laut.de-Kritik
Lieblose Produktion, platte Lyrik, selbst die Perücke sitzt schlecht.
Review von Laura WeinertFrei ist LaFee jetzt also. Ihre Meinungsfreiheit nutzte sie in der jüngsten Vergangenheit fleißig für unqualifizierte Äußerungen zu diversen Themen. Vielleicht fühlt sie sich inzwischen aber auch frei im Allgemeinen. Eine erwachsene, ernst zu nehmende Chanteuse, immerhin 20-jährig, selbstbestimmend, gereift nach einer gesundheitsbedingten Schaffenspause? Schön wäre das. Zurück ist Christina Klein alias LaFee tatsächlich, besser aber mitnichten.
Schon zum vierten Mal hat sie irgendwen da draußen irgendwie mit ihren Songs überzeugt. Wie, das bleibt schleierhaft. Denn "Frei" steht in Peinlichkeit und lieblos hingeworfener Produktion den Vorgängern in nichts nach. Von ihren Gothic-Rotzgören-Unfällen hat LaFee sich endgültig kuriert. Stattdessen gibt es jetzt Elektro-Rotzgören-Unfälle in widerlich-synthetischer Form ("Herzlich Willkommen", "Phönix").
Oder, für die melancholischen Stunden, abgeschmackte Pianoballaden ("Ich Hab Dich Lieb", "Sieh Mich An", "Danke") und halbschnelle, pseudo-düstere Elektropopsongs ("Du Allein", "Fliegen Mit Mir"). Teenagermädchen dürften am billigsten Pop ("7 Sünden", "Sonnensystem") ihre Freude haben, bei dem Klein möglicherweise als deutsche Rihanna daher kommen soll. Damit jeder etwas kauft, muss eben auch für jeden auch etwas dabei sein. Wo genau LaFee selbst eigentlich hin will, bleibt völlig unklar.
Bei "Leben Wir Jetzt" könnte sie sich im "Es geht ab, es geht ab, es-es geht ab-ab"-Refrain tatsächlich bei den Atzen bedient haben. Ähnlich hochwertig wie diese drei magischen Worte hält sich auch der Rest ihrer Texterei. Wer nichts zu sagen hat, der vertont eben sein Tagebuch.
Zwar steigt LaFee eine Textliga auf, weil sie auf peinliche Kinnladenöffner à la "Pisst du mir ans Bein / Piss' ich zurück" (zu finden auf dem 2009er "Ring Frei") verzichtet. Dennoch strotzt ihre Lyrik weiterhin nicht gerade vor Tiefgang. Auch in der Bezirksliga spielt man eben noch Gurkenfußball.
Nicht einmal annähernd auf Reimschema, geschweige denn Rhythmus achtend, stolpert sie über Silben ("Sieh Mich An") und schleudert von Ausrutscher zu Ausrutscher. Dem Goethe-Institut dürfte es Freude bereiten, deutschsprachige Musik im VIVA-Channel zu finden. Aber hätte man das Texten nicht Menschen überlassen können, die mit Sprache umgehen können?
Ein Blick auf die Credits zeigt, dass Christina Klein für Unfug wie "Ich wurd' gestern geboren, ich bin frühreif / Pack' meine Sachen und lad' euch ein / heute ist alles egal, fuck the first try" ("Sonnensystem") immerhin nichts kann. Selbstgebastelt sind diese Zeilen nicht. Schlimmer noch: Nicht einmal metaphorische Bedeutung kann man diesem biologischen Mumpitz attestieren, auch der Zusammenhang bleibt häufig verborgen. Aber was solls, Hauptsache man hat mal "fuck" gesungen.
Denn doof findet LaFee immer noch ganz Vieles. In dem Punkt kommt sie nicht über das pubertäre Niveau ihres Debüts . LaFee trällert in immer gleich seufzender Stimmlage über Durchhalten, Freundschaft, Papi oder das olle Schwein von Exfreund, das einen ja bloß eingeengt hat. Weg damit, alleine gehts eh viel steiler: Zielgruppenorientierung wie aus dem Lehrbuch.
Als hätte man es nicht schon 2006 bei "Prinzesschen" verstanden: Gegen die Plastikpüppchen der Welt hat LaFee immer noch etwas. Die bekommen auch diesmal ihr Fett weg ("Lass Die Puppe Tanzen"). Sie selbst biedert sich seit neustem mit blondem Afro irgendwo bei der Mode-Avantgarde an, wie das Video zu "Ich Bin" zeigt. Aber, als seien ihre Hände verflucht: Selbst die Perücke sitzt schlecht.
Was von Frei bleibt, ist am Ende radikal nichts. Während der eine hingespuckte Song läuft, hat man den vorigen schon völlig vergessen. Über die unfassbar gedankenlose Produktion und die platte Lyrik könnte man fast wütend werden. Da muss man sich schon daran erinnern, dass es sich nur um LaFee handelt. Die ist Bluthochdruck nun wirklich nicht wert.
So hinterlassen harte, lange vierzig Minuten "Frei" ein ganz seltsames Gefühl in der Magengrube, irgendwo zwischen Übelkeit und Fassungslosigkeit. In den Credits dankt LaFee der Plattenfirma EMI mit den Worten: "Das war erst der Anfang." Es kommt einer gemeinen Drohung gleich.
67 Kommentare
Dass sowas hier überhaupt ernsthaft rezensiert wird...okay, sie ist jetzt 20 und vllt reifer, aber die Zielgruppe sind doch immer noch die Bravo-Leser.
@stummerzeuge (« Frei nach Hafti: "Ficke LaFee und danach will sie n Feature haben". nuff said. »):
Aber nur nachts im Schwimmbad olé olé.
Die Badesaison ist eröffnet, olé olé. Wo ist Lautuser?
Die wollen schon da stehen, nur statt Geld gibt's 'nen Kasten Bier und Kräutertee.
Furchtbare Kombination :S
Furchtbare Kombination :S