laut.de-Kritik

Sie hat Bock auf Rap. Mächtig Bock.

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Es war ein bildgewaltiger Einstieg in die Szene, als Leila Akinyi 2016 ihr Debüt "Afro Spartana" präsentierte. Mit überdimensioniertem Afro präsentierte sich die Kölnerin im Video und rappte lässig zu einem reduzierten, souligen Rhythmus übers Schwarzsein: "Ich bin Schwarz / ich bin sogar Bush überlegen."

Ganze sechs Jahre später legt Akinyi nun erstmals wieder eigene Veröffentlichungen nach. Und dann gleich richtig. "Slumdog Vol. III" ist der dritte und letzte Teil einer EP-Trilogie, die sie in der droppte. Das Tempo lässt es bereits vermuten: Akinyi hat Bock. Mächtig Bock.

Legten die ersten beiden Teile einen recht düsteren, roughen Ton vor, komplettiert "Slumdog Vol. III" die Reihe mit breiteren und etwas leichteren Vibes. Vier Songs, die vor Energie nur so strotzen und mit reduzierten Mitteln ordentlich Eindruck hinterlassen.

Akinyi beginnt mit dem titelgebenden Song und liefert direkt Statements: "Ich wollte nie sein wie du / nie in deinen Schuh, nie in deine Crew / ich wollte nie deine Moves / konzentriert auf die Booth / ich hab' meine Roots." Die vier Tracks strotzen nur so vor Selbstbewusstsein, Battle-Ansagen und Flow-Spielereien. Dass die Kölnerin mit dem Beat umzugehen weiß, steht bereits nach dem ersten Track außer Frage.

"Ich bin ein Film, du bist Werbung." Dass rhythmische Talent und das Gespür für die richtige Melodie zeigt sich auch im immer wieder in den Hooks verwendeten Singsang, der absolut ins Ohr geht und mitviben lässt, beispielsweise in "Unikat", dessen Hook auch nach dem Verklingen der kurzweiligen EP im Ohr bleibt.

Jedoch, dass muss angemerkt werden - die dritte EP der "Slumdog"-Trilogie wirkt im Vergleich zu den ersten beiden Teilen etwas abgeflacht. Wartet "Vol. I" mit slicken Trap-Vibes auf, zeigt sich Akinyi auf "Vol. II" von ihrer rougheren, düsteren Seite, die ihr verdammt gut zu Gesicht steht. Besonders "Online" und "Fucking Real" sind davon in Erinnerung geblieben. Dagegen wirken die vier neuen Tracks aufgrund der sich häufenden Wiederholungen einzelner Passagen fast ein wenig blutleer.

Trotzdem passt "Slumdog Vol. III" hervorragend in die Reihe, da die Songs die Vielseitigkeit der Kölner Rapperin aufzeigt und ihr Publikum mit dem Verlangen nach Mehr zurücklässt. Vor allem aber machen die drei EPs Lust darauf, Leila Akinyi live zu erleben. Denn eines glaubt man ihr nach "Slumdog" sofort: "Ich bin ein Live MC / gib mir ein Mic und du kriegst von mir ein Set mit Stil!"

Trackliste

  1. 1. Slumdog
  2. 2. Visum
  3. 3. Unikat
  4. 4. Alles Oder Nichts

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2 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor einem Jahr

    HipHop‘s First Lady am Mic. Lange nicht so geflasht worden. Davon können sich alle Toys eine Scheibe abschneiden (so wie von einem frischen Laib Brot).

  • Vor einem Jahr

    Stimmlich, Flow, Texte, Gesang, alles sehr naise. Aber die Beats sind leider ziemlich billo. Unikat ist noch ganz naise und profitiert sehr davon, dass Leila da eine Textur singt, auf den anderen Tracks sind die melodischen Elemente bzw. Sample Loops nicht vernünftig mit dem Rest abgestimmt, nicht gut bearbeitet, alles klingt matschig, die Drums sind schon okay programmiert, aber mehr auch nicht. Der Bass ist auch maximal uninspiriert und passt meist nicht rein. Am schlimmsten sind aber defo die melody loops auf Slumdog und Visum.