laut.de-Kritik
"Wie man einen Hype nicht nutzt" für Dummies.
Review von Yannik GölzZwanzig stolze Wochen verbrachte "Betrayed" in den Billboard Hot 100. Durchschlagender Erfolg für die psychedelische "Anti"-Xanax-Hymne, also, gefolgt von Kontroverse, Aufschwung und noch mehr Kontroverse. Bevor sich der Rummel um seine Person, seine Gesichtstattoos und seinen Disrespekt vor Tupac Shakur legen kann, reicht Lil Xan nun sein Debütalbum nach. Doch statt den ursprünglichen Reiz sinnvoll auszubauen, bietet "Total Xanarchy" ein Königreich der gähnenden Langeweile und einen völlig orientierungslosen Protagonisten.
Über fünfzehn Titel und eine gefühlte halbe Lebenszeit wühlt sich Diego durch unbeeindruckende Produktionen und versucht, irgendwo zwischen Pop-Flirts und Trap-Bangern ein zweites "Betrayed" zu finden. Das Problem: Keine dieser beiden Qualitäten war ausschlaggebend für den bahnbrechenden Erfolg seines ersten Hits.
"Betrayed" stellt offensichtlich das Herzstück des Albums dar. Xans fragile Ausstrahlung als verlorene, überforderte Personifikation des Rausches funktioniert deswegen so gut, weil hier alle Elemente in eine gemeinsame Richtung zielen. Seine gemurmelte Stoner-Delivery passt zur Thematik, die sphärischen und flächigen Synthesizer von Bobby Johnson schaffen ein Gefühl von Räumlichkeit und Desorientierung gleichermaßen, während die minimalistische Melodie von Xans Stimme im Refrain ein harmonisches, ohrwurmiges Gesamtbild schafft.
Diese Synergie findet sich aber leider fast nirgends auf dem Album wieder. Stattdessen präsentiert sich Diego als der generischst mögliche Trap-Rapper seit der Eröffnung von Soundcloud. "Round Here" mit Westcoast-Champion YG will den Hörer davon überzeugen, der gefühlt 1,40 große und 20 Kilo schwere Lil Xan habe die Autorität, irgendjemanden aus irgendeiner Hood zu schmeißen, die nicht gerade sein Minecraft-Server ist.
Tracks wie "The Man" oder "Far" dürften für all diejenigen interessant sein, die sich wissenschaftlich damit befassen, mit wie wenig Konsonanten die englische Sprache auskommen kann. Für den gewöhnlichen Hörer gibt es aber auch hier nur Einheitsbrei, der monoton und unmotiviert Phrasen darüber drischt, wie Xan "der Man" ist und meine "Bitch fickt". Pardon, meine "Bih fuhd". Hat weder etwas mit den Stärken des Jungen zu tun, noch funktioniert es auf irgendeiner Ebene für sich stehend.
Wo die Identitätsfindung schon schwerfällt, kommen auch noch eigenwillige Pop-Experimente hinzu. "Color Blind" mit Diplo mag zwar eines der besten Instrumentals der Platte sein und wegen seiner soliden Hook-Melodie und Vocal-Produktion einen gewissen Appeal entfalten. Fällt die hochkarätige Unterstützung aber weg, fühlt sich Xan auf Tracks wie "Saved By The Bell" oder "Shine Hard" wie ein Fisch auf dem Trockenen an. Statt ein sinnvolles Motiv zu finden, wirkt der kommerziellere Klang wie ein schlecht getragenes Karnevalskostüm.
Die Charli XCX-Kollabo "Moonlight" verwendet er nicht für eine bitter nötige Nachhilfestunde in Sachen Pop, stattdessen nutzt Charli im vollen Femmebot-Modus die Gunst der Stunde, sogar genrefremd einen potenteren Rap-Verse als Xan auf seinem eigenen Projekt zu kicken. Damit gesellt sie sich zu 2 Chainz, Rae Sremmurd, YG, Yo Gotti und Rich The Kid, die zwar alle nicht gerade die Parts ihrer Karrieren abliefern, aber durch die Bank um Welten interessanter und präsenter als der eigentliche Hauptdarsteller klingen.
Der scheint sich so mit seiner eigentümlichen Mumble-Delivery abgefunden zu haben, dass er sie gar nicht mehr zu ihrem eigentlichen Vorteil nutzen will. Wenn er dann in zwei, drei Momenten tatsächlich einmal etwas aufs Gaspedal drückt ("Diamonds", "Slingshot"), rettet es "Total Xanarchy" auch nicht mehr vor dem unbändigen Mahlstrom des uninspirierten und unbemühten Mittelmaßes. Lil Xan hat offensichtlich vollkommen den Fokus darauf verloren, was seine Musik im ersten Moment überhaupt ansprechend gemacht hat. Das Resultat ist ein dröges, vernebeltes Nichts.
7 Kommentare mit 5 Antworten
Was für ein langweiliger Käse. Aber dann hab ich gedacht..coole Sache..wenn ich Einschlafprobleme habe....
einfach anhören und einschlafen....aber nee..nach einer Weile mach das Zeug derbst aggressiv....und dann...iss an schlafen nicht zu denken.
Cool story, bro.
Ja.
Wer allerdings tatsächlich unter wirklich schlimmer Insomnie leidet, sollte eher einen beliebigen Kommentar von Gleep Glorp lesen.
Das stärkste Pferdenarkotikum ist ein Dreck dagegen.
Aber Obacht, bei Überdosierung kann es leider durchaus Lethal wirken
Bin ja froh, wenn's dir zumindest zu irgendwas taugt.
Um ehrlich zu sein kann ich mich nicht erinnern mir freiwillig ein langweiligeres Album als dieses anzuhören. Ich dachte nämlich echt nach Betrayed und Color Blind könnte dieses Album eventuell was taugen.
color blind halt echt nochmal ziemlich cool, könnt auch nochmal gut durch die decke gehen. Kommt vielleicht in der Review nich so recht raus. Aber das isn schöner track
"Tick Tock" kann jawohl richtig was.
Wertlose Zeitgeistmusik für verwirrte Teens. Morgen schon wieder vergessen. Erschreckend, dass der Quatsch über Columbia Records erscheint, die früher mal für Prestige standen.
Der Typ hat null Austrahlung, er wirkt auf mich wie ein Verkehrsunfall, vom Gesicht her. Mucke ungut. uncool. und hässlich ist er.
Sleepy Boi