard ihre Stimme, um sie anschließend in einem instrumentalen Mantel aus Neoklassik und zitiertem "Bolero" zur Opernarie zu steigern. Hier wurde der Song vom Arrangement zu Schande geritten.
Fast auf dem gesamten Album verfährt Isgaard nach dem Motto viel hilft viel und läßt den bewährten Grundsatz weniger ist manchmal mehr außer Acht. Fast zwanghaft baut sie in jedem Song bekannte Stilmittel ein, die der Hörer sofort mit den Originalen (Gabriel, Collins) verbindet, weil die Elemente wahllos reinkopiert wirken. Ebenso bedient sie sich flächendeckend aus der Klamottenkiste ausgelutschter Soundtrack-, Ethno und Trance-Klischees. Gesanglich ist das alles wenig variabel und konstant auf dem Enya/Loreena McKennitt-Modell aufgebaut.
Jedoch gibt es die esoterische Enya und die authentisch keltisch musizierende Loreena bereits. Auch der schwebende Gesang einer Lisa Gerrard von Dead Can Dancefunktioniert vor allem aufgrund des streng klassischen Musikkontrasts. Doch bei einer derart beliebigen und überzuckerten Produktion mutiert der Eisgarten schnell zum Irrgarten, verkommt das Drama zum Melodrama, die Kunst zur Künstlichkeit. Schade, denn die Songs sind teilweise schön getextet und von einprägsamer Melodik. Beides versteckt die Künstlerin samt der eigenen Stimme in einer Masse von Instrumenten und Halleffekten. Sie beraubt die Lieder ihrer natürlichen Wirkung.
7 Kommentare
Da hat wohl jemand schlechte Laune gehabt! Oder er bedient das folgende Klischee: Das Internet bietet jedem dahergelaufenen möchte-gern-Spezialisten die Möglichkeit, seine Meinung in die weite Welt hinauszuposaunen. Ich habe "Wooden Houses" seit etwa 2 Wochen und bin extrem begeistert von der Vielfalt und Qualität dieses Albums - ganz im Gegensatz zum werten Herrn Rezensenten, der sich aber zum Glück durch offensichtliche Bildungslücken im Bereich Musik selbst disqualifiziert (schade ist nur, dass der Leser das nicht wissen kann, es sei denn, er besitzt dieses Album selbst)!
Nun denn: Es beginnt mit einem angeblich gesampleten/kopierten Gabriel-Fragment: als absoluter Gabriel-Fan fällt mir auch nach langem Überlegen und Betrachten der Alben nicht ein, aus welchem Stück dies stammen soll! Und ich erlaube mir, festzustellen, dass hier kein Xylophon sondern ein Kalimba zu hören ist. Was an echten Streichern (sie klingen jedenfalls sehr echt und laut Credtits spielten auf der CD Violinisten und Cellisten) "wabernd" sein soll, weiß ich nicht. Es folgen sehr subjektive, negative, sogar böswillige Formulierungen, die das Titelstück betreffen.
Weiter geht es mit dem offensichtlichen nicht-Verständnis für das Soundbild von "Gone with the Ice-Wind". Hätte der Schreiber mal den Text gelesen oder gar in Isgaard´s Blog geschaut (in dem einige Hintergründe zu den Songs erklärt werden), wäre ihm vielleicht Einiges klar gewesen. Der dickste Patzer kommt jetzt: Die Viloine am Ende als Cello zu bezeichnen spricht Bände!
Spannend wird´s wieder bei "Refugees". Es scheint, als wäre doch Fachwissen im Spiel - so erinnert sich der Kritiker doch tatsächlich daran, dass der Drumsound in Phil Collins´ "In the air tonight" Becken-los war. Das ist richtig! Aber diesen (im übrigen tollen und sehr plakativen) Klang mit dem Einsatz der Drums in "Refugees" zu vergleichen, ist ein weiterer Fehlgriff, denn hier findet sich weder eine Bassdrum, noch eine Snare und meines Erachtens sind auch keine Toms eingesetzt, sondern sehr metallisch klingende Ethno-Percussions. Dann werden einige Stücke nicht erwähnt. Dafür wird aus "The Queen" und dem folgenden "Fade away" in dieser Rezension einfach ein Song gemacht. "Bolero" wird hier nicht zitiert, allein ein Snare-Rhythmus lehnt sich an den in Bolero (und 1000 anderen Stücken) an. Eine Opernarie ist etwas ganz Anderes. Hier taucht im Gesang immer wieder das Thema auf, das sich immer weiter schraubt.
