laut.de-Kritik

Eine magische musikalische Familienangelegenheit.

Review von

Uncle Dave Macon war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer der Pioniere des Country. Seine Auftritte in der Grand Ole Opry inspirierten unzählige spätere Entertainer und Banjo-Spieler, unter ihnen Ry Cooder.

Dass sich sein Sohn Joachim nun Macons Werk annimmt, liegt allerdings eher an seiner noch jungen Tochter (bzw. Enkelin), die sich für dessen Musik begeisterte. "Ich legte ein Box-Set von Uncle Daves Musik auf und meine Tochter und ich lauschten. Sie war auf eine Art die Regisseurin des Projektes, beharrte auf bestimmten Songs, die wir wieder und wieder hörten. Dann begann ich, die Lyrics hin und her zu ändern, stets mit ihr im Hinterkopf", erklärt Joachim.

Anfang 2019 stellte er eine Band zusammen, der neben Ry an Gitarre und Banjo auch Ehefrau Juliette Commagere (Hintergrundgesang), Rayna und Dan Gellert (Fiddle), Jazz-Saxophonist Sam Gendel (der hier allerdings Bass spielt) und der malische Gitarrist Vieux Farka Touré angehörten. Dessen Vater Ali Farka machte Joachim einst mit der Kalimba bekannt, einem Daumenklavier, das ursprünglich aus dem südlichen Afrika stammt und das sich in einer elektrischen Version zu seinem Hauptinstrument entwickelte.

Gerade die Kalimba verleiht dem Album eine besondere, ja außerordentliche Stimmung. Während die Begleitung mehr oder weniger traditionell spielt, legen sich die gezupften Klänge wie eine parallele Ebene dazu, die gut zu Joachims hoher, unaufgeregte Stimme passt.

"Als ich das Projekt startete, wusste ich nicht viel über die Herkunft von Uncle Daves Songs. Schließlich realisierte ich jedoch, dass er ein Sammler oder sogar Kurator der Songs war, die er um sich herum hörte und für ein neues Publikum interpretierte. Unsere Vorgehensweise war also gewissermaßen dieselbe", erklärt Joachim.

Das Ergebnis ist eine verträumte, unkitschige, fast schon magische Familienangelegenheit. Zwar ist Joachim Cooder schon seit den 1990er Jahren musikalisch aktiv, unter anderen bei den Sessions auf Cuba, die mit "Buena Vista Social Club" zum größten Erfolg seines Vaters führten. Auch hat er schon an zahlreichen Soundtracks mitgewirkt, ist als Produzent tätig und hat bereits zwei Alben unter eigenem Namen veröffentlicht. "Over That Road I'm Bound", sein erstes Album für Nonesuch, hat nun aber eine ganz neue Qualität.

Trackliste

  1. 1. Over That Road I'm Bound To Go
  2. 2. When Ruben Comes To Town
  3. 3. Come Along Buddy
  4. 4. Oh Lovin' Babe
  5. 5. Tell Her To Come Back Home
  6. 6. Backwater Blues
  7. 7. Rabbit In The Pea Patch
  8. 8. Morning Blues
  9. 9. All In Down And Out
  10. 10. Heartaching Blues
  11. 11. Molly Married A Traveling Man
  12. 12. When The Train Comes Along

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