Jean Michel Jarre - " Metamorphoses"

Der (nicht mehr ganz so ) frische Franzose ist zurück!!! Jean Michel Jarre beehrt uns nach seiner Bombast-Show zum Milleniumswechsel bei den Pyramiden in Ägypten mit dem dazu gehörigen Tonmaterial.

"Metamorphoses" steht in einer langen Reihe exzellenter Platten, die Jarre bis heute veröffentlicht hat. Das Etikett "New Age" wird ihm ja auch ganz gerne angeheftet, trifft aber den Nagel ziemlich neben den Kopf, wenn man sich einmal vor Ohren ruft, was unter dieser Bezeichnung so alles durch die Gegend fleucht.

Jarre ficht dies nicht an, denn wer es sich ans Revers heften kann, bei der Entstehung der elektronisch generierten Musik fast von Anfang an dabei gewesen zu sein, muss nichts und niemandem mehr etwas beweisen. Dafür, dass bei Jarre die Musik nur ein Teil des ganzen ist, ist es immer wieder erstaunlich, wie frisch seine Kompositionen klingen. Manches mal sind die Beats richtig fett und lassen so einige Soundtüftler auf ihrer Suche nach dem kräftigsten Wumms doof aus der Wäsche blicken.

"Je Me Souviens" erinnert stark an "Moments In Love" von Art Of Noise, aber wer kann zu solch süssen Melodien schon nein sagen? Mein erklärter Favorit auf "Metamorphoses" ist "Rendez-Vous A Paris", das schön trippig auf der Champs-Elysees dahin schlurft, mit vereinzeltem Geblubber aufgelockert wird und mit verträumten Melodien aufwarten kann.

Da man im Weltall mit ein paar Kilometern mehr unterwegs ist als auf Erden, wird es bei der Hommage an den ersten Menschen im Kosmos ("Hey Gagarin") schon fast Technoid. Aber auch das steht Jarre ganz ordentlich, zumal die Tracks nie in einer Dimension verharren. Mit clever eingestreuten Breaks oder unerwarteten Soundschnipseln wird die Spannung immer wieder auf oberem Niveau gehalten.

Bei "Millions Of Stars" rezitiert die Dame mit dem sanften Stimmchen Namen von Sternen und spielt nicht etwa Schiffe versenken, wie redaktionsintern schon vermutet wurde.

"Hach, watt ne schöne Scheibe" muss man nach genau sechzig Minuten seufzen und all jene, die jetzt den vorsommerlichen Blues mit sich herum tragen, werden an "Metamorphoses" gefallen finden, denn selten ist Melancholie perfekter mit Tönen geschmückt worden, tres bien!!!