Und jetzt kommt´s nochmal ganz dicke! "Weniger ist mehr" - der Standardspruch der zu-mehr-nicht-Fähigen! Entsprungen der Zeit, als minderwertige (neidische) Ex-Musiker die Musikindustrie stürmten und alles, was ein wenig Anspruch oder technische Qualität beinhaltete, pauschal vom Tisch wischten. So ein Spruch ist out! "Mehr" ist kein Muss, aber "WENIGER" ist auf keinen Fall "MEHR".
Zuletzt wird auch noch der Gesang als "wenig variabel" bezeichnet. Ich bin der gegenteiligen Ansicht. Hier wird eine schöne Vielfalt geboten - allein den typische 08/15 Pop-Soul-Rock Sound will (und kann!) Isgaard nicht bieten.
Ich bin gespannt, ob dieser Kommentar seinen Weg auf die Seite findet, aber ich bin der Meinung zu einer solchen Darstellung gehört ein Gegenpol!
@Musikfan2008 («
Das Internet bietet jedem dahergelaufenen möchte-gern-Spezialisten die Möglichkeit, seine Meinung in die weite Welt hinauszuposaunen. »):
Was auf dich unbedingt zutrifft.
@Musikfan2008 («
Und ich erlaube mir, festzustellen, dass hier kein Xylophon sondern ein Kalimba zu hören ist. »):
Streber.
@Musikfan2008 («
Der dickste Patzer kommt jetzt: Die Viloine am Ende als Cello zu bezeichnen spricht Bände! »):
Streber II
Aber eine Viloine ist es auch nicht!
@Musikfan2008 («
Spannend wird´s wieder bei "Refugees". Es scheint, als wäre doch Fachwissen im Spiel - so erinnert sich der Kritiker doch tatsächlich daran, dass der Drumsound in Phil Collins´ "In the air tonight" Becken-los war. Das ist richtig! »):
Schleimer.
@Musikfan2008 («
Dann werden einige Stücke nicht erwähnt. »):
Sowas aber auch. Einfach nicht erwähnt
@Musikfan2008 («
Und jetzt kommt´s nochmal ganz dicke! "Weniger ist mehr" - der Standardspruch der zu-mehr-nicht-Fähigen! »):
Bei allem Respekt, das ist grober Unfug
@Musikfan2008 («
Zuletzt wird auch noch der Gesang als "wenig variabel" bezeichnet. Ich bin der gegenteiligen Ansicht. »):
Schön für dich!
@Musikfan2008 («
Ich bin gespannt, ob dieser Kommentar seinen Weg auf die Seite findet, aber ich bin der Meinung zu einer solchen Darstellung gehört ein Gegenpol! »):
Du kannst ja sogar richtig lustig sein.
Laut wird das einfach dazustellen.
Bekommst du wenigstens ein paar Euronen für's Internet durchforsten?
@Musikfan2008 (« "Weniger ist mehr" - der Standardspruch der zu-mehr-nicht-Fähigen! Entsprungen der Zeit, als minderwertige (neidische) Ex-Musiker die Musikindustrie stürmten und alles, was ein wenig Anspruch oder technische Qualität beinhaltete, pauschal vom Tisch wischten. So ein Spruch ist out! »):
na, wer sich so in den technischen deatails auskennt, sollte doch die ohren haben, zu hören.
der spruch ist durch infltionären fehlgebrauch in den letzten 20 jahren sicherlich diskreditiert woreden.
das liegt aber nicht an diesem verfasser.
dieses tatsächlich mit halleffekten überladene album möchte so gerne bedeutend klingen. auf die genannten vorbilder aus dem artrock beruft sich der produzent doch selbst.
tut es aber nicht. den gleichen fehler begehnt enya seit jahren.
ein vergleich: hör doch mal in das großartige within a realm of a dying sun (1987) von dead can dance rein. da bekommt man genreverwandte elemente, die nicht bloß um ihrer selbst willen eingebaut sind. lisa gerrard und brendan perry haben da vorgemacht, wie es geht.
dagegen klingt das album hier in meinen ohren echt nachtiefebenen-provinz-enya.
ich bin mir sicher, dass ein minimalistischerer producer hier hilfreicher gewesen wäre.
aber jeder empfindet musik eben anders. das ist ja auch das spannende.
