Porträt

laut.de-Biographie

Keith Richards

Die Furchen in seinem Gesicht erinnern an Schützengraben aus dem Ersten Weltkrieg. Nicht nur an ihnen zeigt sich, dass Keith "Keef" Richards auf ein ereignisreiches Leben zurückblickt.

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Sie zeigen auch seinen Status an, den eines Rock'n'Roll-Urgesteins. Passend dazu der Name der Band, die er mit seinem Gitarrenspiel und Songwriting geprägt hat - die Überband des R'n'R schlechthin: die Rolling Stones.

1943 kommt Richards am südöstlichen Rand Londons in Dartford zur Welt. Sein Großvater Gus vermittelt ihm die Liebe zur Musik, Elvis Presley die zum Rock'n'Roll. 1960 trifft er im Zug auf dem Weg in die Kunstschule einen alten Bekannten, Mick Jagger, der zwei Platten unter dem Arm mitführt: eine von Chuck Berry und eine von Muddy Waters. Sie beschließen auf der Stelle, gemeinsam Musik zu machen. Der Rest ist, wie es so schön heißt, Geschichte.

Während Jagger als charismatischer Frontmann ein Lebemann ist, bleibt die Gitarre ein Leben lang Richards treueste Begleiterin. Sein Stil ist rhythmusbetont und er verzichtet auf technische Meisterleistungen, dennoch (oder gerade deshalb) gilt er als einer der einflussreichsten Gitarristen der Rockgeschichte. Stets leicht neben der Spur, steht er bei den Stones musikalisch im Mittelpunkt.

Seine Drogen- und Alkoholexzesse sind legendär, ebenso die tagelangen Studiosessions, in denen er unermüdlich an Akkorden, Klängen und Rhythmen feilt. Trotz der Schrulligkeit, die seine Weggefährten fast in den Wahnsinn treibt, brechen die Stones nie auseinander, auch wenn sie sich ab der zweiten Hälfte der 80er Jahre immer wieder lange Auszeiten gönnen.

Keith' Heimat sind Bühne, Studio und seine Band Stones, betont Richards unermüdlich. Von einer Solokarriere kann man also nicht wirklich sprechen, doch überbrückt er die Ruhephasen mit Kollabos und gelegentlichen Alben unter eigenem Namen.

So verbindet ihn eine musikalische Freundschaft mit Tom Waits, der sich immer noch gerne daran erinnert, wie Richards zu den Aufnahmen zu "Rain Dogs" (1985) mit einem Lastwagen voller Gitarren anreiste. 1987 wirkt Richards an einem Dokumentarfilm über sein Idol Chuck Berry mit und stellt dafür eine Band zusammen, der Steve Jordan am Schlagzeug, Waddy Wachtel an der Gitarre, Ivan Neville am Keyboard und Bobby Keys am Saxophon angehören.

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Anschließend gehen sie ins Studio und nehmen Richards' erstes Soloalbum "Talk Is Cheap" (1988) heraus, auf das 1992 "Main Offender" folgt. Mit den X-pensive Winos, wie Richards seine Band nennt, und weiteren Gästen erscheint 2015 Richards drittes Soloalbum "Crosseyed Heart", dem es zum ersten Mal gelingt, die höchsten Etagen der Charts zu erklimmen.

Seine Spuren hat Richards auch in Hollywood hinterlassen, erst als Vorbild für die Figur des Piraten Jack Sparrow in der Serie "Pirates Of The Caribbean" ("Ich dachte erst, er sei der Dealer meines Sohnes", erzählt Richards über Johnny Depp, der eine Zeit lang bei ihm wohnte, um sich inspirieren zu lassen), dann als dessen Vater in der dritten Episode. 2014 veröffentlicht er zudem mit seiner Tochter Theodora das Kinderbuch "Gus und ich".

Kommerzieller Erfolg sei ihm nie so wichtig gewesen, betont Richards in seiner Autobiographie "Life", die 2010 zum Bestseller wird. Auch wenn er Annehmlichkeiten durchaus zu schätzen weiß, etwa zu Junkiezeiten die Möglichkeit, an reinen Stoff zu kommen. Zigaretten, Alkohol und Joints ist Richards nach wie vor nicht abgeneigt, seit den 1980er Jahren ist er allerdings clean. 1983 heiratet er das Model Patti Hansen, die Ruhe in sein Privatleben bringt.

Auch wenn Richards stets betont, wie glücklich er über seine Kinder und Enkel ist, haben die Schlagzeilen, für die er nach wie vor regelmäßig sorgt, meist einen musikalischen Hintergrund. Metallica finde er ebenso schlecht wie Rap, sagt er etwa in einem Interview 2015. An Muddy Waters oder Chuck Berry komme eben nichts ran, betont er in einer sehenswerten Dokumentation auf Netflix, die ebenfalls 2015 erscheint. "It's only rock'n'roll, but I tell you what – it's the shit".

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    Nett gemacht, umfangreich.

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