laut.de-Kritik
Melodischer Deutschrock mit Grüßen an die Sixties.
Review von Artur SchulzUnd wieder eine neue Deutschrock-Band, mag nun mancher stöhnen. Ist da denn überhaupt noch genügend Platz und Bedarf zwischen all den handelsüblichen und mitunter auch unüblichen Acts? Nun, der Lenz ist gekommen - und bringt eine Menge frischer Songs mit in seinem Alben-Rucksack.
Der solide Poprock-Opener "Gib Mir Bescheid" weist noch nicht auf das wahre Können der Band hin. Erst die zweite Nummer "(Leih Mir Dein) Fehlerfreies Leben" überzeugt mit ihren sich sofort im Ohr festsetzenden, catchy Hooks. In Sachen Sound und Gesamtausführung verweist der Song ganz sachte an Britpop-Momente der sechziger Jahre und winkt auch mal nicht unfreundlich in Richtung der Kollegen von Ruben Cossani herüber. "In Jedem Wort" steht ganz im Zeichen der Gitarrenarbeit.
"Nur Alles" startet mit gefühlvollen Piano-Passagen, das Schlagzeug setzt ein und zusammen mit dem mehrstimmigen Gesang entwickelt sich eine kompositorisch ausgefeilte Rock-Ballade mit vielen bewegenden Momenten, herzrührende Melodik inklusive. Auch textlich bieten Lenz das ein oder andere Bonmots auf, so etwa "Lass' uns zusammen gehen - oder unter." (aus: "Steh Mit Mir Auf"). "Leinen Los" ist die Aufforderung zu mehr persönlichem Mut und ein Bekenntnis zum Bewahren von Hoffnungen, gerade in heutigen Krisentagen.
Die Nische, die Lenz für sich entdeckt haben, sollte Musikfreunde ansprechen, denen Juli und Silbermond zu schlicht und Tomte und Kettcar vielleicht zu erfolgreich sind. Was natürlich nicht zwangsläufig bedeutet, dass Fans der genannten Bands nicht auch ein Ohr riskieren dürfen. Die Song-Dramaturgie ist in sich stimmig und bietet dank vieler entdeckenswerter Details Abwechslung.
Die gitarrenlastige Produktion wartet mit einem warmen, organisch-harmonischen Gesamtbild auf und erinnert an das freundliche Rock-Konzert im kleinen Club in der Nachbarschaft. Mit Bedacht und Effektivität sind - nicht nur auf "Fehlerfreies Leben" - Sixties-Pickups und ergänzende Stilelemente in manchen Titel integriert. Doch geschieht dies nie als reine Attitüde, sondern in Verbindung mit sauberem Songwriting und genügend eigenem Profil.
"Am Ziel Vorbei" lautet der Titel des siebten Tracks. Das gilt mitunter für allerlei dessen, was da im Laufe der vergangenen Jahre im Fahrwasser des weiten Bereichs Deutschrock umher dümpelt. Doch nicht für Lenz: Mit ihrem Debüt legen sie eine kleine, feine Song-Kollektion vor, die klar im überdurchschnittlichen Bereich angesiedelt ist.
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