laut.de-Kritik

Der Singer/Songwriter traut sich in Jazz- und Bluesgefilde.

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Wir Europäer kommen ja öfter um einige Tage, Wochen oder, wie im Fall von "Symphony In 16 Bars", um einige Jahre später in den Genuss ausländischer Kunst. Ganze vier Mal umrundete die Erde die Sonne, bis diese kleine Genremix-Perle in deutschen Läden auftaucht.

Nach 35 Sekunden Vorspiel setzt Whites tiefe, sanfte Stimme ein. Das country-jazzige Arrangement nutzt er, um von einer jugendlichen Sicht der Dinge zu berichten, die man an den Tag legt, bis man denn lernt, sein Herz zu verschenken: "The moon's just something big that hangs above the bay / You won't even notice / If it's not there one day / Until you learn to give your heart away".

Nach "Shoot The Moon", einem zweiminütigen Solo in dem der viel gelobte Pianist sein Können offenbart, lugt in "Anabel" erstmals ein sich wiederholender Refrain um die Ecke. Eine deutliche Aufforderung an die geliebte Anabel, New York sofort zu verlassen, das sie sonst zu zerstören droht. Auf Grundlage eines bluesigen Singer/Songwriter-Playbacks verleiht er seinem textlichen Appell Nachdruck.

"Might As Well Leave" fungiert als erstes Highlight auf dem insgesamt sehr unaufdringlichen Album. Eine vom Alltag verdammte Liebe steht kurz vor dem Aus: "Your faraway eyes, the words you don't say / I'm looking for something that time took away / You played the last card up your sleeve / You're already gone, you might as well leave". Das dezente Arrangement unterstützt die Aussage hervorragend. Das Übrige erledigt Amy Helm, die im Refrain-Crescendo mit ihrer Stimme hervorragende Dienste leistet.

Auch auf dem souligen "Different Today" sind die Stimmen der Duettpartner perfekt aufeinander abgestimmt. "5 Girls" berichtet augenzwinkernd über die kleinen Gedanken, die man(n) sich zwar macht, jedoch niemals wagt auszusprechen. Wenn White den Mammuttext von "5 Girls", bei dem die Musik eine klare Nebenrolle spielt, live ohne Hänger referiert, gebührt ihm größter Respekt.

Das titelgebende Stück am Schluss der CD erinnert bereits mit den ersten Klängen an ein Gute-Nacht-Lied. Auf einer süßen Klaviermelodie verabschiedet sich White unglaublich gefühlvoll. Mit einem leiser werdenden Pianosolo entlässt er seine Hörerschaft in einem sehr zufriedenen und entspannten Zustand. Denn wenn er auf "Symphony in 16 Bars" von seiner Tour durch New Yorker Bars erzählt, wünscht man sich einen Drink und eine Zigarette - auch wenn man zur Fraktion der Nichtraucher gehört.

White balanciert zwar an manchen Stellen des Albums leichtfüßig auf dem Balken zwischen Romantik und Kitsch, schafft es jedoch immer, das Gleichgewicht zu halten. Wer sich mit Country, Blues und jazzigem Singer/Songwritertum anfreunden kann, hat mit dieser vielleicht etwas zu ruhigen Platte sehr viel Freude. Egal, ob man ihr nebenher lauscht oder sich auf die tiefgründigen und auch humorvollen Texte konzentriert.

Trackliste

  1. 1. Until You Learn
  2. 2. Shoot The Moon
  3. 3. Anabel
  4. 4. Might As Well Leave
  5. 5. Different Today
  6. 6. 5 Girls
  7. 7. Letter From X-Ray
  8. 8. Heart Of The City
  9. 9. Workin' On A Way
  10. 10. Closer
  11. 11. Symphony In 16 Bars

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