laut.de-Kritik
Wie das grelle Gegenlicht im Moment des Aufwachens.
Review von Michael SchuhEs gibt beileibe schlimmere Assoziationen als die ästhetische Schwere der Lichtjahre entfernten No Wave/Post Punk-Ära, die Loneladys Cover evoziert. Damals, als Kunst und Musik gerne gemeinsam in schwarzweißen Covers das trübe Licht der Welt erblickten.
Nun stammt Lonelady aka Julie Campbell auch noch aus der Regenmantel-Stadt Manchester - erwartet uns hier etwa ein weiblicher Ian Curtis? Mitnichten. Gleichwohl ruft der Opener "If Not Now" mit seinen Heckenscheren-Gitarren, den spröden Keyboards und Campbells DIY-Gesang schöne Erinnerungen wach.
Es ist ein sehr eigentümlicher Stil, den die diplomierte Kunstwissenschaftlerin auf ihrem Debüt offeriert, und der letztlich sogar die verwöhnten Talentsucher von Warp Records überzeugte. Gang Of Four unplugged mit einer aufgedrehten PJ Harvey; nicht unbedingt das, was man auf Warp erwartet. Wenn man hier nach Maximo Park überhaupt noch Stil-Erwartungen anstellt.
Man hört dem Album an, dass Campbell lange durch abgefuckte Bars tingelte, wo sie ihrem sicher tendenziell verdutzten Publikum Drumcomputer-Beats zur Akustikgitarre vorsetzte. Wie pointiert Campbells düsterer Minimalismus funktioniert, belegen die Mini-Hits "Nerve Up" und "Intuition", die das insgesamt ansprechende Songwriting noch überstrahlen.
Loneladys mit Hilfe von My Bloody Valentine-Produzent Guy Fixsen aufgenommene Songs sind ein bisschen wie das grelle Gegenlicht im Moment des Aufwachens. Zunächst fühlt es sich fremd an, aber nach und nach gewöhnt man sich daran. Loneladys Musik agiert eben lieber im Unscharfen. Wie es das Cover schon andeutet.
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