laut.de-Kritik
Groovige Melancholie à la Adele.
Review von Josephine Maria BayerEine junge und aufstrebende Sängerin, die mit einem deutlich vernehmbaren Südlondon-Akzent von komplizierten Beziehungen singt: Die Rede ist nicht etwa von Adele oder Amy Winehouse, sondern von Lola Young, dem neuen Stern am Britpop-Himmel. Mit Attitüde, souligem R'n'B-Gesang, nachdenklichen Texten und groovigen Lo-Fi-Beats präsentiert die 22-Jährige ihr zweites Studioalbum "My Mind Wanders And Sometimes Leaves Completely".
Ihre Texte klingen wie Tagträume, Tagebucheinträge und WhatsApp-Nachrichten an Freunde. Das Leben und die Liebe findet sie verwirrend: "Love really confuses me, like how much are you supposed to give?". Mal gibt sie ihre Gedanken in einem Sprechgesang zum Besten, an anderer Stelle powert sie los, ganz nach dem Vorbild Adeles. Nicht immer gelingt ihr das. Den Refrain von "What Is It About Me" quengelt sie in hoher Tonlage.
Lola lässt ihren Emotionen freien Lauf. Im Walzer Black Cab klagt sie mit raspelig-heiserer Stimme "I'm a mess" und verdrückt hörbar einige Tränen. In der beatlastigen Single-Auskopplung "Don't Hate Me" lacht sie spöttisch, bevor sie ruft: "You said that I'm really fucking boring. Well, that's rich coming from you." Das zynische "Money" beginnt mit einem sanften Gitarren-Riff, der sich wie ein Loop wiederholt. Lola singt davon, dass Geld zwar besser sei als Herzschmerz. So richtig glücklich mache es aber auch nicht.
Nach den überwiegend schwermütigen Songs richtet Young zum Schluss noch eine tröstliche Botschaft an sich selbst: "Lola, you need to chill out, the sky is not falling". Verzerrter Synth, tiefe Klaviertöne und ein wuchtiger Beat sorgen für ein eindrucksvolles Finale.
"My Mind Wanders And Sometimes Leaves Completely" bietet noch ein ganzes Stück Luft nach oben, noch fehlt es den Songs an Reife und Abwechslung. Was nicht ist, kann ja noch werden. Die Aufmerksamkeit der Pop-Welt hat Young jedenfalls bereits sicher in der Tasche.
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