@Musikfan2008 (« Mir ging es einfach um Folgendes: Bei jeder Rezension muss die "Kirche im Dorf bleiben" und man muss einigermaßen objektiv bleiben »):
Wo in aller Welt steht denn das geschrieben, daß wirklich jeder darauf herumreitet? Da ich davon ausgehe, daß es sich bei einer Rezension um die Meinung eines Hörers handelt, kann man es drehen, wie man es will - das Geschriebene ist und bleibt subjektiv.
Zitat (« auf keinen Fall darf es verletzend werden...von dumm-dreisten Plastikprodukten mal abgesehen. »):
Öhm. Doch. Warum denn nicht? Wenn mir auffällt, daß da jemand Elemente anderer Musiker zusammengeklaut und das Ganze zu einem einzigen grauenhaften Mampf zusammengerührt hat, der von Individualität keine Spur zeigt, dann darf man dies meines Erachtens nach auch deutlich sagen. Das Album "Golden Key" von Isgaard hat Elemente von Enya, Adiemus, Enigma, Sarah Brightman oder Secret Garden miteinander vermischt, und einige davon sogar ziemlich dreist abgekupfert. Warum soll man da nicht verletztend argumentieren? Möglich, daß die Ähnlichkeiten mit den genannten Interpreten einem 08/15-Hörer nicht auffallen; möglich auch, daß Isgaard für den Hörer der Einstieg in die Ethno-Pop-Richtung darstellt, aber deshalb darf man doch trotzdem auf die Leute aufmerksam machen, die gewissermaßen die Vordenker der vorliegenden Stücke waren.
Ich beziehe mich auf "Golden Key", weil ich "Wooden Houses" (noch?) nicht gehört habe.
Zitat (« Und mir ging diese Rezension deutlich zu sehr unter die Gürtellinie, so dass ich die handwerklichen Fehler bloßstellen musste. »):
Die handwerklichen Fehler darf man gerne graderücken, kein Problem. Aber deshalb braucht man nicht die ganze Rezi in Schutt und Asche legen.
Gruß
Skywise
Ich kenne sie ja auch nicht und vermute, dass dies auch so bleiben wird.
Mich ärgert einfach die immer gleiche Argumentation, wenn einem die Rezension nicht passt. Vielleicht ist mir das früher nicht so aufgefallen, nur bei jeder schlechten Kritik dauert es mittlerweile nicht lange und jemand meldet sich neu an um dem Autor für unzurechnungsfähig zu erklären. Das ist für mich viel mehr unter der Gürtellinie als eine schlechte Bewertung.
Ulf hat seine Meinung über die Scheibe gesagt. Na und?
Auf seine Argumente wurde nicht wirklich eingegangen. Es ist kein Xyolophon! Sondern eine Karimba! Das ist Klugscheißerei einer beleidigten Leberwurst, sonst nichts!
wenn man sich als künstler/producer schon selbst sehr weit aus dem fenster lehnt und sich (im beipackzettel zur cd) mit den größten namen vergleicht,erweckt man automatisch eine erwartungshaltung beim konsumenten.es wirkt natürlich enttäuschend auf den hörer/rezensenten, wenn das produkt dann so augenfällig hinter der eigens verursachten maßstäben zurückbleibt.
und wenn dann noch das erahnen hinzutritt, da wäre eigentlich sehr viel potential, das leider auch auf der 3. soloscheibe nicht genützt wird - zugunsten wohlfeiler effektspielerein von gestern - dann kann/darf man schon mal einen entsprechenden return schreiben.
die guten ansätze wurden ja erwähnt und goutiert (der pianosong)