laut.de-Kritik
Vom Schwung des Debüts ist nicht mehr viel übrig.
Review von Kai ButterweckAls die fünf Oldenburger Jungs von Lee Jay Cop im September 2015 ihr Debütalbum "Revolution Of The Dog" veröffentlichen, waren Liebhaber hippiesker Indierock-Klänge begeistert. Praktisch über Nacht katapultierte sich die Band ins Rock-Rampenlicht. Danach passierte allerdings nicht mehr viel. Warum? Wieso? Weshalb? Keine Ahnung.
Mittlerweile sind knapp fünf Jahre vergangen. Nun sind sie endlich wieder da; zurück aus dem bosnischen Mostar, wo das zweite Album aus dem Boden gestampft wurde und mit einem dicken Überraschungs-Ei im Gepäck. Statt in Englisch gehts jetzt nämlich in der Muttersprache zur Sache. Mainstream-Nachtigall, ick hör dir trapsen? Der Gedanke liegt nahe. Was sagt die Band? "Jetzt bringen wir unsere Botschaft für jeden hier rüber", so Sänger, Texter, Chef und Komponist Christopher Been.
Um welche Botschaften es sich genau handelt, ist schwer zu sagen. Die Promo-CD enthält keine Texte. Und Beens Gesang? Der kann sich leider nur selten gegen wesentlich lauter abgemischte Sounds aus dem Background behaupten.
Manchmal dringen sie aber doch aus den Boxen, die besagten Botschaften. Dann ist von Abrechnung die Rede. Es geht um Liebe, Freundschaft, Wut und das Leben an sich. Wichtig sei nur das "eigene Ding". Auf die Meinung anderer solle man scheißen. Ist notiert. Und sonst so? Wie schauts musikalisch aus? Stand das Schaffen der Gallagher-Brüder abermals Pate? Oder gehen Lee Jay Cop anno 2016 auch beim Sound neue Wege?
Der Einstieg bringt erst einmal Bewährtes auf den Tisch. Mit dem "Schnellzug" geht es schnurstracks Richtung Norden. Manchester ist das Ziel. Ohne viel Tamtam im Gepäck schlägt der Fünfer seine Zelte in gewohnter Umgebung auf. "Check It Out" kommt ähnlich schnodderig um die Ecke. Zum Britpop gesellt sich Classic-Rock hinzu. Kann man machen.
Dann aber der Einbruch: Mit "Du Fühlst Es Auch" und "Nur Für Dich" schütteln die Verantwortlichen gleich zwei halbgare Stücke aus den Ärmeln. Hier treffen die leblosen Vibes der neuzeitlichen Deutschpop-Kultur auf den ermüdenden Groove zweitklassiger Stones-Balladen. Mit abgehackter Strophenführung und dem Charme einer Schülerband-Produktion soll alles besser werden. Doch es wird eher schlimmer ("Lifestyle Blues").
Höchste Zeit, den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen. Doch wie? Mit schunkelnden Stadion-Chören ("4 Farben")? Klappt nicht. Nächster Versuch: Rock mit Sprechgesang; eine Melange, die sicherlich schon gehaltloser vorgetragen wurde. So richtig zünden will das hibbelige "B & G" aber auch nicht.
Viel Zeit bleibt nicht mehr. Mit der farblosen Gitarrenpop-Ode "23" machen Lee Jay Cop ebenso wenig Boden gut, wie mit der Hippie-Ballade "Hier Hast Du Alles Was Du Brauchst". Erst kurz vor Feierabend tauen die Niedersachsen doch noch einmal auf: mit peppigen 60s-Sounds ("Mit Dir") und großen Melodien ("Queen Of Alles"). Zu spät? Irgendwie schon. Gut möglich, dass das eine oder andere Ohr da draußen gar nicht erst so lange lauscht.
1 Kommentar
Butterdrauf. Zeitrechnung ist wohl ebenso wenig das Ding von Kai Butterweck wie gute Musik. 2015 ist angeblich das Debütalbum von Lee Jay Cop erschienen und heute, 5 Jahre später, also 2020, kommt das Neue. Lasst euch nichts erzählen und beurteilt selbst.