laut.de-Kritik

Vaters Gitarre und Lady Gaga.

Review von

Es ist schon erstaunlich: Der Mann ist seit 2008 musikalisch aktiv, hat als Frontmann von Promise Of The Real drei Alben herausgebracht, mit seinem Vater Willie musiziert, prominent mit Neil Young aufgenommen und auf der Bühne gestanden (unter anderem 2016 bei "Oldchella"). Trotzdem gelang der Durchbruch bislang noch nicht so richtig.

Nun versucht es Lukas mit neuer Strategie: 'Promise Of The Real' heißen jetzt 'Lukas Nelson & Promise Of The Real'. Das Album trägt gleich denselben Titel. Musikalisch hat sich gleichwohl nicht groß etwas geändert.

Nelson setzt auf eher rockige Töne und klingt mehr nach Tom Petty & The Heartbreakers oder Lynyrd Skynyrd als nach seinem Vater. Wobei der natürlich an mehreren Stellen seine Spuren hinterlassen hat. Nicht nur in der Ballade "Just Outside Of Austin", in dem er die Saiten seiner legendären Gitarre 'Trigger' erklingen lässt, und das stark an Glen Campbells "Gentle On My Mind" erinnert.

So bezieht sich "Forget About Georgia" direkt auf ein Stück, das bei keinem Konzert seines Vaters fehlen darf: "Georgia On My Mind", ein Jazz-Standard, mit dem auch Ray Charles einen großen Hit feierte. Eine turbulente Liebesgeschichte mit einer Frau desselben Namens sei zu Ende gegangen, als er gerade mit seinem Vater auf Tour war, erzählt Nelson auf seiner Webseite. "Ich musste jeden Abend 'Georgia On My Mind' spielen, was es unmöglich machte, sie zu vergessen".

Die Beziehung thematisiert Nelson auch in "Find Yourself". Das soulige Stück sticht aber eher dadurch heraus, dass Stefani Germanotta alias Lady Gaga den Hintergrundgesang beisteuert. Sie lernten sich bei den Dreharbeiten zu Bradley Coopers "A Star is Born" kennen, in dem Germanotta als Schauspielerin auftritt, und Nelson samt Band Teile des Soundtracks beisteuert. Der Film kommt 2018 in die Kinos.

Moment mal: Lady Gaga? Interessant, dass ihr Name nicht groß auf dem Cover prangt, sondern im Booklet versteckt wird. Offenbar möchte Nelson mit seiner Musik und nicht mit Features überzeugen. Das Booklet verrät auch, dass seine Tante Bobbie (Klavier in "Just Outside Of Austin") und sein Bruder Micah (Gitarre und Klavier in der Country-Ballade "Runnin' Shine") mit von der Partie waren. Wichtiger ist jedoch der Beitrag des Gesangsduos Jess Wolfe und Holly Laessig von Lucius, die in nahezu allen Stücken zu hören sind.

Produzent John Alagia (Dave Matthews, John Mayer etc.) hatte also jede Menge zu tun. Das Ergebnis leidet etwas darunter, dass Nelson offenbar eher an einer Art Bewerbungsmappe mit vielen unterschiedlichen Facetten als an einem Album mit rotem Faden gelegen war. Dennoch zeigt er, dass er es drauf hat. Zu begutachten bei seinem vorerst einzigen Deutschland-Konzert am 20. Oktober 2017 in Berlin.

Trackliste

  1. 1. Set Me Down On A Cloud
  2. 2. Die Alone
  3. 3. Fool Me Once
  4. 4. Just Outside Of Austin
  5. 5. Carolina
  6. 6. Runnin' Shine
  7. 7. Find Yourself
  8. 8. Four Letter Word
  9. 9. High Times
  10. 10. Breath Of My Baby
  11. 11. Forget About Georgia
  12. 12. If I Started Over

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