laut.de-Kritik
John Peel hätte diesen 1,99-Dollar-Live-Sound geliebt.
Review von Christoph DornerWäre John Peel noch am Leben, er hätte die Lovvers mit Sicherheit ein paar Mal in seiner Radioshow gespielt und sie zu einer Peel Session eingeladen. Schließlich hatte der berühmte DJ mehr als ein Ohr für rumpelnde Punk-Bands übrig. Zumal das erste richtige Album der Band aus Nottingham mitunter auch den späten 70er Jahren entstammen könnte, als Peel zum wichtigsten Zugpferd für britischen Punk wurde.
Und reden wir nicht lange drumherum: Aus heutiger Perspektive klingt die Platte eigentlich genauso bescheiden wie die anolog aufgenommenen Punkrock-Scheiben der Peel-Lieblinge The Fall aus dieser Zeit. Dabei verschanzten sich die Lovvers gar nicht mit Schrottinstrumenten in der nächstbesten Garage, sondern flogen extra ins aufstrebende Indie-Mekka Portland, um sich diesen 1,99-Dollar-Live-Sound verpassen zu lassen.
Diese neucoole Lofi-Ästhetik, die ihnen schon Vergleiche mit den überaus erfolgreichen Wavves und No Age einbrachte, findet ihre Wurzeln schließlich auch eher in die USA. Irgendwo zwischen dem rauschendem Garagenrock der Stooges, lässigem Punkrock der Wipers und britischem Buzzcocks-Pop-Punk, zwischen schlampigen Lofi-Enthusiasmus und etwas aufgesetzter Fuck-It-All-Attitüde taumeln ihre zwölf Songs.
Das hittige "Four Count" erinnert dabei an die ganz jungen R.E.M., während "Human Hair" ohne weiteres auch von den Black Lips stammen könnte, an deren Niveau und Unbeschwertheit die Lovvers allerdings nicht heranreichen. Dennoch weisen viele der Songs überaus catchy Hooklines auf, weshalb es auch nicht stört, dass die scheppernden 1-2-Drums und die Gitarren so archaisch vor sich hin rumpeln.
Selbst die völlig verrauschten Vocals von Sänger Shaun Hencher sind im Grunde unentschlüsselbar. Aber der Spirit hinter Album und Band stimmt. Deshalb kann man sich den seligen John Peel auch beim Luftschlagzeug spielen in seinem Studio vorstellen, während kleine Punk-Kracher wie "Creepy Crawl" oder "Ad Lib" von ihm in die Welt hinaus gesendet werden.
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