laut.de-Kritik
Zwischen Kuschel-Soul und Move-Your-Ass-Funk.
Review von Kai KoppDas herrlich deepe "Love Ins't A Long Way From Home" eröffnet "Back To Soul". Mit dieser astreinen Downbeat-Soul-Funk-Single überzeugt die Frau mit der "urgewaltigen, facettenreichen Stimme und dem traumhaften Tonumfang" ab der ersten Note.
Jocelyn B. Smith ist nach Ausflügen in die Welt der zeitgenössischen Klassik und griechisch eingefärbter Liebeslieder zurück auf dem Weg zu ihren Wurzeln. "Back To Soul" betitelt sie ihr bereits siebtes Album, und erfüllt damit ihren zahlreichen Fans einen lange gehegten Wunsch: weniger Experimente, mehr Groove. "Was soll an Vielseitigkeit so schlimm sein?" fragt sie nicht nur die Menschen, die mit ihrer Experimentierfreude nicht klar kommen, sondern auch sich selbst. "Es ist kein Fluch, du hast keine Krankheit. Du liebst einfach nur Musik, du liebst das Leben, du liebst Farben" findet sie für sich die Antwort.
Über ihre Freude am Einlassen auf Unbekanntes informiert auch ihr Lebenslauf. 1984 lernt die gebürtige New Yorkerin während einer Europa-Tournee Berlin kennen und lieben. Sie entschließt sich, in der Metropole zu bleiben und macht den alteingesessenen Jazzclub Quasimodo zu ihrem Wohnzimmer. "Inzwischen bin ich europäisiert. Etwas deutscher als früher, etwas reservierter vielleicht".
Diesen gewissen Deutsch-Faktor hört man auch in ihrer Musik. Andere Bands machen sich diesen Umstand zunutze, um sich vom amerikanisch dominierten Markt abzuheben. Die Modern-Jazzer von Der Rote Bereich etwa, die mit ihrem musikalischen Deutschtum hausieren, liefern - wie Jocelyn - wirklich hervorragende Qualität. Annähernd 20 Jahre reservierter, germanischer Mentalität hinterlassen bei Frau Smith ihre Spuren, derer sie sich glücklicherweise nicht grämt. In der Flut amerikanisch-kantenloser Soul-Produktionen fällt "Back To Soul" gerade deshalb positiv aus dem Rahmen.
Vollgepackt mit 14 abwechslungsreichen Songs zwischen Kuschel-Soul und Move-Your-Ass-Funk kehrt Jocelyn B. Smith zu einer seelenhaltigen Musik zurück, die den Menschen Mut geben soll. "Es gehört in dieser Zeit eine Menge Kraft dazu, ein menschliches Wesen zu sein. Spiritualität und Energie haben eine intensive Verbindung zur Musik. Das ist der Grund, der mich das tun lässt, was ich tue" kommentiert sie den für sie unausweichlichen Weg: Back To Soul!
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