laut.de-Kritik
Über den Wolken muss die Ödnis wohl grenzenlos sein.
Review von Dominik LippeNeues Album, altes Problem: Zwischen dem extrovertierten Systemsprenger Gzuz und dem kontrolliert grollenden Sa4 an den gegenüberliegenden 187-Polen verliert sich LX irgendwo in der blässlichen Mitte. Sein Vortrag klingt souverän druckvoll, droht wegen seiner lispelnd feuchten Aussprache aber gelegentlich gefährlich Richtung Daffy Duck zu kippen. Seine Themenpalette passt sich profillos der Strassenbande an, indem er sich auf Scheine, Schusswaffen, Suchtmittel und Straßenkeile beschränkt. "Ganz normal für ein' jungen Mann, der Hunger hat", wie es euphemistisch heißt.
Wiederholt kollidieren die Produktionen mit dem Rapper. The Cratez bemühen sich im Opener, eine lebhafte Unterlage für das zurückkehrende Party-Volk zu basteln, doch die erzwungen gute Laune spiegelt sich weder in LX' Attitüde noch in seinen abwechslungslosen Versen. Orientalisch verspielt kommt "Wer Von Euch?!" daher, nur damit Silva mit dem Hamburger darüber jeden lärmend als "Pisser" abkanzelt. Und "Ray Liotta" erklingt satt und versöhnlich, obwohl bei Gastrapper Maxwell nur Argwohn regiert: "Die Krone auf der Uhr, die nimmt mir keiner weg."
Völlig deplatziert wirkt das Soul-Sample in "Dreams". DJ DeeVoe griff dafür auf "No Money Down" von Jerry Butler zurück, der einst The Games gleichnamigen Song auf "The Documentary" veredelte. LX stellt sich mutig diesem Vergleich, indem er wie üblich in den Takt speit und das Ergebnis wie Loredana als Hochkultur verklärt: "Heute bin ich in Berlin, schreib' mit DeeVoe Symphonien." Sich in "Auf Clouds" auf Nas' "Illmatic" zu berufen, kommt ebenso einem Sakrileg gleich, wie "Geld Kommt, Geld Geht" mit Ausschnitten aus 50 Cents "Many Men" oder Jay-Zs "Dirt Off Your Shoulder" zu beenden.
In seiner Geradlinigkeit gehört "Geld Kommt, Geld Geht" dennoch zu den besseren Stücken. Das liegt vor allem an Sa4, der auch in "Audi" für die nötige Bodenhaftung sorgt. Absolute Beatz und DJ DeeVoe schaffen mit einfachen Mitteln eine anrüchige Atmosphäre ohne Sperenzchen, in die sich LX' stumpfer Stil passgenau einfügt. Allein es bleiben die Ausnahmen. "Putana" klammert sich verspätet an den Latin-Zug, und mit "Zinédine Zidane" missgönnt er seiner Hörerschaft selbst die sonst vorgeschriebene Reue-Nummer. "Ein paar Jahre Haft, doch im Grunde nichts verpasst", rappt er achselzuckend.
Ja, über den Wolken muss die Ödnis wohl grenzenlos sein. Es braucht schon eine Lupe, um die wenigen Stellen zu finden, an denen LX charakterlich ins Licht tritt. "Mein Produkt ist nicht lokal, es geht raus in die Welt. Dieser Druck ist nicht normal von zigtausenden Fans", lässt er in "Dreams" durchblicken, dass ihm der Erfolg der 187 Strassenbande nicht gänzlich geheuer ist. Doch solange es die begehrten Batzen abwirft, wird sich besagtes Produkt kaum ändern. "Ich bin viel zu tief drin, um mir 'ne Pause zu gönn'. Und es gibt nichts, was mich ficken kann, außer ich selbst."
1 Kommentar
"Auf Clouds" bis 1:40 gehört und wtf, was ist das für ein Müll
Da singrappt der lispelnde, grottenhässliche Wurmfortsatz von dieser Neandertalercrew lustlos die uninspirierteste Scheiße der ohnehin mäßig spannenden und schon arg abgegriffenen Themenauswahl Luxusgüter und Caliweed (etwas redundant auch) herunter, auf einen an Wackness schwer zu überbietenden Kinderdisco-Beat und das wird auch noch als Single ausgekoppelt? Wie scheiße muss erst der Rest von der Platte sein lel