laut.de-Kritik

Metal-Brett mit Stimm-Akrobatik.

Review von

Die US Metal-Veteranen Jag Panzer überraschen ihre Anhänger auf Album Nummer elf. "The Hallowed" stellt das zweite Konzeptalbum der Bandgeschichte dar, nach "Thane To The Throne" aus dem Jahre 2000. War das damalige Konzept noch eine Shakespeare-Adaption mit historischem Bezug sowie entsprechend akustisch-folkiger Umsetzung in den Zwischenparts, weist der Fingerzeig nun in die Zukunft.

Da Jag Panzer keinen Happy Metal sondern Heavy Metal spielen, fällt dieser Fingerzeig dystopisch aus. Das Szenario ist post-apokalyptisch, das Klima arschkalt und Mensch und Tier auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen. Die dazugehörigen Soundscapes klingen mechnanisch und spooky, die Spoken Word-Sequenzen illustrieren den steten Kampf und das Wandern gegen die Hoffnungslosigkeit.

Die Band spielt indes bei aller Tightness äußerst organisch. Ur-Drummer und Barträger Rikard Stjernquist spielt sein Achtziger-Jahre-Kit und fängt einen raumgreifenden Sound ein in Angrenzung zum komprimierten Drum-Klang auf "The Deviant Chord".

Neu-Gitarrist Ken Rodarte ersetzt nicht nur Gitarren-Legende Joey Tafolla, sondern setzt dessen neoklassischen Ansatz ein thrashiges Spielgefühl entgegen, das sich überfallartig über die Hörnerven ergießt. "Edge Of A Knife" ist ein Anspieltipp für die erfrischend eigenwillige Saitenkeilerei, in der dennoch Raum für Melodie zu erkennen ist. 

Der Album-Einstieg mit "Bound As One" und "Prey" gelingt kurz, knackig und Nackenbrechend. "Ties That Bind" besitzt, als Power-Ballade gestrickt, deutliche Analogien zu "Revelations" von Iron Maiden. Hoffen wir, dass deren gerissener Manager Rob Smallwood beim Hören insbesondere der Strophen ein Auge zudrückt. Nennen wir es inspiriert von ... "Stronger Than You Know" wühlt hingegen in der eigenen Vita. Die Zeile "Take The Sky" erinnert an den Bandklassiker fast gleichen Namens.

Mark Briody hält die Fregatte seit Jahren auf Kurs. Trotz wechselnder Sidekicks wie etwa Chris Broderick (Megadeth, In Flames) trägt jede Platte die Handschrift des Ami-Fünfers. Mal etwas technisch-ausgefuchst wie "Mechanized Warfare" oder den basisch-gestrickten Frühwerken ("Ample Destruction").

"The Hallowed" bedient nun gekonnt beide Dimensionen, straight wie episch. Ob das nun ein Singalong wie das tänzelnde "Weather The Storm" oder der abschließende und experimentelle Longtrack "Last Rites" ist, stets verfängt die im Gusseisernen Genre-Topf angerührte Metal-Legierung.

Gerade der letzte Song, mit seinen steten dynamischen Wechseln und eingestreuten klassischen Parts, stellt ein Lehrstück in Sachen mitreißender Klangkunst dar. Die Band hat nichts dem Zufall überlassen und fertigte vor der eigentlichen Studio-Arbeit bereits ein aussagekräftiges Demo der Scheibe an. Die Platte fällt an keiner Stelle der zehn Stück starken Song-Kollektion ab.

Das Krönchen auf der instrumentalen Leistung ist Harry 'The Tyrant' Conklins Gesang. In Sachen Vocal-Range, Harmonie-Gesang und Melodieführung ist Conklin einer der besten, wenn nicht gar der Beste seines Fachs. Er vereint die Agressivität und Struktur eines Rob Halford mit der theatralischen und ausschweifenden Darbietung eines Bruce Dickinson. Die Stimm-Akrobatik hievt das Metal-Brett auf ein höheres Level. Als Goldkrähe wie auch Goldkehlchen geleitet er den im Text beschriebenen Trupp zu einem standesgemäßen Ende.

Trackliste

  1. 1. Bound As One
  2. 2. Prey
  3. 3. Ties That Bind
  4. 4. Stronger Than You Know
  5. 5. Onward We Toil
  6. 6. Edge Of A Knife
  7. 7. Dark Descent
  8. 8. Weather The Storm
  9. 9. Renewed Flame
  10. 10. Last Rites

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LAUT.DE-PORTRÄT Jag Panzer

Jag Panzer ist einer der wenigen Bands, die in den 80er Jahren gegründet wird und bis heute ihr musikalisches Konzept (mit einer Ausnahme) durchzieht.

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