laut.de-Kritik
Simpel gestrickter Latinrock mit Campino als Gastsänger.
Review von Juliette KaiserDas Cover von Juanes' viertem Soloalbum sieht vergleichsweise düster aus. Seine Augen sind nicht zu erkennen, er hat einen Dreitagebart und die Mähne ist ab. Doch musikalisch steht Juanes immer noch für den eher simpel gestrickten Latinrock, für den ihn seine Fans weltweit lieben.
Das Lied "La Vida Es Un Ratico", das dem Album seinen Namen gibt, bezieht sich auf eine Feststellung seiner Mutter: Das Leben sei kurz. Im Zentrum steht seine traurige Stimme, über weite Strecken gibt es nur eine sanfte Klavierbegleitung. Neben diesem Kuschelrock-Stück sind hauptsächlich Rockgitarren und Latino-Rhythmen zuhören. Dieser Mix macht etwa die Single "Me Enamora" zu recht tanzbarer Barmusik.
Ansonsten hat "La Vida Es Un Ratico" weder Tief- noch Höhepunkte. Die Scheibe setzt auf Latin-Gitarrensounds, die durchgängig recht poppig gehalten sind. Das Rezept hat schon sein Vorgänger-Album Mi Sangre weltweit in die Charts gebracht.
Trotzdem ist Juanes kein hinternwackelndes, dauer-frohsinniges Latino-Klischee. Zwischen ihm und anderen erfolgreichen Südamerikanern wie Shakira und Ricky Martin liegen zumindest textlich Welten.
In "Bandera De Manos" (Flagge aus Händen) singt Juanes in einem leicht befremdlichen Duett mit Campino von den Toten Hosen über die Kraft der Musik, Menschen zu vereinen. Campino bestreitet seinen Solopart auf deutsch und geht damit ziemlich unter, trotz seiner viel rauheren und rotzigeren Stimme, die irgendwie auch nicht zur Musik passen will.
Das ist alles nicht soo umwerfend, doch Musik ist für Juanes schließlich nicht zuletzt ein Mittel, auf die Situation seiner Heimat Kolumbien aufmerksam zu machen. So erklärt sich auch der ernste Blick auf dem Cover.
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