laut.de-Kritik

Du kommandierst hier garnix, Herzchen.

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Das muss man ihr lassen: Die dauerbesoffene Fanschar abzuzocken, das haben Kesha und Konsorten, die im Hintergrund die Marketing-Strippen ziehen, wahrhaftig drauf. Zum Hit verkauft man Grütze auf Albumlänge. Was eigentlich als Bonus-Material gedacht war, wird zum vollen Preis nachgeschoben - und jetzt kackt man hurtig noch ein Remix-Album obendruff. Schnell, schnell. Es könnte ja jemand ausnüchtern.

Das allerdings wäre wahrhaft fatal: Auf klaren Verstand dürfte sich dieses Machwerk gar übel auswirken. "I Am The Dance Commander + I Command You To Dance: The Remix Album" - wie griffig, und wie gar nicht blasiert, wieder! Noch abstoßender als Keshas Trailerpark-Billignutten-Aufmachung wirkt eigentlich nur ihre stetig zur Schau getragene offensichtlich schwer gestörte Selbstwahrnehmung.

"I Command You To Dance". Meine Fresse. Mit diesem schwindsüchtigen Stimmchen kommandierst du nix und niemanden, Herzchen. Im Gegenteil: Selbst an Stellen, an denen ein Remix wirklich gelingt, hört der Spaß sofort auf, sobald Keshas unerträgliches Geseiere ins Spiel kommt.

Warum, frage ich mich schon bei der Eröffnungsnummer, lässt man, wenn der Fokus nur mehr auf stampfender Tanzbodentauglichkeit liegt, den ... nein, alles in mir sträubt sich dagegen, das als "Gesang" zu bezeichnen ... die Vocals nicht gleich ganz weg? "This place's about to blow." Blow? Von wegen. Angesichts der gebotenen Inhaltsleere ist bestenfalls mit einer Implosion zu rechnen.

In einer Instrumental-Version ginge zumindest der Untold-Mix von "Tik Tok" als echte Granate durch. Ohne Kesha, deren effektverkleisterte Anwesenheit jedem Track jedes Leben aussaugt, bekäme man es mit einem sich in finsteren Tiefen windenden Bass-Monster zu tun. Aber die Schlampe ist ja da, sie ist einfach immer da und kotzt direkt ins bloßliegende Hirn.

"The beat's so fat, gonna make me come." Wenn Kesha ihr Maul gehalten hätte, hätte es in "The Sleazy Remix" vielleicht sogar funktioniert. Sobald sie allerdings ihrem über die Maßen dummen, pubertären, unangenehm wichtigtuerischen, überspannten Gewäsch freien Lauf lässt, nimmt jeder aufkeimende Spaß ein jähes Ende - und das passiert auf "The Dance Commander" zehn Mal.

Gut nur, dass die Momente, in denen Kesha damit einen wirklich guten Beat ruiniert, rar bleiben. Der Großteil der Produzenten scheint einen Remix-Auftrag als Aufforderung zu mittelmäßig motiviertem Bassrausreindreh-Spielchen misszuvertsehen, die hie und da noch ein bisschen die gerade ach so angesagte "Tron"-Welle reiten. Über weite Strecken bietet der vermeintliche "Dance Commander" nichts als seit den 90ern wohlvertrauten Autoscooter-Bummbumm. Einfallsreichtum ist bei Fickmusik für den Durchschnitts-Karussellbremser eh nicht gefragt.

Wird, wie in der vorliegenden Fassung von "Animal" zudem das Tempo gedrosselt, zieht sich die Qual unerträglich in die Länge. Mehr schmerzt eigentlich nur noch, wenn Kesha zu rappen versucht und "friends" auf "dia-monds" reimt. Warum sich ein Andre 3000 für einen solchen Rotz hergibt, möchte ich gar nicht verstehen, auch, wenn die Nummer eine gute Portion Dirty South atmet.

"Fuck him, he's a DJ." Dieser wenig subtilen Aufforderung möchte ich mich mit einem Zusatz anschließen: "Fuck him, he's a DJ" - und wenn er Kesha spielt, dann nutzt zu diesem Behufe getrost ein Nudelholz.

Trackliste

  1. 1. Blow (Cirkut Remix)
  2. 2. The Sleazy Remix feat. Andre 3000
  3. 3. Tik Tok (Untold Remix)
  4. 4. F**k Him He's A DJ
  5. 5. Animal (Switch Remix)
  6. 6. Your Love Is My Drug (Dave Aude Club Remix)
  7. 7. We R Who We R (Fred Falke Club Remix)
  8. 8. Take It Off (Billboard Remix)
  9. 9. Tik Tok (Chuck Buckett's Veruca Salt Remix)
  10. 10. Blah Blah Blah feat. 3Oh!3 (DJ Skeet Skeet Radio Remix)

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