laut.de-Kritik
Madlib und MF Doom avancieren zu Superschurken.
Review von Alexander EngelenMadlib ist wieder da. Nach dem fulminanten Bomben-Album "Champion Sound" als Jaylib, dem wunderbaren Psychedelic-Soul Ausflug mit Dudley Perkins auf "A Lil' Light" und zahllosen Remixen unter anderem für Radiohead, steht jetzt das Projekt Madvillain in den Startlöchern. Hier hat sich der kalifornische Beat-Virtuose mit der Underground-Legende MF Doom zusammen getan, um den Heads eine erneute Meisterleistung vor den Latz zu knallen.
Es ist schon unheimlich, in welchen kurzen Abständen kleine Meisterwerke aus Madlibs Instrumental-Werkstatt kommen. Seine Höchstleistung in Sachen Quantität und Qualität sind nicht von dieser Welt. Da macht "Madvillainy" auch keine Ausnahme.
Trotzdem unterscheidet sich das Album von den vorangegangenen Produktionen des Beat-Conducters. Die Instrumentals sind im Großen und Ganzen ruhiger als die von "Shades Of Blue" gewöhnten, verschachtelten Sample-Spinnereien. Passend für das leicht nölende Organ des Rappers MF Doom hat sich Otis Jackson jr. die smoothen Instrumentals aus seinem endlosen Repertoire klamüsert. Die Beats sind letztlich weniger verspielt als vergangene Produktionen. Mittlerweile finden auch lockere Soul-Samples den Weg aus Madlibs Zauber-SP 1200 ("Bistro"). Dass auf einen Madlib-Beat auch ohne Probleme eine Frauenstimme passt, zeigt "Eye" mit der überzeugenden Feinfühligkeit der Sängerin Stacy Epps.
Ansonsten kann sich der Zuhörer über eine Art Verarbeitung der Jeopardy-Titelmusik freuen ("Raid"), sich einer schwermütigen Akkordeon-Nummer hingeben ("Accordion") oder die unbeschwerte Leichtigkeit eines sonnigen Frühlingstages auf "Great Day" genießen. "Figaro" erinnert an D-12s "Shit On You", angereichert mit dieser unbeschreiblichen Innovativität, die den kalifornischen Produzenten so besonders macht.
Die Features fallen auf "Madvillainy" eher spärlich aus, was angesichts der Tatsache, dass beide Protagonisten über reichlich Alter Egos verfügen, im ersten Moment gar nicht auffällt. Quasimoto (aka Lord Quas), eine von Madlibs multiplen Persönlichkeiten, liefert dank hochgepitchter Quäker-Stimme den perfekten Gegenpol zu Dooms tiefem Bass. Auch Viktor Vaughn, der unheimliche Zwilling von MF Doom, fühlt sich offensichtlich im Madvillain-Kosmos wohl und flowt beruhigend auf das Soul-Sample unterlegte "Fancy Clown".
Der ehemalige Lootpack-Kollege Wildchild stattet auf "Hardcore Hustle" den Schurken einen Besuch ab und macht der ruhigeren Stimmung erstmals ein wenig Feuer unterm Hintern. Wahrscheinlich davon beflügelt schießen aus MF Dooms Munde beim nachfolgenden Track "Strange Ways" politisch-orientierte Reime auf einer dramatischen Streicher-Kulisse.
Inhaltlich eine Ausnahme, denn sonst gehen Dooms Aussagen eher weniger tief. "America's Most Blunted" fällt da besonders ins Auge. Ein Titel, der übrigens für das Method Man & Redman-Album geplant war, wegen schlechter Vermarktungs-Aussichten auf Wunsch des Labels aber in "Blackout" umbenannt wurde. "It's a known fact that grass increases creativity from eight to eleven times", heißt es in dieser Hymne auf gewisse Betäubungsmittel. So lange uns Madlib in der gewohnten Frequenz mit solch hochwertigem Material versorgt, wollen wir ihm das auch noch glauben ...
11 Kommentare
kein kommentar zu diesem überalbum?....tzzzzz
auf jeden fall gutes review........
wird endlich zeit für teil 2
interessantestes Hip Hop-Album der 00er, schätz ich.
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nuff said
teilweise anstrengend, dann öffnet sich's wieder, alles in allem ein hervorragendes Album, mit Fokus auf die Instrumentals.
"All Caps", einer der besten Songs des Jahrzehnts.
Meilenstein
tatsächlich ein Meilenstein..hinsichtlich Beatgestaltung und auch der Rap-Lyrik-Delivery. Jazzige Beats schaffen die perfekte Synergie und Stimmung gepaart mit MFs unvergleichlichen Stimme, Wortwitz und Flow. Eines der größten Hip Hop-Platten ever. 5/5 #restinpeacemfdoom