laut.de-Kritik
Musik als Wandtattoo.
Review von Hannes HußIch bin Jahrgang 2000. Das heißt, ich habe die Kelly Family nicht bewusst miterlebt. Ich kenne höchstens Joey Kelly vom TV Total-Turmspringen. Dass der Typ eine Riesenfamilie hat, checkte ich erst später. Von Maite Kelly hörte ich dann das erste Mal 2016: Das "Tränen im Auto"-Ding.
2017 kehrte die Kelly Family zurück - ohne Maite. Die wollte sich lieber auf ihre Solokarriere konzentrieren. "Die Liebe Siegt Sowieso" ist mittlerweile ihr fünftes Album - und alles bleibt wie es war: Mir rollen sich angesichts der Texte immer noch die Fußnägel hoch, der Kirmestechnoschlager der meisten Songs macht einen fast zu Van Gogh. Maites Stimme fehlt es dazu an Varianz und Opulenz.
Die 14 Songs des Albums verschwimmen zu einem einzigen musikalischen Albtraum. Man kann spätestens nach dem ersten Refrain nicht mehr einwandfrei unterscheiden, ob da gerade "Fortuna Trägt Ein Kleid Aus Gold", "Heute Nacht Für Immer" oder "Hell Wie Ein Kristall" läuft. Einen Song erkennt man höchstens, wenn dieser das Niveau der eben genannten unterbietet.
"Held (Ein Löwenherz)" fällt in diese Kategorie. Zu Beginn weckt eine Standardgitarre noch Hoffnung auf ein erträgliches Erlebnis - bis die blutleere Stimme und billig stampfende Drums einsetzen. Schlimmer als dieses Bierzelt-Potpourri der musikalischen Grausamkeiten ist nur noch der vermeintlich lebenskluge Text: "Du hast immer die Augen auf, du weißt was es braucht / Einer der dieses Leben kennt / Keine Frage du bist ein Herzensmensch".
Musikalisch flackert dann unerwartet "Mit Dir Hätt' Ich Zum Leben Ja Gesagt" auf: Ein Klavier und angenehm dezente Streicher, mehr braucht es hierfür nicht. Dazu trauert Maite einer verflossenen Liebe hinterher. Textlich bleibt es dennoch Magerkost und keinen Deut besser als Zeilen wie "Sag mir wann, sag mir wo, ist mir egal warum wieso / Sag mir wann, sag mir wo, ich geh' mit dir voll ins Risiko" ("Die Liebe Siegt Sowieso").
Maite Kelly produziert am Ende wie Helene Fischer, Michelle, Beatrice Egli, Ben Zucker und unzählig andere oberflächliche, musikalische Wandtattoos. Und so hat eine jede Generation ihr Päckchen zu tragen. Ob Maite Kelly jetzt solo oder mit den Anderen unterwegs ist, spielt da kaum eine Rolle.
7 Kommentare mit 6 Antworten
"Ich bin Jahrgang 2000. Das heißt, ich habe die Kelly Family nicht bewusst miterlebt."
Glück gehabt!
Maite ist ne taite. Nee, 1/5...
Sie werden den Erfolg dieser großartige Sängerin und ihres Albums mit ihrem Verriss nicht aufhalten. Platz 3 in Deutschland, Platz 4 in Österreich und das ist just the beginning!
Genau! Die ersten Blitzlieferungen nach Polen waren bereits auch ein großer Erfolg. Der Rest der Welt wird folgen!!!
1000 Einheiten können in schwachen Monaten schon reichen für Platz 3! Und das ist auch nicht der Anfang sondern das Ende ich prophezeie schon in der zweiten Woche einen Absturz um mindestens 40 Plätze! Und das zurecht die war schon immer die talentfreieste der Kellys!
Für ausverkaufte Turnhallen aber könnte es gerade so reichen.
Hm, kommt drauf an. Das letzte Album ist nur auf 8 gechartet und am Ende dreifach Gold gegangen (sagt mir zumindest wikipedia). Wobei natürlich selbst 1000 verkaufte Einheiten schon eine massive Verschwendung finanzieller Ressourcen darstellen würden.
Apropos Goldene Schallplatte:
Die maßgeblichen Mindestzahlen wurden nach Beschluss vom 30. Oktober 2003 nach rückläufigen Verkaufszahlen im Bereich der Musikindustrie deutlich herabgesetzt. In Deutschland liegt die Hürde für Alben nun (anstatt bei 250.000 wie vor dem 24. September 1999) rückwirkend zum 1. Januar 2003 bei 100.000.
In Deutschland werden die Goldenen Schallplatten von den Schallplattenfirmen verliehen und beim Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft registriert. Ein unabhängiger Wirtschaftsprüfer kontrolliert die Angaben der Plattenfirmen.
Es kann dann passieren das die Goldene zurückgegeben werden muss weil die Plattenfirma bei den Zahlen geschummelt hat. So wie die von Helloween..die haben die Exporte zu den Inlandsverkäufen dazugerechnet.
Die Scheibe fliegt sowieso..
in den Müll
Tut keinem weh, nützt aber auch niemandem etwas.
Tut keinem weh,
aber nur so lange man es nicht anhören muss.
Sie schaut, als ob vor ihr jemand einen Riesenständer präsentiert.
Man IST was man hört , hat einmal jemand gesagt.