laut.de-Kritik

Diese Stimme hat eindeutig ein besseres Umfeld verdient.

Review von

Es ist ein Jammer mit Joana Zimmer. Da ist eine junge Sängerin, die eine unverwechselbare Stimme besitzt, mit ihrem Gesang Charisma und Können beweist – und doch wird sie im Regen stehen gelassen. Anstatt sich mit der Künstlerin selbst zu beschäftigen, ihr Songs für ihren ganz eigenen, persönlichen Appeal maßzuschneidern, verschleudert man ihr Talent: Indem die Produzenten nämlich weiterhin versuchen, Joana in vorgefertigten Schablonen zu domestizieren. Das ging bereits mit "My Innermost" kräftig daneben – und erlebt auf "The Voice In Me" bedauerlicherweise seine Fortsetzung.

Eine Frau, eine wandlungsfähige Stimme – doch das vorliegende Album wird dem Können der Künstlerin zu selten gerecht. Statt eines fein abgestimmten Song-Menüs verschiedenster erlesenster Sound-Zutaten bietet die CD leider nur musikalische Geschmacksverstärker. Der Opener "Bringing Down The Moon" nervt gleich zu Beginn als halbgare Midtempo-Hauruck-Ballade mitsamt zickigem 80ger-Sound-Ambiente. Daran bedient sich das Produzententeam dann weiterhin auf nahezu kompletter Alben-Länge.

"Have A Thing Tonight" ist nährstoff-freier Shakira Instant-Aufguss – wie man sich lateinamerikanisches Feuer in zentraleuropäischen Studios halt vorstellt. Später folgt eine Prise Grace Jones: Ihr berühmter "Libertango" nennt sich hier "Don't Touch Me There". Strange, I've Heard This Song Before … gegen gekonntes Pop-Zitieren ist nichts einzuwenden. Allerdings gegen billiges Abkupfern. Das als Rührstück konzipierte "Can't Fall Down" zündet zu keinem Augenblick als überzeugende, warmherzige Ballade. Pseudo-Rock-Elemente finden sich in "Strangest Thing". "If It's Too Late" hat ein paar gute Momente, ist aber nicht konsequent genug in einen wirklichen Klasse-Track umgesetzt. Luschen-Schnulz wie "History" macht aufkeimender Hörer-Hoffnung ohnehin ganz rasch wieder den Garaus.

Songs wie "Don't Weigh Me Down" sind nicht mehr als das übliche Füllsel-Material für eine der üblichen 'Auf Nummer Sicher'-Scheibe. Joanas Alben-Tross bleibt irgendwie in einer unaufregenden Musik-Wüstenei stecken, wenn er auch stets nach der großen Musik-Welt schielt. Da nützt auch die Burt Bacharach-Fingerübung "Hearts Don't Lie" nicht allzu viel. Außer in Joanas Stimme fehlt es an allen Ecken und Enden an aufrichtiger, musikalischer Wärme. So erinnert das ganze Unterfangen an eine halbherzige Restefundus-Verwertung musikalischer 80er-Attitüden im Grenzbereich zwischen der annehmbaren Viktor Laszlo und der gruseligen Jennifer Rush.

Ein wunderhübsches Bernstein-Schmuckstück ist auffindbar am trostlosen Strand der vorherrschenden Song-Einöde: Und zwar "In Between". Dieser Titel verzaubert und umschmeichelt mit einer wunderhübschen Refrain-Idee und Joanas stimmlicher Ausführung. Es geht doch! Auch wenn selbst hier der das Allerwelts-Arrangement und – im letzten Drittel einsetzende - halbherzige (Rap?)-Verzierungen nicht sonderlich positiv auffallen. Das Alben-Ende hinterlässt die Erkenntnis, dass hier eine interessante und talentierte Künstlerin in einem konturlosen Pop-Gemischtwaren-Sumpf rettungslos absäuft.

Einzig die Stimme kämpft – ist aber schlussendlich der Übermacht der gegen sie ins Feld geführten Belanglosigkeits-Melange unterlegen. Allerdings sollte man die Hoffnung nicht gänzlich aufgeben. Denn: Da war doch zu Beginn der Karriere jenes heute nicht mehr erhältliche Live-Album mit ganz eigenen Elementen, ganz eigenen Facetten … bevor daraus das – derzeitige – Reißbrett-Produkt Joanna Zimmer entstand. Wie wäre es mit einer Rückkehr zu den eigentlichen Wurzeln; den Dingen zwischen Jazz und Chanson mitsamt eigenen Kompositionen? Es ist nie zu spät für gute Musik – und diese Stimme hat eindeutig ein besseres Umfeld verdient.

Trackliste

  1. 1. Bringing Down The Moon
  2. 2. Let's Get To The Love Part
  3. 3. Have A Thing Tonight
  4. 4. If It's Too Late
  5. 5. Can't Fall Down
  6. 6. In Between
  7. 7. Don't Touch Me There
  8. 8. Don't Weigh Me Down
  9. 9. Strangest Thing
  10. 10. History
  11. 11. Bring It On
  12. 12. Hearts Don't Lie
  13. 13. What Is The Good In Goodbye
  14. 14. This Is My Life

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