Porträt

laut.de-Biographie

LOONA (K-Pop)

Jemand, der zwischen 2017 und 2018 über Loona stolpert, wird vermutlich einfach nur ein paar seichte und leichtfüßige Popsongs hören wollen. Pop zwischen Elektro, R'n'B und ganz klassischem 2000er-Stardom mit ein bisschen Glamour und einer Menge Kitsch, wie ihn um diese Zeit kein Land verlässlicher liefert als Südkorea.

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Und wer nach einem der zahlreichen Musikvideos der Gruppe gerne besser verstehen will, was da eigentlich vor sich geht, könnte sich auf einmal in einem Kreuzfeuer der vagen Informationsquellen befinden und denken: Braucht man inzwischen für ein bisschen Popmusik schon einen eigenen Bachelorstudiengang? In YouTube teilen sich Fan-generierte Videos in "(not so) helpful guide to Loona" oder "actually helpful guide to Loona" auf.

Die zwölfköpfige Girlgroup stammt aus dem Hause Blockberry Creative und wird 2016 als erstes Projekt des Hauses mit dem Arbeitstitel "Girl Of The Month" angeleiert. Bis zum tatsächlichen Debüt 2018 soll nun Monat für Monat ein neues Mitglied der Gruppe mit eigener Single, B-Seite und dazu noch einzelne Untergruppen – sogenannte Subunits – vorgestellt werden. Eine eigene YouTube-Show, Outtake-Video und Behind the Scenes-Einblicke inklusive. Und hier wird es kompliziert.

Die erste Untergruppe heißt Loona 1/3 und beinhaltet mit HeeJin, HyunJin, HaSeul, YeoJin und Vivi fünf Sängerinnen, die ihre Debutsingles zwischen Oktober 2016 und April 2017 veröffentlichen. Darauf folgt Loona Odd-Eyed Circle mit Kim Lip, JinSoul und Cheorry, die ihren Releasezyklus im September 2017 vervollständigen.

Loona yyxy komplettiert das monumentale Line-Up mit der Inklusion der Mitglieder Yves, Chuu, Olivia Hye und Go-Won. Ihr Gruppendebut "love4eva" erregt dank des via Instagram angeleierten Grimes-Feature erstmals auch international größere Aufmerksamkeit. Dabei muss man allerdings generell anmerken, dass Loona besonders bei internationalen Fans von Anfang an einen überdurchschnittlich großen Eindruck hinterlassen.

Das verwundert aber kaum, immerhin ist diese Art von Rollout einer Band selbst im erfinderischen K-Pop-Genre einzigartig. Gruppen wie EXO galten ihrerzeit mit einem mehrmonatigen Pre-Debut-Zyklus schon als exzessiv, die Vorbereitung für Loona schlägt dem aber noch den Boden aus. Insgesamt dauert es bis Sommer 2018, bis mit "favOrite" die erste tatsächliche Single auf den Markt kommt.

An diesem Punkt sind die Fans schon fest eingeschworen. Das liegt nicht nur daran, dass mit "Heart Attack", "Egoist", "Vivid" oder "Kiss Later" bereits ein paar Pop-Hochkaräter durchs Netz gegangen sind, sondern auch daran, dass Loona eine unglaublich verworrene und komplizierte Charakterisierung der einzelnen Sängerinnen vorgenommen hat. Nicht nur muss man erst einmal die Release-Pläne und Gruppenzugehörigkeiten durchblicken, darüber hinaus ist jeder Künstlerin noch eine Farbe und ein Tier zugeordnet, desweiteren verfolgt jede Untergruppe eine eigene, noch einmal verwirrendere Extranarrative.

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Bei 1/3 geht es um Städe, der Odd-Eyed Circle hat Superkräfte und Videos von yyxy sind in jeder Beschreibung komplizierte Texte beigeheftet, die irgendwie erläutern, dass das Quartett aus dem Garten Eden verstoßen worden sei. Diesen Boni kann man als Hörer nun Bedeutung zumessen oder nicht, aber wenn man einigermaßen nüchtern darauf schaut, spiegelt sich nichts davon in der Musik wider.

Das ist aber gar nicht so wichtig, denn das Ziel hat es sowieso erreicht: Es hat die Fans zum Theoretisieren gebracht. Und wer sich schon einmal mit K-Pop-Fans beschäftigt hat, der versteht, dass nichts förderlicher für Wachstum und Gedeih einer Gruppe ist, als eine lebhafte Eigendynamik der Hörerschaft in den einschlägigen Plattformen.

Kaum verwunderlich also, dass das offizielle Debüt mit dem Projekt "[+ +]" (sprich: "Plus Plus") im August 2018 direkt einen merklichen Eindruck hinterlässt. "favOrite" erreicht recht bald fünf, "Hi High" sogar bereits in der ersten Woche zehn Millionen Views auf YouTube. Das Eröffnungskonzert gerät ebenfalls erfolgreich, die Band legt also einen fantastischen Start hin.

Indes hat Blockberry Creative auch schon anklingen lassen, eventuell ein vergleichbares Projekt als männlichen Konterpart im Köcher zu haben. Ob und inwiefern sich das auf die weitere Verwendung der Loona-Gruppe auswirken wird, steht zwar in den Sternen, allerdings ist es sehr fraglich, dass diese Kuh nach einem derart akribischen Aufbau nicht erst einmal exzessiv gemolken wird.

Das musikalische Werkzeug und die Persönlichkeit hat die zwölfköpfige Band ohne Frage. Nachdem nämlich schon die Singles musikalisch weit über dem Genre-Durschschnitt stattfanden, scheint die Qualität als Einheit konstant zu bleiben. Mit der anhaltenden Gegenliebe aus Übersee könnte hier vielleicht sogar auf einen langfristigen Crossover-Durchbruch spekuliert werden.

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