laut.de-Kritik
Kein Quäntchen zu viel; kein Hauch zu wenig.
Review von Ulf KubankeDie Schauspielerei ist Jeff Bridges nach eigenem Bekunden eher passiert. Musik, Fotografie und Malerei hingegen waren von frühester Jugend an die ständigen Begleiter des sympathischen Kaliforniers, der nebenher vor Jahren ein eigenes kleines Alternative Label gründete.
Konsequenz: Der Dude hat endlich eine richtige Platte gemacht, nach dem halbherzigen beinahe Debüt "Be Home Now" anno 1999 und den fünf gelungenen Countryperlen vom "Crazy Heart"-OST.
Ganz schlicht kommt er daher. Mit schickem Coverportrait im smoothen Halbschatten. Ähnlich zurückhaltend wirkt der zwischen Folk, Country, echtem R'n'B und einer Prise Jazz pendelnde Rahmen der zehn Tracks.
Doch mit dieser Platte ist es wie mit filmischen Seite des hochgradig talentierten Allround-Künstlers. Seine Teufel platziert El Duderino seit Ewigkeiten im Detail. Ebenso lässig wie er in den 'Fabelhaften Bakerboys' scheinbar nebenher den eigentlich unkopierbaren Stil Bill Evans (Miles linke Hand auf "Some Kind Of Blue") am Piano nachahmt, setzt er hier seine Vocals so gekonnt variabel ein, wie es die ganz alten Hasen Neil Young und Co drauf haben.
Und genau diese Stimme ist es, die den Charakter dieser klassischen 10-Track-LP ausmacht. Eine Stimme, die ewig so zerknautscht klingt, als hätte man einen Lederbeutel mit dem Gesicht von Walter Matthau gekreuzt. Dabei indes durchgehend warm; niemals würde er dem Publikum schrill auf den bekackten Teppich pinkeln. "Everything But Love" ist eine dieser knittrigen Perlen. Der Song selbst ist dabei gar nicht einmal außergewöhnlich; nicht mal ein wenig unkonventionell. Dennoch langweilt er nicht im Geringsten.
Das liegt bei dem bekennenden Kiffer vor allem an zwei Faktoren: Zum einen ist sein Gesang nicht lediglich im musikalischen Sinne punktgenau intoniert und phrasiert. JB bringt zusätzlich die jeweils zu den Lyrics stets exakt passende Betonung des gelernten Theaterschauspiers. Doch tut er dies so zurückhaltend, dass man es kaum merkt.
Man höre nur die bis zum dramaturgischen Zerbersten angezogene Handbremse im spannenden "Tumbling Vine". Kein Quäntchen zu viel; kein Hauch zu wenig. Allein für diese selten gewordene Leistung müsste man ein Gesetz befürworten, allen Musical-Knallchargen weltweit diese Langrille als Hausaufgabe aufzuzwingen.
Seine Dudeheit wirft die ganze sonnige Künstlerpersönlichkeit in die Waagschale, die Lebowski in Aura und Philosophie zum Glück sehr nahe kommt. Wer bei dem schluffigen "Blue Car" nicht so drauf kommt, eine Spritztour mit ihm und 'Walter' zu machen, dem wird wohl nicht mehr viel helfen auf dem Weg zum Autisten. Die Singer-Songwriter-Premiere des Kaliforniers ist kompositorisch sicherlich nicht der herausragendste Tonträger des Jahres. Die augenzwinkernd sympathischste Platte ist es allemal geworden. So was passiert, wenn man n i c h t versucht 'nen fremden Hörer in den Arsch zu ficken!
10 Kommentare
Hell Yeah!!!
Schöööne Review .
Bekackte Scheisse! Das Teil muss ich haben!
ja super review.
kleine anmerkung: miles' album hieß "kind of blue", ohne das some davor.
ayk, steht ja inner review drinne... ja wunderbar, ich freu mich jetzt mal leicht und hoff aufs beste... !
lahmarschige country-rock-musik für langweilige alte säcke ohne puls
0/5
Nette Rezi, aber von einer Platte namens "Be Home Now" hab ich noch nie gehört. Ich nehme mal an, es ist "Be Here Soon" gemeint, was alles andere als halbherzig war bzw. ist, vielleicht nicht so eingängig wie "Jeff Bridges", jedenfalls nicht beim ersten Hören, aber deshalb nicht weniger interessant.