laut.de-Kritik

Dieselbe Daseinsberechtigung wie MC Ichstechdichab und King Ichkriegsiealle.

Review von

Man sollte sich das langsam auf der Zunge zergehen lassen. "Early Believer" erscheint auf Kero Ones eigener Plattenfirma Plug Label - das Plug steht dabei für, Obacht, Promoting Love Under Ground. Auf der einen Seite ist das eine herrlich passende Zusammenfassung des eigenen Sounds und der dazu gehörigen Geschichte, auf der anderen stellen sich hier bei Realkeepern des straßenharten Rap-Geschäfts wahrscheinlich reihenweise die Fußnägel auf. Ob man will oder nicht, Kero Ones poppiger Soul/Funk/Rap-Entwurf taugt, mitsamt der besagten Betitelung, wunderbar zu sämtlichen Beschimpfungs-Abstrusitäten aus der Homophobie-Schublade.

Dabei sind die Berufsnörgler mit Eigensexualitätsproblem ja nur zu engstirnig, um sich einzugestehen, dass ein tappender Fuß oder die Freude über eine schöne (!) Hookline nicht gleich bedeuten muss, dass man mit Alice Schwarzers Mann ins Bett will. Mein Tipp: Schusssichere Weste ablegen, im stillen Kämmerchen einschließen und den Selbsthass von Kero Ones "Love And Happiness" wegsingen lassen. Süße Uuuhs und Aaahs, eine sanft gezupfte Gitarre, SommerSonneSoul-Drums, die Hook vom finnischen Stevie Wonder Tuomo und Kero Ones dunkel sympathischer Rap-Timbre: "And I heard love is satisfaction. So I'm gonna test it out if it works". Und? Regt sich schon was?

Sicher bricht Kero One hier nicht zu neuen Skill-Ufern auf, wenn er melodiös day auf stay reimt, dennoch ergänzt sich sein lockerer Reimfluss vorzüglich mit den organischen Produktionen mit warmen Bassläufen und treibenden Wohlfühl-Drums. Der Produzent/Rapper lebt davon, dass er ein kohärentes Gesamtprodukt abliefert. Gemütlichster Bay Area-Sound, wie man ihn von Kollegen im Geiste wie Blackalicious oder Ohmega Watts kennt. Losgelöste Fender Rhodes-Sätze tänzeln mit sonntäglichen Breakbeats, Lagerfeuer-Klampfen mit Fernweh nach Hawaii harmonieren mit Bumm und Tschack und Brownswood-Crooner Ben Westbeech, und schließlich darf auch die Latino-Gitarre im Soulclap-Tempo geschrammelt werden.

Mit Rap in der engen South Bronx-Definition hat das natürlich nicht mehr viel gemein, aber wenn auch nur ein Funken Wahrheit darin steckt, dass das gut ist, was sich gut anfühlt, dann hat Kero One genau gleiche Daseinsberechtigung wie MC Ichstechdichab und King Ichkriegsiealle.

Tatsächlich ist Kero mit seinem Anspruch der untergrundigen Liebespromotion wahrscheinlich näher an der einstigen Idealvorstellung Afrika Bambaataas "Planet Rock" dran als der Großteil sämtlicher Sprösslinge der 35 Jahre alten Kulturform. Ihr wisst schon - "One Nation Under A Grove" und so.

Trackliste

  1. 1. Welcome To The Bay
  2. 2. When The Sunshine Comes
  3. 3. Keep Pushin'
  4. 4. Lets Just Be Friends
  5. 5. Bossa Soundcheck
  6. 6. Love And Happiness
  7. 7. Stay On The Grind
  8. 8. Song For Sabrina
  9. 9. This Life Ain't Mine
  10. 10. I Never Thought That We
  11. 11. Goodbye Forever
  12. 12. On And On

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