laut.de-Kritik
Turilli kommt mit satter Epik daher.
Review von Manuel BergerVom Feuer kann Luca Turilli noch immer nicht genug bekommen. Wenn schon nicht im Bandnamen, dann wenigstens im Albumtitel. Aber es geht ja schließlich teilweise um Prometheus. Und klar: musikalisch herrscht in Rhapsody Of Fire-Tradition weiterhin Epik bis zur Himmelfahrt.
Welche Komplexität Turilli dabei teilweise erreicht und dennoch an eingängigen Melodien festhält, verdient durchaus Anerkennung. Kompositorisch hat der Italiener unbestreitbar einiges drauf. Ob das Endprodukt gefällt, hängt wie so oft vom persönlichen Musikgeschmack ab. Opernmetal ist nunmal nicht jedermanns Lieblingsgenre. Und die Stücke auf "Prometheus – Symphonia Ignis Divinus" sparen nicht gerade an Pathos. Ein paar Ausflüge ins Peinliche – wie der "King Solomon And The 72 Names Of God"-Refrain, das doch arg dudelnde "Il Tiempo Degli Die" oder die etwas zu gewollte Herr Der Ringe-Ode "One Ring To Rule Them All" – lassen sich dabei nicht vermeiden. Zum Glück halten sich diese aber in Grenzen.
Dass große Teile des Textes auf Italienisch stattfinden (streckenweise auch auf Latein) ist wohl besser. Im Englischen schnappt man hin und wieder Fetzen von Cyborgs, Titanen, Göttern und Erdbeben auf, da tut der Schleier einer weniger verbrauchten Sprache ganz gut. Aber zum Glück funktioniert der Gesang im Kontext ja vor allem auch als Melodieinstrument, weshalb man den Inhalt getrost ignorieren kann.
Lässt man sich auf die cineastischen Kulissen Turillis ein und besitzt gleichzeitig ein Faible für Bombast, dürfte "Prometheus – Symphonia Ignis Divinus" durchaus Freude bereiten. Ab und an kommen orientalische Einflüsse zum Tragen ("King Solomon And The 72 Names Of God", "Anahata"), neoklassizistische Gitarrensoli pflastern den Weg (mitunter etwas zu frickelig), mittelalterliche Burgtanz-Melodien düngen "Yggdrasil", das auch eine Flöte im Programm hat. Vereinzelte Elektronik-Spielereien wie gleich zu Beginn bei "Nova Genesis (Ad Splendorem Angelis Triumphantis)" stören das Gesamtbild nicht.
Was Turilli gerne öfter zum Einsatz hätte bringen dürfen, sind die doch recht sparsam gesetzten ruhigen Passagen. Die unterbrechen einerseits das symphonische Dauerfeuer für kleine Verschnaufpausen, andererseits sind sie ein gutes Mittel, um Drummer Alex Landenburg mal stumm zu schalten. Wieso kriegen es diese Epos-Kapellen eigentlich so selten hin, abwechslungsreiche Schlagzeug-Patterns zu integrieren? Neulich hatten wir das Problem ja schon auf Kamelots "Haven".
Andererseits ist es schon beeindruckend, mit welch stoischer Konstanz Landenburg sein immergleiches Doublebass-Schema durchklöppelt. Nicht nur durch den ersten Nach-Intro-Song "Il Cigno Negro" – scheinbar klingt das nachfolgende "Rosenkreuz (The Rose And The Cross)" für ihn genau gleich. Also muss hier dasselbe Geprügel drunter. "Anahata"? Same. Immerhin ein bisschen langsamer. Bis auf wenige Ausnahmen geht das quasi über das gesamte Album hinweg so weiter. Turilli hatte wohl keine Lust, sich von einem Rhythmusinstrument die Melodienshow stehlen zu lassen. Oder einfach keine Zeit und Muße mehr, sich gescheite Spuren zu überlegen. Hätte er mal lieber. Durch das inspirations- und haltlose Getrommel verkommen einige Songs nämlich zu Austauschware.
Trotzdem ist "Prometheus – Symphonia Ignis Divinus" weit von dem Fremdschäm-Pomp entfernt, den ich eigentlich erwartet hätte. Ja, Luca Turilli's Rhapsodys zweites Werk ist kitschig, es ist pathetisch, es ist bombastisch. Aber es weist eben auch einiges an musikalischem Gespür auf. Nicht unbedingt im Rhythmus-, dafür aber im Melodiensektor. Und gerade Fans sollte der Italiener mit diesem Album nicht enttäuschen.
3 Kommentare
Ich kriege das Kotzen, wenn Bands lateinische Konstruktionen verwenden, ohne die Sprache auch nur so gut zu beherrschen, dass wenigstens der Titel des Albums korrekt ist. Schon allein dafür 1 Punkt, wobei natürlich auch die Musik nicht mehr verdient hat.
Habe mir gerade "Rosenkreuz" auf Youtube angehört - sowas von Grottenschlecht. Wenn das ganze Album so klingt, dann gute Nacht. Das ist "Metal" für verwirrte Zwölfjährige.
Die hatten früher durchaus auch mal das ein oder Arrangement, was aufhorchen ließ, aber mit Turilli rechne ich eigentlich kaum noch. Dazu ist das Ganze dann doch zu ausgelutscht und ideenlos.