laut.de-Kritik
Der Grammy-Abonnent als Pferdeflüsterer.
Review von Kai ButterweckWas ist denn jetzt los? Einsam und verlassen steht Womanizer John Mayer mit leicht orientierungslosem Blick mitten in der Prärie. Eingehüllt in einen Poncho und mit Cowboyhut posiert der Sänger auf dem Cover seines neuen Albums "Paradise Valley". Lediglich ein schwarzer Vierbeiner steht treu an seiner Seite.
Aber was solls – gönnen wir dem VIP-Casanova doch einen – wenn auch gestellten – Moment der Ruhe. Schließlich dürften endlose Strandspaziergänge, verschmuste Candlelight-Dinner und morgendliche Zahnputzduelle mit Damen wie Taylor Swift, Jennifer Love Hewitt, Jessica Simpson, Jennifer Aniston und Katy Perry in der Vergangenheit Kraft gekostet haben.
Die gute Katy Perry zählt auch heute noch zum intimeren Bekanntenkreis des Sängers, die recht gelungene Good-Mood-Ballade "Who You Love" dient dafür durchaus als Beweis. Doch nicht nur die kichernde Kalifornierin sorgt für hochgezogene Mundwinkel, sondern auch und vor allem der Hauptverantwortliche selbst, der sich mit leichter Country-Attitüde und chilligen Vibes im Gepäck auf Nischensuche im Pop-Universum begibt.
Fündig wird er am lodernden Lagerfeuer und mimt dabei den tiefenentspannten Pferdeflüsterer ("Waitin' On The Day", "Badge And Gun"). Auch als beschwingter Saloonbetreiber mit Hang zu bluesigen Cowboy-Chords deckelt der Barde jeden Topf der ihm auf den Tresen gestellt wird ("Dear Marie", "You're No One ‚Til Someone Lets You Down" oder "On The Way Home").
John Mayer lässt sich nicht verrückt machen. Weder der Gastauftritt von Katy Perry noch der Studiobesuch von Frank Ocean ("Wildfire") bringen den Amerikaner vom eingeschlagenen Roots-Pfad ab. Der Sänger köchelt sich sein Pop-Potpourri, wie es ihm gefällt.
Jazz, Soul und Country eingebettet in eine Vintage-lastige, aber zu keiner Zeit angestaubt oder gar kalkuliert aufgesetzte Produktion: Der siebenfache Grammy-Preisträger lehnt sich anno 2013 gemütlich zurück und lässt die Dinge einfach fließen.
10 Kommentare
Schlechtestes Cover des Jahres.
Grosses Talent, blasses Album.
@SexyBoots: Schonmal den Schimpansen auf dem neuen von Frida Gold gesehen?
Du nimmst irgendwelche einflössenden Drogen, weil außer Geduddel höre ich da nichts? Der Kerl könnte ja, wenn er sich endlich auch mal solo etwas trauen würde! Bei den Weibern gibt er doch auch Vollgas.
@silenceboy (« Also halten wir fest: Die Hälfte dieser Albumrezension besteht aus den Frauengeschichten des Sängers. Frage: Bin ich hier auf 'ner Klatschseite gelandet? Und die Songs erhalten nur jeweils einen Satz, damit man hinterher sagen kann: Ja, aber da wurden doch Songs rezensiert! »):
Einer von sechs Absätzen, um genau zu sein. Und das ist noch einer der Kürzeren.
Ich bin auch begeistert von der Leichtigkeit der neuen Lieder. Sozusagen "Gedudel" auf hohem Niveau.
Gut, das mag Rock-Fans zu wenig oder zu lahm sein, aber ich finde die Produktion sehr ehrlich. Kein Verstellen oder Trend nachjagen - das machen heute nicht so viele.